Pippi Langstrumpf
amüsieren werden, kann man noch nicht wissen. Vielleicht werden wir Greifen mit wilden Nashörnern spielen und eine Schlangenbeschwörerei gründen und auf Elefanten reiten und eine Schaukel in der Kokospalme vor der Hütte haben. Auf irgendeine Weise werden wir wohl versuchen, uns die Zeit zu vertreiben.“
Pippi machte eine Pause. Sowohl Thomas wie Annika fühlten, wie sie die Negerkinder verabscheuten, mit denen Pippi in Zukunft spielen würde.
„Aber“, fuhr Pippi fort, „vielleicht kommt mal ein langweiliger Tag in der Regenperiode, und wenn es auch lustig ist, ohne Kleider herumzulaufen, wenn es regnet – mehr als naß kann man jedenfalls nicht werden. Und wenn wir richtig ordentlich durchweicht sind, dann kriechen wir vielleicht in meine Lehmhütte, falls nicht die ganze Hütte zu Brei geworden ist. Denn dann könnten wir Lehmkuchen backen. Aber wenn sie nicht zu Brei geworden ist, dann setzen wir uns rein, die Negerkinder und ich, und da sagen vielleicht die Negerkinder: 190
,Pippi, erzähl uns was!‘ Und dann werde ich ihnen von einer kleinen, kleinen Stadt erzählen, die weit, weit weg in einem anderen Erdteil liegt, und von den kleinen weißen Kindern, die dort wohnen. ,Ihr glaubt nicht, was für nette Kinder dort wohnen‘, werde ich zu den Negerkindern sagen. ,Die sind am ganzen Körper weiß wie kleine Engel, außer an den Füßen. Sie können auf dem Tonkuckuck blasen, und – das Beste von allem – sie können Plutimikation.‘ Wenn dann vielleicht die kleinen schwarzen Negerkinder ganz verzweifelt darüber sein werden, daß sie nicht Plutimikation können, was soll ich dann mit ihnen anfangen? Na ja, im schlimmsten Fall nehme ich die Lehmhütte auseinander und mache Brei aus ihr, und dann backen wir Lehmkuchen und graben uns bis zum Hals in den Lehm ein. Es wäre ja merkwürdig, wenn ich sie nicht dazu kriegen sollte, an etwas anderes zu denken als an Plutimikation. Ich danke euch allen. Und lebt wohl!“
Und die Kinder bliesen ein noch traurigeres Dideldum auf ihren Kuckucks als vorher.
„Pippi, es ist Zeit, an Bord zu gehen!“ schrie Kapitän Langstrumpf.
„Ach je, Käpten“, sagte Pippi.
Sie wandte sich zu Thomas und Annika. Sie schaute sie an.
Wie komisch ihre Augen aussehen, dachte Thomas. Genauso hatte seine Mutter ausgesehen, als Thomas einmal sehr, sehr krank gewesen war. Annika lag wie ein kleiner Haufen auf der Kiste. Pippi nahm sie tröstend in ihre Arme.
„Leb wohl, Annika, leb wohl“, flüsterte sie. „Weine nicht.“
Annika schlang die Arme um Pippis Hals und stieß einen klagenden Laut aus.
„Leb wohl, Pippi“, schluchzte sie hervor.
Nun nahm Pippi Thomas’ Hand und drückte sie fest. Dann lief sie über den Laufsteg. Da rollte eine große Träne an Thomas’ Nase herunter. Er biß die Zähne zusammen, aber das half nichts. Es kam noch eine Träne. Er nahm Annikas Hand, 191
und sie standen da und starrten Pippi nach. Sie konnten sie oben auf dem Deck sehen. Aber es wird immer alles verschwommen, wenn man durch einen Tränenschleier sieht.
„Pippi Langstrumpf soll leben!“ riefen die Menschen auf dem Kai.
„Zieh den Laufsteg ein, Fridolf!“ rief Kapitän Langstrumpf.
Und das tat Fridolf. Die Hoppetosse war zu ihrer Fahrt nach fremden Erdteilen bereit. Aber da – –
„Nein, Vater Efraim“, sagte Pippi. „Es geht nicht. Ich halte das nicht aus!“
„Was kannst du nicht aushalten?“ fragte Kapitän Langstrumpf.
„Ich halte es nicht aus, daß ein Mensch auf Gottes grüner Erde meinetwegen weint und traurig ist. Am allerwenigsten Thomas und Annika. Wieder raus mit dem Laufsteg! Ich bleibe in der Villa Kunterbunt!“
Kapitän Langstrumpf stand eine Weile still.
„Mach es, wie du willst“, sagte er schließlich. „Das hast du immer getan.“
Pippi nickte zustimmend.
„Ja, das habe ich immer getan“, sagte sie ruhig.
Und dann umarmten sie sich wieder, Pippi und ihr Vater, so daß ihre Rippen krachten.
Und sie kamen überein, daß Kapitän Langstrumpf sehr, sehr oft kommen und Pippi in der Villa Kunterbunt besuchen sollte.
„Wie es auch sei, Vater Efraim“, sagte Pippi, „so ist es doch wohl am besten für ein Kind, ein ordentliches Heim zu haben und nicht so viel auf dem Meer umherzufahren und in Negerhütten zu wohnen. Meinst du nicht auch?“
„Du hast wie immer recht, meine Tochter“, sagte Kapitän Langstrumpf. „Es ist klar, daß du in der Villa Kunterbunt ein geordneteres Leben führst. Und das ist sicher das beste für
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