Pirat des Herzens
recht. Und... es tut mir unendlich leid.« Sie senkte den Kopf, ihr Stolz lag im Widerstreit mit ihrer Vernunft. »Ich bitte Euch um Verzeihung.«
Sie spürte den stechenden Blick der Königin. »Ich bin nicht gewillt, Euch zu verzeihen«, sagte Elisabeth schließlich ruhiger und weniger gehässig.
Katherine wagte es, die Monarchin anzusehen. »Wäre es nicht ungerecht, Liam die Schuld zuzuweisen, da ich die Missetäterin bin?«
In Elisabeths Augen leuchtete ein Funke Sympathie auf. »Ich wußte nicht, daß Ihr fähig seid zu debattieren, Katherine.«
»Ich würde niemals wagen, mit Euch zu debattieren, Hoheit«, widersprach Katherine demütig.
»Eure Mutter war eine scharfsinnige und entschlossene Frau. Sie kniete mehr als einmal vor mir, um mich um Nachsicht für ihren Gemahl zu bitten.«
Katherine hielt dem Blick der Königin auch weiterhin stand, wagte aber nicht zu hoffen, daß die Unterredung eine positive Wendung nehmen könnte.
»Liam ist ein Verräter. Selbst wenn seine Fleischeslust der Grund dafür war, daß er den Verstand verlor. Er ist ein Verräter und verdient den Henkersstrick.«
Die Worte der Königin trafen Katherine wie ein Peitschenhieb. Doch ihr Gesicht blieb reglos. Sie mußte ihre Argumente mit Überzeugungskraft Vorbringen, wenn sie Liam retten wollte. »Ihr kennt Liam, seit er in den Windeln lag, Majestät«, begann sie von neuem. »Habt Ihr nicht ein wenig Zuneigung übrig für den Jungen, der in Eurem Haus aufgewachsen ist?«
»Vielleicht«, entgegnete Elisabeth.
»Verdient er nicht aufgrund der langen Zeit, die er bei Euch gelebt hat, eine zweite Chance?«
»Nein«, antwortete die Königin tonlos. »Aus dem traurigen, einsamen Knaben ist ein gefährlicher Mann geworden. Ein Mann, der Hochverrat gegen mich begangen hat! Ich verabscheue ihn!«
Plötzlich begriff Katherine, warum die Königin sie so sehr haßte. »Verabscheut Ihr ihn?« fragte sie leise. »Oder bewundert Ihr ihn?«
Verblüffung, gefolgt von Zorn, spiegelte sich im Gesicht der Königin.
Bevor Elisabeth sie erneut schlagen konnte, begann Katherine wieder hastig zu sprechen. »Er ist ein Mann, den viele Frauen bewundern, Majestät, wegen seiner Männlichkeit und seines Edelmuts - auch wenn er nur ein Pirat ist. Ich bin eine von zahllosen Frauen, die er gehabt hat, und nach mir wird es andere Frauen geben - ich mache mir da nichts vor. Keine Frau kann einem solchen Mann widerstehen, nicht einmal eine große Monarchin.«
Elisabeths Zorn legte sich. »Ihr seid keine naive Unschuld mehr, stimmt’s, Katherine?« fragte sie nachdenklich.
Katherine ging nicht auf ihre Frage ein. »Majestät, Liam hat Euch große Dienste geleistet. Der Herr der Meere kann noch viel für Euch tun. Ich flehe Euch an, vergebt ihm seine Verbrechen. Verhängt über einen solchen Mann nicht die Todesstrafe. Bestraft ihn, aber übergebt ihn nicht dem Henker. Denkt an den Wert, den er für England darstellt.«
»Ich habe mein Vertrauen zu ihm verloren«, entgegnete Elisabeth müde.
Wie gut Katherine die Königin verstand, die unter Liams Betrug ebenso litt wie sie. »Ihr habt viele weise Ratgeber. Einer der Herren weiß mit Sicherheit, wie Liam zum Nutzen Englands eingesetzt werden kann.«
Die Königin schwieg.
Katherine erhob sich unbeholfen. »Lebendig ist er Euch von weitaus größerem Nutzen als tot.«
»Wenn er am Galgen baumelt, dient er als abschreckendes Beispiel«, entgegnete Elisabeth düster.
Verzweifelt suchte Katherine nach weiteren Argumenten, um die Königin umzustimmen. »Ein vollstrecktes Todesurteil kann nicht widerrufen werden. Könnt Ihr damit leben?«
Katherine sandte ein Stoßgebet zum Himmel, daß die Königin Liam mehr liebte, als sie bisher ahnte.
Doch die Königin schien ihre Worte gar nicht gehört zu haben. Fassungslos starrte sie auf Katherines Bauch.
Sie hatte beim Aufstehen vergessen, ihren Umhang zusammenzuhalten, jetzt gab er die Wölbung ihres Leibes frei. Katherine erbleichte.
»Ihr seid schwanger. Wie könnte es auch anders sein bei dem lüsternen O’Neill.«
Hastig raffte Katherine den Umhang wieder zusammen.
»Es ist doch sein Kind, oder?«
»Ja«, hauchte Katherine.
»Wann kommt es zur Welt?« fragte die Königin, so unfreundlich wie zuvor.
»Im Juli.«
»Schamlos - Ihr seid schamlos. Ich dulde keine Schlampe bei Hof - mit einem ledigen Kind im Bauch!«
Katherine bezwang sich, um der Königin nicht ins Gesicht zu schreien, daß ihr Kind kein Bastard sei. »Ihr wart mit Mary Stanley
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