PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: FernWeh (German Edition)
Auftrag? So schwierig ist das ja wohl nicht. Sie müssen denen nur die Creme geben!«, komme ich wieder auf den eigentlichen Punkt zurück.
»Übernehme ich den Auftrag. Aber natürlich. Und jetzt musst du gehen, MAX. Und sag Berry the Blue, er soll sich entspannen.« Dann schiebt er mich aus seinem Büro raus und schließt die Tür.
Als ich im Vorzimmer stehe, schaut Milfina mich nicht an. Sie ignoriert mich sehr bewusst.
»Tut mir leid wegen eben«, sage ich.
Sie antwortet nicht, sondern sortiert das Waschpulver in ein Regal.
Ich gehe zu ihr, tippe auf eine Packung Waschpulver und frage ganz schüchtern: »Ob ich wohl eins davon haben dürfte?«
Milfina schnellt herum. »Aber sicher!« Sie drückt mir sofort drei Packungen in die Hand. »Außerdem solltest du dringend noch ein paar von den bayrisch-rustikalen Tischsets mitnehmen und eine Kiste von dem süßen Senf im original Oktoberfest-Maßkrug.«
Beladen wie ein mexikanischer Packesel bin ich dann wieder die Treppe runter und ins Taxi. Der Taxifahrer guckt mich sehr merkwürdig an.
»Ich war einkaufen«, sage ich. »Hier ist ’ne neue ALDI-Filiale. Geheimtipp.«
Also, Berry, wir haben es wieder mal geschafft. Ist schon absurd, in was wir immer hineingeraten. Aber hey, immerhin hab ich jetzt die Grundausstattung für ’ne bayrische Brotzeit.
Pfiat Di,
MAX
PS: »Pfiat Di« ist bayrisch (passend zu den Tischsets) und die Kurzform von »Pfiat Di God«, soll heißen »Behüt Dich Gott«. Wenn Dir das zu fremdartig ist, dann rufe ich Dir ein fröhliches »Servus« zu.
PPS: Mir geht die Frage nicht aus dem Kopf, wieso eine japanische Gangsterbande so heftig daran interessiert ist, eine Hautcreme zu erbeuten. Da ich mal ausschließen würde, dass die Japaner in einer Pfadfindergruppe Mitglied werden wollen und deshalb eine Lifting-Creme brauchen, die sie um Jahre jünger macht, ist mir eine andere Idee gekommen: Hashimoto ist ein gesuchter Gangsterboss. Wenn die Creme wirklich eine Metamorphose verursacht, also eine Verwandlung, würde er ja anders aussehen, nachdem er sich die Creme ins Gesicht geschmiert hat. Wäre das nicht eine elegante Art und Weise, unbehelligt zu leben? So würde er sich eine neue Identität zulegen und die Polizei könnte lange nach ihm suchen.
Macht das nicht Sinn? Oder ist das zu abgedreht?
PPPS: Heute wurde ich von unserem supercleveren Sicherheitspersonal beinahe daran gehindert, wieder ins Haus zurückzugehen. Ist doch absurd, oder? Ich schlüpfe gerade durch das Eingangstor in den Garten, da stoppt mich so ein Kerl und fragt, wo ich herkomme.
Ich hebe ihm meinen Arm voll ALDI-Kram entgegen und sage: »Vom Einkaufen.«
»Aber Sie haben das Grundstück doch gar nicht verlassen«, meint er streng.
»Na, wenn ich’s nicht verlassen hätte, könnte ich ja jetzt wohl kaum wieder zurückkommen, oder?!«
Er kratzt sich am Schädel und denkt nach.
Ich helfe ihm ein wenig. »Aber Sie haben mir doch das Tor geöffnet, erinnern Sie sich etwa nicht?!«
Er nickt, obwohl es nicht stimmt. Dann kann ich es natürlich nicht lassen und muss ausprobieren, wie weit ich gehen kann.
Ich drücke ihm einen Oktoberfest-Bierkrug mit süßem Senf in die Hand. »Und ich sollte Ihnen Senf besorgen.«
Er ist derart verblüfft, dass er gar nichts mehr sagt.
Ich zwinkere ihm zu. »Und meinem Vater sagen wir nichts davon, dass ich für Sie einkaufen gehe, das fände er bestimmt nicht gut.«
Er nickt verdattert. Ich husche schnell die Auffahrt hoch und verschwinde im Haus. Ich mag die Leute langsam, wir sollten sie doch nicht austauschen.
Von: BerryBlue
An: PinkMuffin
Betreff: Du bist die Größte!!!
MAX!
Danke! Danke! Danke! Du hast mich gerettet!
Dass Du die Creme gleich zu Kuhlhardt gebracht hast, ist einfach genial! Er gibt sie den Japanern und alles ist in Butter – oder in Sake oder was weiß ich. Ist mir auch egal. Und genauso egal ist es, was dieser Hashimoto mit diesem ekligen Zeug will. Eine Creme, die das Gesicht verändert? Wie widerlich! Dieser Hashimoto müsste ein Top-Gangster sein, wenn er sich so ein Teufelszeug ins Gesicht schmiert, um nicht mehr von der Polizei erkannt zu werden. Aber wahrscheinlich wird es so sein. Jedenfalls kann ich jetzt zu Hause bleiben. Ich gehe gleich zu meinem Vater und sage ihm, dass mein »Ausflug« ausfällt.
Vielleicht gehe ich dann später noch zu Kuhlhardt. Ich bin ja doch neugierig, was die Japaner gesagt haben, als er ihnen die Creme übergeben hat.
Willst Du
Weitere Kostenlose Bücher