Pioniere des Kosmos
über der Stadt. Das Schiff sank langsam durch den dichten grauen Nebel und kam fünfhundert Meter über der kahlen Hochebene in den grauen Tag hinaus.
Dann hing es still unter der schweren Wolkendecke, und seine Fernsehaugen spähten hinunter, um auf Bildschirmen zu zeigen, was dort war. Minutenlang herrschte Stille im Brückenraum des Kreuzers, als alle – nicht nur die zwei Obristen von der Erde – beobachteten.
Dann drehte Oberst Branuss seinen Kopf seitwärts, um Mark anzusehen, und sagte: »Es ist nichts da.«
Mark nickte zu ihm und dann zu dem Fernsehbild, das acht Quadratkilometer nackten, zernarbten Felsboden zeigte, der mit zerfetztem Metall, verbogenen Trägern, Trümmern und anderem Altmaterial übersät war, als ob ein Geschlecht von mythischen Giganten an der Stelle ein Picknick veranstaltet und die Überreste unaufgeräumt zurückgelassen hätte.
»So ist es«, sagte Mark. »Sie sind fort. Sie sind endgültig fort. Sie können den Raum um diese Welt um Lichtjahre hinweg absuchen, und Sie werden nicht einen einzigen Meda V’Dan finden. Die Erde und wir werden sie niemals wiedersehen.«
Als das Schiff wieder bei der Station gelandet war, begleitete Mark die zwei Obristen zu ihrem eigenen Schiff.
»Hier«, sagte er, bevor sie an Bord gingen, um ihre Rückreise zur Erde anzutreten. Er übergab Branuss eine kleine Filmspule und eine zweite die ein Magnetband enthielt.
»Diese Filmspule«, erklärte er, »ist eine Kopie unserer Aufzeichnungen vom Kampf gegen die Meda V’Dan nach ihrem Angriff auf die Marinepatrouille und von unserem Angriff auf ihre Stadt. Das Magnetband von uns ist eine Botschaft von uns an die Regierung der Erde. Sie erläutert die Gründe unseres Handelns und erklärt, warum die Meda V’Dan fortgezogen sind. Ferner bietet sie der Erde den Abschluß eines Vertrages an, durch den sie und wir, die Unabhängigen Kolonien, Nutzen aus unserem neuen Verhältnis ziehen können. Ich erwarte eine zustimmende Anwort zu den grundsätzlichen Punkten des Vertragsentwurfs innerhalb von vierzehn Tagen. Wenn wir sie bis dahin nicht erhalten haben, werden wir davon ausgehen, daß die Regierung der Erde zu unseren Vorschlägen eine negative Haltung einnimmt, und an die Verwirklichung von Plänen gehen, die eine Zusammenarbeit mit der Erde nicht einschließen.«
Branuss nahm die Spulen entgegen. Eine dumpfe Benommenheit hatte von ihm Besitz ergriffen, seit er die verlassene Stadt der Meda V’Dan gesehen hatte.
»Die Regierung kann nicht in zwei Wochen antworten«, sagte er nach einer Pause. »Das ist unmöglich.«
»Unmöglich war auch die Situation hier draußen«, antwortete Mark. »Jetzt ist sie nicht mehr unmöglich. Vierzehn Tage. Meine Herren, leben Sie wohl.«
Er sah sie hintereinander durch den schmalen Einstieg verschwinden. Die Luke schloß sich hinter ihnen, und kurz darauf hob das kleine Schiff ab. Er kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück, aber kaum hatte er sich neuerlich in seine Aktenarbeit vertieft, als Brot, Horace, Ulla und Lily wie ein Stoßtrupp bei ihm eindrangen.
»Die Meda V’Dan haben das Weite gesucht?« grollte Brot, sobald die Tür hinter der Gruppe zugefallen war. »Und du wußtest, daß sie sich davonmachen würden? Warum zum Teufel hast du keinem von uns etwas gesagt? Du weißt, daß ich diese Art von Geheimniskrämerei nicht ausstehen kann!«
Mark lehnte sich in seinen Stuhl zurück und rieb müde seine Augen.
»Ich wußte es nicht«, sagte er. »Ich vermutete nur, daß sie es tun würden. Und ich setzte auf diese Vermutung. Aber der Einsatz lohnte sich.«
»Wenn Sie so weitreichenden Vermutungen folgten«, sagte Lily, »dann möchte ich wirklich wissen, warum Sie mich und meine Arbeitsgruppe zur Erforschung des Rassencharakters und der Philosophie der Meda V’Dan überhaupt brauchten? Wenn Sie ahnten, daß ein Angriff von ein paar Schiffen auf ihre Stadt ausreichen würde, sie zu verjagen, dann muß ich schließen, daß Sie die ganze Zeit wesentliche Informationen besaßen, die Sie uns bewußt vorenthielten …«
»Die Meda V’Dan wurden nicht verjagt«, sagte Mark.
»Nein«, sagte Lily. »Ich verstehe, was Sie meinen. Die Meda V’Dan gingen, weil das ihr Verhaltensmuster ist. Aber das berührt meine Fragestellung nicht. Sie haben mich und meine Gruppe und auch Ulla hier nicht wirklich benötigt. Warum haben Sie dann vorgegeben, wir hätten mit unserer Arbeit einen wichtigen Beitrag zu leisten? Ich dachte wirklich, wir könnten helfen, und nun
Weitere Kostenlose Bücher