PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
Polizei war, dann hätte ich sie vielleicht nach dem Professor und seinem »Laborunfall« fragen können. Ach ja, ich muss Dir ja noch erzählen, warum ich bei der Polizei war. Und damit Du es gleich weißt: Ich bin nicht verhaftet worden! Kaum zu glauben, oder?
Aber am besten, ich erzähle der Reihe nach.
Ich stürme in Milfinas Büro, fest entschlossen, Kuhlhardt zu zwingen, uns mit den Japanern zu helfen. Im selben Augenblick aber habe ich fast schon wieder vergessen, warum ich eigentlich gekommen bin.
Mir bietet sich ein unglaubliches Bild: Lipinski sitzt auf einem Stuhl neben Milfinas Schreibtisch (sie hat ihm drei Kissen untergelegt, damit er über die Schreibtischplatte schauen kann) und hat ein Lätzchen umgebunden. Ja, so ein Schlabberlätzchen für Babys! Knuddelbär steht darauf.
»Hallo, Berry!«, begrüßt Milfina mich strahlend und schiebt Lipinski ein Löffelchen in den Mund.
»Hallo, Milfina! Hallo, Knuddelbär!«, grüße ich zurück.
»Nöff!«
»Was macht ihr denn da?«
»Wir testen!«
»Aha. Und was?«
»Heute gibt es Kompotts im Angebot. Sehr viele Sorten. Wundervoll! Ich habe von jedem erst mal nur ein Glas mitgenommen, damit Lipinski testen kann, von welchen Sorten wir uns einen etwas größeren Vorrat anlegen sollen. Wir sind auch schon fast fertig.«
Wie groß dieser etwas größere Vorrat werden wird, kann ich mir gut vorstellen.
»Und warum testet ausgerechnet Lipinski?«
»Weil er ein sehr feines Gespür hat. Geschmacklich, meine ich. Als er noch – der alte Lipinski war, galt er als Gourmet!«
»Joff!«
»Und jetzt gilt er als Knuddelbär.«
»Nöff!«
Milfina schiebt Lipinski wieder ein Löffelchen Kompott in den Mund. »Das ist Himbeer-Maracuja«, sagt sie dabei.
»Joff!«
Milfina schreibt eine Notiz auf ein Blatt Papier vor sich. »Also schmeckt es. Sehr schön. Und nun, zum guten Schluss, Schinken-Banane.«
»Nöff!«
Milfina notiert. »Aha. Also nicht. Das war’s. Sieben für gut befunden, dreizehn durchgefallen.« Sie bindet Lipinski das Lätzchen ab. »So, nun ist er ganz für dich da, Berry.«
»Vergiss es, Goldfinger!«, rufe ich vorsichtshalber, als Lipinski vom Stuhl springt. »Eigentlich wollte ich Kuhlhardt sprechen«, sage ich dann.
»Er ist leider nicht da. Verhindert. Die Polizei hat vorhin angerufen«, sagt Milfina, ohne den Blick von ihren Kompott-Notizen zu nehmen.
»Polizei! Kuhlhardt ist bei der Polizei? Recherchiert er schon? Ich meine: wegen der Japaner!«
»Nöff.«
Milfina sieht auf und bemüht sich erst gar nicht, ihre Schadenfreude zu verbergen. »Er ist wohl eher unfreiwillig dort.«
»Echt? Warum denn?«
» Redhot .«
Das kapiere ich sofort. Er ist ja mit seinem Cadillac schon öfter aufgefallen.
»Zu schnell gefahren, stimmt’s?«
»Joff.«
Milfinas Grinsen wird noch ein wenig schadenfroher. »Warum holst du ihn nicht dort ab? Dann kannst du auf der Rückfahrt mit ihm plaudern.«
Ich kann mir bei Kuhlhardts Fahrstil zwar nicht vorstellen, dass ich während der Fahrt mit ihm »plaudern« könnte, aber ich habe keine Lust, auf ihn zu warten und womöglich auch noch Kompott-Tester spielen zu müssen.
»Kommst du mit, Lipinski?«, frage ich Knuddelbär.
»Nöff.«
»Du weißt doch, dass er nicht gern mit Redhot fährt«, sagt Milfina.
»Stimmt. Außerdem sieht es ziemlich belämmert aus, wenn er in seinem Kindersitz hockt.«
»Joff.«
»Trotzdem würde dir nach dem ganzen süßen Zeug ein kleiner Spaziergang guttun. Oder willst du so fett werden wie ein Mops?«
Das hat gesessen. Seine unglückliche Liebe zu der Mopsdame Rosalie hat er wohl immer noch nicht ganz überwunden.
Er wirft mir einen giftigen Seitenblick zu, als er mir nach draußen folgt.
Vor dem Präsidium ist Kuhlhardts knallroter Cadillac Convertible nicht zu übersehen.
»Er ist noch da«, sage ich zu Lipinski.
»Joff.«
Wir sind gerade die ersten Stufen zum Eingang hochgelaufen, da wird die Tür aufgerissen und Kuhlhardt stampft heraus, langer Ledermantel, grimmiges Gesicht und Hut tief in die Stirn gezogen.
Er sieht uns sofort. »Was macht ihr denn hier? Wollt ihr euch an meiner Schmach ergötzen?«
»Nein!«
»Joff!«
»Das dachte ich mir.«
»Hatten Sie Ärger?«, frage ich unschuldig.
»Hatte ich Ärger! Ignoranten!«, grollt Kuhlhardt.
»Sie meinen die Polizei?«
»Ich meine die Polizei!«
»Sind Sie zu schnell gefahren?«
»Bin ich zu schnell gefahren! Kommt auf den Standpunkt an.«
»Verstehe ich nicht. Zu schnell ist zu
Weitere Kostenlose Bücher