PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: LiebesWahn (German Edition)
glatte 40 Minuten, aber besserte Colettes Laune erheblich auf.) Dann hab ich die Schweine mit dem Rest Walkürenbällchen gefüttert.
Tja, Berry, das war also meine Flucht. Nicht sehr heldenhaft, eher erbärmlich.
Nicht so wie bei Dir. Hey, ich bin echt beeindruckt. Du hast einen super Einsatz gebracht. Und Kuhlhardt hat bei mir wieder voll verloren. Der kann doch nicht einfach danebenstehen und zugucken, während Du um Dein Leben, mein Leben und ein Picasso-Schweine-Bild kämpfst! Ich hoffe, Du bist jetzt durch mit ihm.
Nachdem ich Deine Mail gelesen habe, hab ich übrigens meine Großmutter angerufen und ihr alles erzählt.
Sie hat mir jedes Wort GEGLAUBT! Ist das zu fassen?!
Sie seufzte. »Ach je, das menschliche Bewusstsein! Gier und Machtbesessenheit, Rache und Bösartigkeit. Gott sei Dank paart es sich meist mit Dummheit.«
Ich wusste nicht genau, was ich dazu sagen sollte. »Na, immerhin hat Camilla es geschafft, zwei Schweine als Kunsträuber auszubilden«, meinte ich.
»Schweine sind klug, das ist bekannt.« Offensichtlich ist Camilla nun derart unten durch bei meiner Großmutter, dass sie deren schiere Existenz nicht mehr anerkennt.
Ich versuchte es noch einmal: »Camilla wird bestimmt nicht klein beigeben. Wenn sie mitkriegt, dass ich nicht mehr in ihrem Labor bin, wird sie toben.«
Wieder völlige Ignoranz. »Mathilda, mein Kind, wo sagtest du, ist mein Bild nun?«
Aha, Camilla existiert nicht mehr für meine Großmutter. Auch ’ne Art, mit seinen Feinden umzugehen.
»Der Picasso ist im Café Kränzchen . Berry hat ihn dort versteckt. Also, aufgehängt. Ganz offen, für alle sichtbar.«
»Ein kluger Junge«, meinte sie. »Am besten werde ich es höchstpersönlich dort in Empfang nehmen. Danach hole ich dich ab.«
Sie ist schon irgendwie unglaublich. Keine weitere Gefühlsregung, keine Empörung, keine Wut, kein Hass, keine Freude über das gerettete Bild. Ich glaube, das ist das, was sie immer als »Contenance« bezeichnet.
Und jetzt ist sie auf dem Weg zu Euch. Um das Bild abzuholen. In zwei Stunden ist die Eröffnung.
Berry, tut mir leid, ich konnte sie nicht stoppen.
Aber die gute Nachricht ist, dass sie zwei-, dreimal anerkennend »Hmm« gemacht hat, als Dein Name fiel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das ein gutes Zeichen ist. Du musst also damit rechnen, dass sie freundlich zu Dir sein wird (das kann etwas einschüchternd sein).
Also, lass Dich nicht von ihr nervös machen, sei einfach Du selbst oder lies schnell noch ein paar Telefonbücher durch. Und versuch eine Essenseinladung zu vermeiden. Das geht IMMER schief.
MAX
PS: Schick mir doch bitte wieder Walkürenbällchen für die Schweine. Danke!
Von: BerryBlue
An: PinkMuffin
Betreff: Zwei Welten prallen aufeinander
Hallo, MAX,
hast Du schon einmal erlebt, wenn zwei Welten aufeinanderprallen? Ich war gerade dabei. Unser Café und Deine Großmutter: culture clash!
Im Café war die Hölle los. Alle Omas der Stadt schienen sich bei uns verabredet zu haben. Kassandra tat ihr Bestes, aber ohne Hilfe kam sie nicht klar. Also war ich mal wieder dran.
Ich versuche gerade zwei Stück Himbeer-Sahne, ein Stück Käsekuchen und vier Walkürenbällchen unfallfrei in den Gastraum zu balancieren, da ertönt ein spitzer Schrei meiner Mutter von der Theke: »Frau von Hardenberg!«
Ich lade die Kalorien am Tisch des Häkelklubs Flotte Nadel ab und stürme nach vorne. Deine Oma steht an der Tür und lässt ihren Blick schweifen. Mann, wie groß ist sie eigentlich? Zwei Meter? Vielleicht erschien sie ja auch nur so groß, weil meine Mutter hinter ihrer Theke zusehends schrumpfte.
Deine Oma braucht bestimmt keinen Bodyguard. Was Kassandra mit ihrem Judo, Karate oder was weiß ich schafft, macht sie mit ihren Augen. Ich bin sicher, dass sie Camillas Gorillas mit einem Blick zu einem Häuflein Asche versengen oder in die entfernteste Galaxie schießen kann.
Doch da lächelt sie. »Frau Kranz?«, fragt sie meine Mutter, die inzwischen die Größe eines Hobbits erreicht hat.
»Welch eine Ehre, dass Sie uns persönlich beehren«, wispert meine Mutter.
»Ich habe schon oft Ihre Köstlichkeiten genossen, gute Frau. Mir ist es eine Ehre, Sie kennenzulernen.«
Meine Mutter überwindet die Schwerkraft und schwebt ungefähr zehn Zentimeter über dem Boden.
»Sie haben einen Sohn, der Berry heißt?«, fragt Deine Oma dann.
Die Schwerkraft hat meine Mutter wieder. »Was hat er angestellt?«
»Ich bin Berry!«, rufe ich,
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