PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: LiebesWahn (German Edition)
gemalt.«
Die Art, wie sie es sagt und mich dabei ansieht, macht mir klar, dass sie genau weiß, was für ein Bild das ist.
»Sie haben Kuhlhardt und mich belauscht, als wir vor dem Café standen, stimmt’s?«, frage ich sie.
Doch sie lächelt nur. »Ich muss jetzt gehen.«
»Wohin?«
»Ins Café natürlich. Der Volkshochschulkurs Hühneraugen – Vorbeugung und Bekämpfung hat für heute einen Tisch reserviert. Das schafft deine Mutter nicht allein – jedenfalls nicht, ohne sich Hühneraugen zu laufen.«
»Sollen wir Sie mitnehmen?«, frage ich. »Kuhlhardt ist mit dem Auto da.«
»Nein danke. Zu Fuß bin ich schneller.«
Bei der Geschwindigkeit, mit der sie dann losspurtet, glaube ich ihr das sogar.
Kuhlhardt und Lipinski haben ihren Beobachtungsposten immer noch nicht verlassen. In mir steigt Wut hoch.
»Super! Vielen Dank!«, fauche ich Kuhlhardt an. »Warum sind Sie überhaupt mitgekommen, wenn Sie mir doch nicht helfen?«
»Warum bin ich gekommen. Um dich zu beobachten.«
»Beobachten?«
»Beobachten.«
»Joff.«
Ich kann es nicht fassen. »Das heißt, Sie hätten seelenruhig zugesehen, wie ich untergehe?«
»Hätte ich seelenruhig zugesehen. Du bist nicht untergegangen.«
»Weil Kassandra mir geholfen hat!«
»Kassandra. Starke Frau, gute Technik.«
»Joff.«
»Kennen Sie sie?«
»Kenne ich sie. Aus der Zeitung. Hat schon viele Titel gewonnen.«
Vielleicht sollte ich ja doch von Telefonbüchern auf Zeitungen umsteigen.
»Aber wenn sie nicht gekommen wäre, hätten Sie mir doch geholfen, oder?«
»Joff.«
»Hätten wir geholfen. Nein. Es gibt Situationen, die muss man allein durchstehen. Das macht stark, Berry the Blue.«
»Und MAX?«
»Und MAX. Vielleicht hat sie es schon durchgestanden.«
Das hoffe ich! Das hoffe ich wirklich! Wo bist Du? Bitte melde Dich, wenn Du kannst!
Berry
PS: Der Picasso hängt nun wieder im Café. Meine Mutter entschuldigt sich bei jeder Oma persönlich dafür und erzählt ihr, wie schön ich früher gemalt hätte.
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: Mau-Mau und Schwarzer Kater
Berry, ich bin zu Hause. Alles klar. Mann, wieso habt Ihr denn nicht auf mich gehört?!! Hab doch geschrieben, dass ich alles im Griff habe.
Camilla hatte nämlich überhaupt nicht vor, mich gegen das Bild einzutauschen.
»Du bleibst hier, du bist mein Joker in diesem Spiel«, hat sie mir höhnisch mitgeteilt.
Dann ist sie mit einem ihrer Gorillas losgefahren, den anderen hat sie mir als Bewacher dagelassen. Gott sei Dank den mit dem IQ von einem Schokocroissant. Wobei der andere auch nicht gerade den Eindruck machte, als wüsste er, wie man einen Kühlschrank öffnet.
Wie auch immer, meine »Flucht« war ein Kinderspiel. Genau genommen kann man es nicht mal »Flucht« nennen. Der Gorilla hat mich nämlich heimgefahren. Bis vor die Tür. Jawohl.
Weißt Du, wieso? Weil er eine Wette gewinnen wollte.
Er sitzt neben mir in diesem dämlichen Laborraum und sagt keinen Ton.
»Langweilig, was?«, fang ich ein Gespräch an.
Keine Reaktion.
»Haben Sie Karten dabei?«
Er guckt groß.
»Spielkarten. Wir könnten ein Kartenspiel spielen.«
In seinen Augen ist Interesse zu erkennen. Aber auch Zweifel, ob ihm Camilla das wohl erlauben würde.
Ich beruhige ihn. »Das ist schon okay. Alle Entführer spielen mit ihren Opfern Karten, bis sie das Lösegeld bekommen haben. Kann man in jedem Film sehen. Irgendwie muss man sich ja die Zeit vertreiben.«
Er guckt oberwütend. »Ich bin kein Entführer!«
(Tatsächlich, Du hattest recht, Berry: genau vier Wörter.)
»Ach so, na dann ist das ja überhaupt kein Problem, dann können wir Karten spielen.«
Er strahlt. Sofern das leicht verzogene Gesicht wirklich ein Zeichen für Freude ist, kann auch ein Muskelkrampf gewesen sein. Na egal.
Ich habe nämlich einen Plan.
Er holt tatsächlich ein Kartenspiel raus und legt es auf den Tisch.
»Was spielen wir und um was spielen wir?«, frage ich.
Er guckt mich irritiert an. Oh, zwei Fragen auf einmal, mein Fehler.
Also noch mal von vorn: »Was spielen wir denn?«
»Wie?«
»Na, Blackjack, Poker, Skat oder was?«
Er legt die Stirn in Falten und sieht gestresst aus. Vielleicht fällt ihm auf, dass wir für zwei dieser Spiele ein Mann zu wenig sind. Aber das ist gar nicht sein Problem.
»Mau-Mau!«, sagt er.
»Mau-Mau?«, wiederhole ich ungläubig.
»Mau-Mau!« Er nickt.
Ich wundere mich ziemlich, bis mir wieder einfällt, dass durch die Einnahme von
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