Pippi Langstrumpf
kleine Kinder.“
„Stimmt“, sagte Pippi. „Es ist absolut das beste für kleine 192
Kinder, Ordnung zu haben. Am besten, wenn sie selbst für Ordnung sorgen!“
Und Pippi sagte den Matrosen auf der Hoppetosse Lebewohl und umarmte Vater Efraim zum letztenmal. Dann hob sie das Pferd auf ihre starken Arme und trug es über den Laufsteg.
Und nun lichtete die Hoppetosse die Anker. Aber im letzten Augenblick fiel Kapitän Langstrumpf noch etwas ein:
„Pippi“, rief er, „du brauchst etwas mehr Goldstücke! Nimm das hier!“
Und er warf einen neuen Koffer mit Goldstücken hinüber.
Aber leider war die Hoppetosse schon zu weit vom Kai entfernt. Der Koffer kam nicht mehr hin. „Plupp“, sagte er und ging unter.
Eine Welle der Enttäuschung ging durch die Volksmenge.
Aber da hörte man wieder: „Plupp!“ Das war Pippi, die untertauchte. Einen Augenblick später kam sie mit dem Koffer zwischen den Zähnen wieder hoch. Sie kletterte auf den Kai und nahm etwas Seegras fort, das hinter ihrem Ohr klebte.
„Ha, jetzt bin ich wieder reich wie ein Zauberer“, sagte sie.
Thomas und Annika hatten noch nicht erfaßt, was sich ereignet hatte.-Sie standen mit offenem Mund da und starrten Pippi und das Pferd und Herrn Nilsson und den Koffer an und die Hoppetosse, die mit vollen Segeln aus dem Hafen steuerte.
„Bist du … bist du nicht mit auf dem Schiff?“ fragte Thomas schließlich zweifelnd.
„Na, dreimal darfst du raten“, sagte Pippi und drückte das Wasser aus ihren Zöpfen.
Dann hob sie Thomas und Annika und den Koffer und Herrn Nilsson auf das Pferd und schwang sich selbst hinauf.
„Zurück zur Villa Kunterbunt!“ rief sie mit lauter Stimme.
Jetzt endlich begriffen Thomas und Annika. Thomas wurde so ausgelassen, daß er sofort sein Lieblingslied anstimmte:
„Hier kommen die Schweden mit Krach und Radau!“
Annika hatte so viel geweint, daß sie nun nicht sofort 193
aufhören konnte. Sie schluchzte noch immer, aber es waren nur kleine, glückliche Schluchzer, die gleich aufhören würden. Sie fühlte Pippis Arme ganz fest um ihren Leib. Das war ein so wunderbar sicheres Gefühl! Oh, wie wunderbar war alles!
„Was wollen wir heute anfangen, Pippi?“ fragte Annika, als sie mit Schluchzen fertig war.
„Tja, vielleicht Krocket spielen“, sagte Pippi.
„Gern“, sagte Annika. Sie wußte, daß sogar Krocketspielen ganz anders war, wenn Pippi mitspielte.
„Oder auch …“ sagte Pippi zögernd.
Alle Kinder der kleinen Stadt drängten sich um das Pferd, um zu hören, was Pippi sagte.
„Oder auch …“ sagte sie. „Oder wir könnten auch runter zum Fluß gehen und lernen, auf dem Wasser zu laufen.“
„Man kann nicht auf dem Wasser laufen“, sagte Thomas.
„Doch, das ist bestimmt nicht unmöglich“, sagte Pippi. „Auf Kuba traf ich einmal einen Tischler, der …“
Das Pferd fing an zu galoppieren, und die Kinder, die sich um sie gedrängt hatten, konnten die Fortsetzung nicht hören.
Aber sie standen lange, lange und sahen Pippi und ihrem Pferd nach, das in Richtung nach der Villa Kunterbunt galoppierte.
Bald sah man nur noch ganz in der Ferne einen kleinen Punkt.
Zuletzt war auch der verschwunden.
194
PIPPI
in
Taka-Tuka-
Land
Pippi wohnt noch immer in der Villa
Kunterbunt
Die kleine, kleine Stadt sah sehr hübsch und gemütlich aus mit ihren gepflasterten Straßen, ihren niedrigen, kleinen Häusern und ihren Gärten mit den Blumenbeeten. Jeder, der dorthin kam, mußte finden, daß es sich hier ruhig und behaglich leben ließ. Aber viele Sehenswürdigkeiten gab es nicht. Nur zwei Sachen: ein Heimatmuseum und einen alten Steinhügel. Das war alles. Doch, es gab noch etwas! Die Menschen in der kleinen Stadt hatten ordentlich und deutlich Schilder angebracht, die denen die Wege zeigten, die sich die Sehenswürdigkeiten anschauen wollten. „Zum
Heimatmuseum“ stand mit großen Buchstaben auf dem einen Schild, und darunter war ein Pfeil. „Zum Steinhügel“ stand auf einem anderen Schild.
Es gab noch ein Schild. Und auf dem stand: „Zur Villa Kunterbunt“. Dieses Schild war erst vor ganz kurzer Zeit angebracht worden. Es war nämlich in letzter Zeit sehr oft passiert, daß Leute kamen und nach dem Weg zur Villa Kunterbunt fragten, ja, sogar viel häufiger als nach den Wegen zum Heimatmuseum und zum Steinhügel.
An einem schönen Sommertag kam ein Herr in seinem Auto in die kleine Stadt gefahren. Er wohnte in einer viel größeren Stadt, und deswegen meinte
Weitere Kostenlose Bücher