Piper und das Rätsel der letzten Uhr
schlief sie ein.
Irgendwann, viel, viel später, wachte sie auf. Sie blinzelte und stellte fest, dass die Sonne direkt durch das Fenster auf ihr Bett schien. Es war früher Morgen.
»Belstone?«
Sie stand auf und machte die Tür auf.
Der Fuchs war fort.
»Belstone?«, rief sie abermals.
Keine Antwort.
»Tja«, sagte sie und rieb sich die Augen. Er war eben ein Fuchs.
Dann gähnte sie.
Während sie nach unten ging, fiel ihr als Erstes auf, dass der Modergeruch verflogen war, und dann sah sie, dass alles viel frischer und moderner aussah.
Sie schien immer noch in der Taverne zu sein, doch zu einer anderen Zeit. Sicher mehr als hundert Jahre später. Es gab Lichtschalter und elektrisches Licht; Piper erkannte ein Telefon auf einer modernen Kommode im Flur, und als sie einen Blick in die Stube warf, sah sie ein Wohnzimmer mit Flachbildfernseher und DVD-Player. Moderne Zeitschriften, die so hießen wie Das Yacht-Magazin und Segeln, wöchentlich lagen neben der Tür auf dem Boden.
Und dann nahm sie den Geruch von einem richtigen Frühstück war. Es roch nach Toast und Ei und sie hörte eine Kaffeemaschine blubbern. Jemand klapperte mit Tassen herum. Eine Schublade mit Besteck wurde aufgezogen und zugeknallt.
Vorsichtig ging sie in die Küche und erwartete, eine moderne Ausgabe der fluchenden Wirtin vom letzten Abend zu sehen. Stattdessen war da aber ein Junge. Nicht irgendein Junge, sondern der Junge aus dem Weißwald. Das erkannte Piper sofort. Er trug immer noch die seltsamen Klamotten.
»Was machst du denn hier?«, entfuhr es Piper. Ihr wurde bewusst, dass das ein wenig harsch klang, deshalb sagte sie schnell: »Ich meine nur, was tust du da?«
»Ich mache Frühstück. Guten Morgen erst mal«, sagte der Junge. Zwei Scheiben Toast hüpften aus dem Toaster.
Piper starrte ihn an. Er war ungefähr so alt wie sie. »Du trinkst Kaffee?«
»Ich wusste nicht, ob du Kaffee magst. Oder Kakao. Oder Tee.« Jetzt lächelte er etwas schüchtern. Irgendwie kamen seine Augen ihr bekannt vor. Dabei war es neulich nachts viel zu dunkel gewesen, um sein Gesicht zu erkennen. Hatte sie ihn schon mal woanders gesehen?
»Ich habe alles drei gemacht.« Er hatte eine nette Stimme. »Für alle Fälle.«
Drei große Tassen standen auf der Anrichte, die für den Kaffee war noch leer.
Piper, die noch immer etwas ratlos im Türrahmen stand, sagte einfach nur: »Kakao.«
Der Junge nickte und reichte ihr die Tasse mit dem Kakao. Er war heiß und roch lecker.
»Hast du den Fuchs gesehen?«, fragte Piper und ging in die Küche.
»Welchen Fuchs?«
»Egal«, sagte sie schnell.
Der Junge stand einfach nur da und sah ihr dabei zu, wie sie an dem Kakao nippte.
»Möchtest du Toast, Piper?«
Sie überlegte kurz. Eigentlich hatte sie der Geruch ja erst in die Küche gelockt, aber Hunger hatte sie keinen mehr, stellte sie fest. Sie schüttelte den Kopf.
Dann sahen sie sich beide verlegen an.
»Wie heißt du?«, fragte Piper schließlich.
»Ich bin Mike«, stellte sich der Junge vor. Wie sie hieß, wusste er ja offensichtlich schon. Woher auch immer.
»Und wie kommst du hierher?«, fuhr sie fort.
»Meinst du hierher in die Taverne? Oder hierher nach Septemberland?«, fragte er zurück.
Das wusste Piper selbst nicht so genau. Deshalb fragte sie erst: »Kennst du den Rastlosen?«
Plötzlich schaute Mike sehr ernst. »Ich habe viele Abenteuer bestanden, seitdem ich hier bin.« Er erwähnte Schätze, die er in Südamerika entdeckt, und seltene Tiere, die er in Afrika gejagt hatte; und dann waren da noch die Sache mit dem Yeti und die Reise in dem Raumschiff. Aber er hatte nicht den Weg nach Hause gefunden.
Piper nippte erneut an ihrem Kakao.
»Und seit wann bist du in Septemberland?«
»Schon sehr, sehr lange. Seit 1987.«
Piper starrte ihn an. »So lange?« Das war ja eine halbe Ewigkeit! »Und wie bist du hergekommen?« Irgendwie hatte sie so eine Ahnung.
»Genauso wie du. Mir war langweilig. Ich habe den Schrankkoffer gefunden, auf dem Dachboden in unserem neuen Haus in Buckbridge. Da war ein Buch mit einer Karte darin. Ich habe ein wenig in ihr herumgezeichnet und dann war ich auf einmal hier.«
Wahnsinn! Er war wirklich der Junge, der vor über fünfundzwanzig Jahren aus Buckbridge verschwunden war. Piper wurde ganz aufgeregt.
»Hast du mir die Taschenlampe gebracht?«, fragte sie den Jungen.
Mike nickte.
»Warum hast du das getan?«
»Es war dunkel da unten.«
»Das meine ich nicht.«
»Nur so«, sagte er schnell,
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