Pirat des Herzens
mir scheiden lassen?« hauchte sie fassungslos.
»Ich bin ein Mann, der stets seine Pflicht tut, Madam«, entgegnete John. »Ich trage die Verantwortung für dich... und dein Kind.«
Katherine wußte, daß sie unendliches Glück hatte. Zu Liam, sollte er begnadigt werden, würde sie nie wieder zurückkehren. Sie mußte ein Kind großziehen, und John nahm sie und das Kind bei sich auf. Aber sie fühlte sich nicht glücklich. Sie fühlte sich schamlos und unmoralisch, verzweifelt und verwirrt. Sie war todunglücklich.
In ihrem Herzen flüsterte eine verräterische Stimme: Wie kannst du ohne Liam weiterleben?
»Gut gesprochen, Sir John«, lobte die Königin. »Ihr seid ein hochanständiger Mann.«
Hawke verneigte sich. »Wenn Ihr gestattet, werde ich meine Gemahlin morgen nach Hawkehurst begleiten.«
»Einverstanden. Unter einer Bedingung.«
John und die völlig verdutzte Katherine wandten sich der Königin zu.
Elisabeth lächelte. »Sie bleibt in Cornwall. Ich will sie nicht in London sehen, Sir John. Ich mißbillige ihr Verhalten zutiefst und wünsche nicht, daß ihr schlechtes Beispiel auf andere Hofdamen abfärbt. Ist das klar?«
Hawke nickte grimmig.
Katherine schluckte schwer. Sie mußte unter Hausarrest in Cornwall leben, als Strafe für ihre Sünden; verheiratet mit John Hawke.
Hawke streckte ihr die Hand entgegen. Katherine war unfähig, sie anzunehmen. Wenn sie bei Hawke blieb, wäre sie eine Gesetzesbrecherin. Keine Frau durfte zwei Ehemänner haben.
Er preßte die Lippen aufeinander und nahm ihren Arm. »Ich bringe dich auf dein Zimmer«, sagte er. »Ich halte es für angebracht, wenn du deine Unterkunft nicht verläßt, bis wir morgen früh aufbrechen.«
Als John sie aus dem Gemach führte, warf Katherine einen verzweifelten Blick über die Schulter und begegnete dem triumphierenden, feindseligen Blick der Königin.
Die Königin hatte gewonnen. Katherine hätte nie erwartet, daß das Ergebnis ihres Kampfes ein abgeschiedenes Leben in Cornwall als Hawkes Frau bedeuten würde. Sie dachte an Liam, der in Eisen gekettet im Kerker schmachtete. Panik packte sie.
Im Vorzimmer blieb Katherine unvermittelt stehen, fuhr zu John herum und klammerte sich an seiner Uniform fest. »John! Ich muß dir etwas gestehen«, schrie sie. »Ich... ich bin mit O’Neill verheiratet... Ich habe die Heiratsurkunde bei mir.«
31
Hawke starrte sie fassungslos an.
Katherine war völlig verwirrt. Wieso hatte sie ihm die Wahrheit gesagt? Ausgerechnet hier, im Vorzimmer der Königin? In Gegenwart der Höflinge und Hofdamen, die die Köpfe zusammensteckten und über sie tuschelten? Es war zu spät. Sie konnte ihre Worte nicht zurücknehmen. Irgendwie war sie erleichtert. Hawke packte sie am Arm. »Hier ist nicht der richtige Ort, um zu reden«, knurrte er und schob sie vor sich her. Die Menge teilte sich und machte Platz. Sie bemerkte Anne, die ihr teilnahmsvoll zunickte.
Dann stolperte Katherine über ihre Röcke, als sie bemerkte, wer hinter Anne stand. Leicester lächelte.
Hawke stützte sie. »Gehören die beiden zu dir?«
Macgregor und Guy waren ihnen gefolgt. »Ja.« Sie zögerte. »Ich habe den Jungen ins Herz geschlossen. Und Macgregor hat mich nach London begleitet.«
Hawke wandte sich an Macgregor. »Ich habe keine Verwendung für Piraten«, knurrte er unfreundlich. »Ebensowenig meine Gemahlin.«
Katherines Herz krampfte sich zusammen. »Laßt es gut sein«, murmelte sie, an Guy und Macgregor gewandt. »Ich komme schon zurecht.«
Hawke eilte mit ihr einen langen Korridor entlang. Macgregor und Guy blieben zurück. Im Freien lockerte Hawke den Griff. Er zog sie in einen Arkadengang.
»Widersprich mir, falls ich mich irre. Du warst doch ebenso erschrocken wie ich, als O’Neill dich in unserer Hochzeitsnacht entführte.«
Katherine nickte langsam.
»Aber er hat dich mit seinem hübschen Gesicht und seinem Lächeln betört.«
Katherine wagte nicht zu sprechen.
»Und als er dich bat, ihn zu heiraten, hast du willig zugestimmt. «
Tränen sprangen ihr in die Augen. »Nein, John«, widersprach sie stockend. »So war es nicht.«
»Wie war es dann?« fragte er.
»Er zerrte mich in die Kirche, ohne auf meine Proteste zu achten. Er behauptete, du hättest dich vermutlich längst von mir scheiden lassen. Der katholische Priester hat uns umgehend getraut.« Sie schlang die Arme um sich. Niemals würde sie John erzählen, daß sie schon damals im Begriff war, sich in ihren Entführer zu verlieben.
»Er zwang
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