Pirat des Herzens
in ihr hoch.
Katherine konnte und wollte sich nicht bewegen. Das Feuer im Kamin war längst niedergebrannt, der Mond war aufgegangen und wieder verblaßt. Es war Tag.
Jeder Muskel tat ihr weh, sie war wund gerieben. Liam und sie hatten sich in jeder nur möglichen Stellung geliebt und ihren unersättlichen Hunger aneinander gestillt. Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft er über sie hergefallen war. Katherine lächelte träge und streckte sich wie eine Katze, dann richtete sie sich auf.
Sie war allein. Liam hatte sie das letzte Mal im hellen Morgenlicht geliebt. Bevor sie eingeschlafen war, hatte sie ver-schwommen wahrgenommen, wie er aufstand. Sie wunderte sich, welche Geschäfte ihn zwangen, das Liebeslager nach einem solchen Tag, einer solchen Nacht zu verlassen. Katherine schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Ihr Herz jauchzte.
Sie versuchte, ihr Glücksgefühl zu dämpfen. Sie war eine gefallene Frau, die Mätresse eines Piraten, sie sollte bedrückt und verzweifelt sein. Katherine blickte sich in dem kahlen Raum um. Nein, sie hatte keine Lust, sich düstere Gedanken über Dinge zu machen, die nicht zu ändern waren. Sie wollte nur an Liams wunderschöne Zärtlichkeiten, seine leidenschaftlichen Umarmungen und seine Manneskraft denken.
Aber er hatte sich geweigert, seinen Samen in sie zu entladen. Einerseits war sie froh darüber. Auf keinen Fall wollte sie ein Kind von ihm. Andererseits war es traurig, daß ein Mann keine Kinder haben wollte.
Sie schob ihre trüben Gedanken beiseite. Ihr Blick fiel auf die Kassette, die er ihr gestern morgen schenken wollte, dann auf ihre Kleider, die auf dem Fußboden verstreut lagen. Sie hob ihre zerfetzte Unterwäsche auf. Auch das goldgelbe Kleid war zerrissen. Sie würde es flicken. Es war viel zu kostbar, um es wegzuwerfen.
Ihr Blick kehrte zu der emailbeschlagenen Kassette zurück.
»Ich will deine Geschenke nicht, Liam O’Neill«, rief sie plötzlich wütend.
Trauer erstickte ihr Glücksgefühl. Sie setzte sich wieder aufs Bett, zog die Pelzdecke über ihre Blöße und starrte düster auf das Kästchen. Im Schloß steckte ein kleiner Messingschlüssel, an dem sie drehte. Der Deckel sprang auf. Und Katherine verschlug es den Atem.
Auf Samt gebettet, lag ein kostbarer Halsschmuck. Fünf große Rubine, von Diamanten umgeben, in Gold gefaßt. Das >Geschenk< war kein billiger Tand. Es war ein kostbares Schmuckstück, einer Prinzessin würdig, nicht einer Hure.
Wie in Trance nahm sie den Halsschmuck aus der Kassette, hielt ihn sich vor und wandte sich dem Wandspiegel über der Kommode zu. Beim Anblick ihres Spiegelbildes ließ sie die Rubinkette fallen, als hätte sie sich an ihr verbrannt.
Sie sah eine nackte Frau mit wilder, roter Haarmähne, deren Mund geschwollen und wund geküßt war, deren Augen in unverhohlener Gier glühten, während sie sich das kostbare Kollier an den nackten, bebenden Busen hielt. Im Spiegel hatte sie nicht Katherine FitzGerald, die Tochter eines Grafen gesehen, sondern einer teuer bezahlten Kurtisane.
Katherines Herz hämmerte, hastig streifte sie das zerrissene Kleid über, versuchte, das Haar mit den Fingern zu glätten. Erst dann hob sie den Halsschmuck vom Fußboden auf, legte ihn in die Kassette zurück und drehte den Schlüssel um. Dann eilte sie die Treppe hinunter.
Liam stand am Kamin und blickte gedankenverloren ins Feuer. Guy hockte auf dem Fußboden und spielte mit einem jungen Wolfshund. Macgregor saß am langen Tisch, in ein Buch vertieft. Ein Buch? Katherine hätte nicht gedacht, daß er lesen konnte.
Über Liams entrückten Gesichtsausdruck huschte ein warmes Lächeln, als er sie auf der untersten Stufe stehen sah.
Unsagbare Trauer senkte sich in Katherines Herz, als sie Liam ansah, sein stolzes, schönes Gesicht, seine stattliche, hochgewachsene Gestalt, seine rätselhaften grauen Augen. Was sie die letzten vierundzwanzig Stunden zusammen getrieben hatten, war kein Liebesspiel gewesen, sondern zügellose Unzucht.
Liam O’Neill war zwar kein Frauenschänder wie sein Vater, aber ein verbrecherischer Pirat, an dessen Händen Blut klebte.
»Guten Tag, Katherine.« Seine Stimme klang gelassen. »Wir werden bald zu Mittag essen.« Sein Blick fiel auf das zerrissene Mieder, das sie über dem Busen zusammenhielt. »Ich habe befohlen, die Kleidertruhe vom Schiff heraufzubringen. Sie muß jeden Moment da sein. Dann kannst du dich vor dem Essen umkleiden.«
Ihr Herz drohte vor Schmerz zu zerspringen. Sie trat
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