Pirat des Herzens
Unterredung war die Königin gütig und freundlich zu ihr gewesen.
Nun stand sie mit zornrotem Gesicht vor ihr, wies mit anklagendem Zeigefinger auf sie und ließ sie nicht zu Wort kommen.
»Schon als ich Euch zum ersten Male sah, hätte ich wissen müssen, daß Ihr eine Verführerin seid wie Eure Mutter!«
Katherine rang nach Atem. »Ich bin keine Verführerin«, stammelte sie, fassungslos über die bösartige Attacke.
Elisabeth lachte. »Leugnet nicht! Habt Ihr O’Neill nicht schon vor Eurer Verlobung mit John Hawke betört? Ihr habt seine fleischlichen Lüste geweckt! Ihr habt ihn so weit gebracht, daß er Eure Entführung plante, vermutlich habt Ihr ihn auch zu der Verschwörung gegen mich überredet.«
Katherine schrie entsetzt auf.
Doch die Königin war nicht zu halten. »Eure Mutter war eine Hure!« schrie sie. »Sie nahm Euren Vater in ihr Bett, während ihr Ehemann im Sterben lag! Ihr seid genau wie sie! Ihr seid die Geliebte des Piraten geworden, obwohl Ihr mit einem ehrbaren Mann verheiratet seid.«
»Nein«, widersprach Katherine. Sie mußte an sich halten, um der Königin nicht zu sagen, daß ihre Ehe mit Hawke nie vollzogen wurde und daß Liam ihr Gemahl war. Es stand ihr nicht zu, ihrer Monarchin zu widersprechen. Und Liam war nur noch auf dem Papier ihr Ehemann.
»Nein?« Elisabeth holte aus und schlug Katherine mit dem Handrücken ins Gesicht. »Auf die Knie!« schrie sie gellend.
Katherine taumelte nach hinten. Sie spürte, wie Blut ihre Wange entlanglief. Tränen stiegen ihr in die Augen, nicht vor Schmerz, nein, vor Angst - und ohnmächtiger Wut.
»Auf die Knie!« befahl die Königin erneut.
Katherine holte tief Atem. Sie zitterte am ganzen Körper, wagte aber nicht, sich zu widersetzen. Umständlich sank sie auf beide Knie.
Die Königin wanderte erregt auf und ab. »Ich gebe Euch an all dem die Schuld«, fauchte sie. »Ihr habt meinen Piraten verführt, so wie Ihr versucht habt, Leicester und Ormond zu verführen.«
Katherine biß sich auf die Zunge. Wie ungerecht, wie grausam.
Die Königin blieb vor ihr stehen und blickte auf Katherines gesenkten Kopf herab. »Ormond war dagegen, Euch bei Hofe aufzunehmen. Ihr aber habt ihn umgarnt. Und Robin! Robin wirft Euch feurige Blicke zu, als wolle er Euch im nächsten Augenblick bespringen! Wart Ihr mit ihm bereits im Bett?«
Katherines Atmen ging flach und schnell. Sie brachte kein Wort über die Lippen, vermochte nur hilflos den Kopf zu schütteln.
Die Königin stand wie eine Rachegöttin über ihr. »Wenn Ihr es wagt, mit ihm zu schlafen, landet Ihr auf dem Schafott. «
»Nein«, krächzte Katherine.
»Huren haben an meinem Hofe nichts verloren.«
Endlich fand Katherine ihre Sprache wieder. »Eure Majestät«, rief sie empört, »ich habe meinen eigenen Bruder nicht verführt und auch Lord Dudley nicht.«
»Hoffentlich sagt Ihr die Wahrheit, das kann ich Euch nur raten«, zischte die Königin voller Verachtung. »Nein, Liam trifft nicht die Schuld, wenn er sich das genommen hat, was Ihr ihm so freimütig angeboten habt. Ihr seid die Missetäterin. Ihr seid diejenige, die fortgeschickt werden muß.«
»Ich habe Liam geliebt«, hauchte Katherine tonlos.
»Ach?«
Erschrocken blickte Katherine zur Königin auf. Wie konnte sie das sagen, nachdem Liam sie so abscheulich hintergangen hatte? Andererseits, was blieb ihr anderes übrig nach der gemeinen Verleumdung der Königin? Es war schließlich die Wahrheit.
»Und was habt Ihr an ihm geliebt?« zischte die Königin. »Seine Schmeicheleien? Oder war es die Größe seines Geschlechts?«
Katherine errötete bis unter die Haarwurzeln.
»Antwortet!« befahl die Königin schneidend.
Katherines Kehle war ausgetrocknet. »Was kann ich darauf antworten, Majestät?« stammelte sie.
»Hat er Euch im Bett Vergnügen bereitet, Katherine?«
Sie hielt dem durchdringenden Blick der Königin stand, ohne zu antworten. Ihre flammendroten Wangen gaben die Antwort, die Elisabeth haben wollte.
»Hure«, zischte die Königin und wandte ihr den Rücken zu.
Katherine schloß die Augen, drängte die Tränen ihrer hilflosen Wut zurück. Warum haßte die Königin sie so sehr? Katherine war verzweifelt, sah keine Möglichkeit, sich gegen die bösartigen Anschuldigungen zu verteidigen. Sie hatte keinen Menschen, der sich für sie einsetzte. Sie war völlig allein.
Endlich faste sie den Mut zu sprechen. »Hoheit«, begann sie zaghaft, »ich nehme die Schuld auf mich, Liam verführt zu haben. Ihr habt
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