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Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Piper und das Rätsel der letzten Uhr

Titel: Piper und das Rätsel der letzten Uhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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erreichten sie den Baum.
    Er war ein riesiger Ahorn. Zwischen seinen mächtig dicken Wurzeln befanden sich rundliche Türen, die zu Wohnungen im Inneren der Erde und des Baumstammes führten. All die anderen Bäume, die den Ahorn umringten und den Rand einer Lichtung bildeten, waren ausnahmslos alte Erlen. Das vermutete Piper zumindest.
    »Wir nennen diesen Platz hier Erlengrund«, erklärte Mr Reddingshurst.
    Bingo!
    Sie wusste, was ein Ahorn war, also musste es sich bei den anderen Bäumen um besagte Erlen handeln. Sie waren hoch und ihre Äste neigten sich leicht im sanften Wind, der nicht warm und auch noch nicht kalt war, aber schon erahnen ließ, dass es bald nach feuchtem Holz riechen würde. Überall wich das Grün einem Bunt aus Braun, Gelb und Rot.
    »Es sieht gemütlich aus«, war das Erste, das Piper dachte, und das Erste, was sie sagte.
    Sie meinte damit alles: die Lichtung, die von der Sonne berührt wurde, und den Bach, dessen Wasser klar plätscherte; die Mühle, die wie aus alten ungeraden Brettern gezimmert am Bach lehnte und deren Rad sich ächzend drehte, die Stühle, die vor dem Ahorn um einen Tisch herumstanden; die Gemüsebeete, in deren Mitte eine Vogelscheuche aus dem Boden ragte. Eine ländliche Idylle wie aus den Kinderbüchern, mit denen ihre Eltern groß geworden waren. Sie wurden sauber hinter einer Glasscheibe im Wohnzimmerschrank aufbewahrt und ab und zu durfte sich Piper eins nehmen. Alles war friedlich und angenehm, sogar die Stille hatte hier eine sehr schöne Melodie, der man lauschen konnte.
    Dann sah sie den Otter. Mr Travis. Er sah genauso aus wie in ihrer Erinnerung. Er saß in einem Schaukelstuhl auf einer schmalen Veranda, die aus dem Stamm des Ahorns herauswuchs, trank Tee und las in einem Buch, von dem er augenblicklich aufschaute, als er sie bemerkte.
    »Sie sind zurückgekommen«, begrüßte er sie erfreut.
    »Das war aber nicht so geplant.«
    »Was ist schon geplant im Leben?«, entgegnete er und stellte die Teetasse auf einen kleinen runden Korbtisch. »Ich hoffe, Sie sind nicht nur deswegen hier, weil Ihnen langweilig war.«
    Piper schwieg. Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie haben ja keine Ahnung, wie langweilig mir war, dachte sie.
    »Aber wenn Sie schon mal hier sind, können Sie uns vielleicht helfen«, sagte Mr Travis und klappte sein Buch zu.
    »Wobei?«
    Mr Reddingshurst, der neben ihr stand, brachte es auf den Punkt: »Honig!«
    »Honig?«
    »Honig«, bestätigte auch Mr Travis.
    Als sie ihn fragend anschaute, erklärte ihr der Otter Folgendes: »Mr Olivier, der Dachs, lebt drüben in den Hügeln. Er hat heute Geburtstag. Er liebt Honig über alles, aber es ist schwierig, an den Honig heranzukommen.«
    »Mein Onkel hat Bienen«, sagte Piper.
    »Dann kennen Sie sich mit Bienen aus.« Das war keine Frage. Mr Travis wurde ganz aufgeregt.
    Piper zögerte. »Ich würde nicht sagen, dass ich mich mit ihnen auskenne, aber…«
    »Sie kennt sich mit Bienen aus«, sagte Mr Travis zu Mr Reddingshurst. »Ist das nicht wunderbar?«
    »Ja«, sagte der. »Ich wusste, dass es keine Zufälle gibt.«
    »Was ist wunderbar?«, fragte Piper.
    »Sie können uns den Honig besorgen«, meinte Mr Travis. »Denn sie kennen Sie ja noch nicht.«
    »Wer kennt mich nicht?«
    »Die Bienen«, antwortete Mr Travis. »Sie kennen Sie noch nicht.«
    Und Mr Reddingshurst fügte hinzu: »Wir haben bereits auf jede erdenkliche Art versucht, an den Honig zu kommen, aber immer haben sie uns durchschaut. Egal, in welcher Verkleidung wir gesteckt haben.«
    Piper konnte sich da wirklich einiges vorstellen und musste sich ein Grinsen verkneifen.
    »Ich habe aber überhaupt keine Idee.« Piper war als Honigdiebin absolut ungeübt. Überhaupt hatte sie noch nie etwas gestohlen. Sie wusste, dass einige ihrer Mitschüler schon Dinge geklaut hatten. Sie gaben in den Pausen damit an, insbesondere die Jungs. Aber Piper hatte diesem Rumgeprahle nie etwas abgewinnen können.
    »Haben Sie die Bienen überhaupt einmal gefragt, ob sie Ihnen etwas Honig abgeben wollen?«
    Mr Travis und Mr Reddingshurst sahen einander verständnislos an.
    »Sie haben nicht gefragt«, gab Piper sich selbst die Antwort.
    Mr Travis kam von der Veranda herunter. »Wir verstehen sie nicht.«
    »Die Bienen«, ergänzte Mr Reddingshurst.
    »Sie summen und brummen nur herum.«
    »Sie sprechen nicht unsere Sprache.«
    »Und sie mögen uns nicht.«
    »Dafür mögen sie ihren Honig.«
    »Deshalb gestalten sich Gespräche als

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