PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)

hast du bloß angestellt?“
    Erst mal wusste ich ja nicht, was sie weiß, also musste ich nachfragen: „Was genau meinst du?“
    „Dein Vater hat mich eben angerufen und gesagt, dass du versucht hast, ins Labor einzubrechen, und dass du dort den Sicherheitsmann als , Ratte‘ beschimpft hast. Wieso hast du das getan?“
    Ich hab kurz überlegt, ob es einen Weg raus gibt, und gesagt: „Ich interessiere mich eben für Kosmetik.“
    Hoffnung leuchtete im Gesicht meiner Mutter auf: „Wirklich?“
    „Ja.“
    „Aber dafür musst du doch nicht in das Test-Labor einbrechen. Du hättest mich fragen können, ich weiß alles über Kosmetik.“
    „Na gut, ich mach’s nicht mehr“, sagte ich und wartete ab.
    Meine Mutter dachte eine Weile nach. Dann meinte sie: „Also, ich lass mir was Nettes für dich einfallen, wo du dich jetzt endlich für Kosmetik interessierst. Aber erst mal hast du Hausarrest. Tut mir leid, aber das hat dein Vater angeordnet. Bis er wiederkommt, darfst du nicht aus dem Haus.“
    Ich stöhnte.
    Sie lächelte. „Louis Vuitton hat auch schöne Kosmetiktäschchen. Soll ich dir eins besorgen?“
    Ich stöhnte noch mal.
     
    Wieso ich Dir das alles erzähle? Weil ich einen neuen Plan habe.
    Also: Ich kann meine Nase da nicht mehr sehen lassen, nicht nur wegen des Hausarrests, sondern weil man mich da ja jetzt kennt.
    Aber: Die Zeit läuft, wir müssen schnell handeln, sonst vernichten sie alle Beweismittel. Also musst Du die Sache übernehmen.
    Schnapp Dir Dein Fotohandy und mach Dich auf den Weg. Aber, keine Panik, Du musst nicht einbrechen, Du kannst dort ganz offiziell hingehen, ich hab einen Termin für Dich ausgemacht, bzw. meine Großmutter hat den Termin für Dich gemacht.
    Du gehst also zum Unigelände, dort ist das Labor von Frau Professor ... Himmel, dieser Name, was Süßes irgendwie, hab’s vergessen. Da fragst Du nach einem – Moment, den Namen hab ich irgendwo aufgeschrieben – ach ja: Häberlein, das ist der Assistent, der weiß Bescheid.
    Wenn was nicht so läuft, erwähne einfach den Namen meiner Großmutter und sag denen, dass Du auf ihren Wunsch hin gekommen bist.
    Meine Großmutter war heute nämlich wieder zu einem „Inspektionsbesuch“ da. Und da kam mir die Idee: Du gehst einfach zur „Inspektion“ ins Labor. Bist ein Handwerksinspektor, der auf Wunsch meiner Großmutter die Anlagen kontrolliert. Aber natürlich bist Du kein einfacher Geselle. Du bist der Obermeister von der Handwerkskammer. Das klingt so schön offiziell. So einer war neulich mal bei uns, weil meine Mutter darauf bestand, unseren verstopften Abfluss nur von „oberster Stelle“ reparieren zu lassen. Gut, was?
    Deshalb kannst Du da ganz fröhlich reinmarschieren und Dir alles zeigen lassen. Pass bloß auf, dass sie nicht merken, dass Du Fotos von den geschminkten Ratten machst!
    Merk Dir auch den Namen von meiner Großmutter: Mathilda von Hardenberg. (Novalis, 18. Jahrhundert, schwärmerischer Dichter der Romantik, Die blaue Blume und so, Du weißt schon. Ja, das sind wir. Direkte Linie.) Meine Großmutter tönt nämlich immer rum von wegen ihr Name „öffnet Türen“. (Und ich dachte immer, „Sesam, öffne dich!“ wär das Zauberwort, haha.) Also, jedenfalls sollte das helfen. Sag, sie schickt Dich, und dann müsste alles klappen.
    Meine Großmutter ist nämlich eine „Dame der Gesellschaft“, jede Menge Kohle und philanthropisch engagiert. (Philanthropisch bedeutet nicht, dass sie Philodendron züchtet oder Briefmarken sammelt – sie spendet Geld für „menschenfreundliche“ kulturelle oder wissenschaftliche Zwecke.) Deshalb sind alle Leute immer supernett zu ihr, lassen sich devot lächelnd ihre exzentrischen Anwandlungen gefallen und tun alles, um sie bei Laune zu halten.
    Gruß,
    MAX
     
    PS: Du heißt übrigens Berry Baiser. (Mir fiel Dein Nachname nicht ein und auf die Schnelle kamen mir nur Namen von Torten und Gebäck ins Hirn. Berry „Besee“ klingt doch klasse, was?)
     
     
    Von: BerryBlue
    An: PinkMuffin
    Betreff: Obermeister???
     
    Hi, MAX,
    Hausarrest also. Euren Sklaven bei der Arbeit zuzugucken, ist ja ’ne grauenhafte Strafe. Hoffentlich überstehst Du das lebend. Aber wenn Du nicht wieder in ein Internat müsstest, fände ich das auch besser. Dann könntest Du nämlich selbst ins Labor gehen und die Fotos von den geschminkten Ratten machen. Ich hab keine Ahnung, was es mit diesem Glamour-Girl-Kram auf sich hat. Auf jeden Fall scheint Dein Vater jede Menge Kohle damit zu