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Pirat des Herzens

Titel: Pirat des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Knaben im blauen Samtwams und mit den weißen, engen Hosen, den ihr Anführer angeekelt am gestreckten Arm hochhielt.
    Shane ließ ihn plötzlich fallen, so daß er schmerzlich auf dem Hinterteil landete. Haß schwoll in ihm. Er rappelte sich wieder hoch. »Faßt meine Mutter nicht an!«
    Der Wilde bekam große Augen, dann lachte er schallend. »Ich tu, was mir paßt, Bürschchen. Und von jetzt an tust auch du, was mir paßt. Du kommst mit mir.«
    »Nein!« Seine Mutter kam auf die Beine und klammerte sich verzweifelt an Shanes Arm. Ihr Gesicht war auf einer Seite rot geschwollen.
    »Der Junge kommt mit mir!« brüllte Shane. »Verflucht, es ist höchste Zeit. Du hast ein verweichlichtes Muttersöhnchen aus ihm gemacht! Verdammt noch mal! Aus meinem Sohn wird kein Schwächling, kein pissesaufender Engländer!«
    »Bei Gott, nein!« Seine Mutter sank auf die Knie, krallte sich am Saum von Shanes Tunika fest. »Bitte, Shane, tut das nicht. Nehmt mir meinen Sohn nicht. Ich flehe Euch an, ich ertrage es nicht!«
    Shane versetzte ihr einen Fußtritt. Bevor der Knabe reagieren konnte, hatte Shane ihn am Ohr gepackt. »Auf nach Tyrone. Von jetzt an bist du ein O’Neill. Ich mache einen Mann aus dir, oder ich ertränke dich wie eine Katze.«
    Er stieß ihn vor sich her und warf ihn auf ein großes, braunes Pferd.
    Der Knabe war benommen, sein Ohr, das ihm der Grobian halb abgerissen hatte, brannte wie Feuer. Doch er schaffte es, das zweite Bein über den Sattel zu schwingen, um auf der anderen Seite wieder abzuspringen. Er hörte das zerreißende Schluchzen seiner Mutter und war wild entschlossen zu fliehen.
    »Du verweigerst mir den Gehorsam?« brüllte Shane, packte ihn am Knie, holte mit seiner fleischigen Hand aus und schlug ihm mitten ins Gesicht. Funken explodierten in Liams Kopf, sein Magen hob sich. Als er wieder zu sich kam, saß Shane hinter ihm im Sattel und trabte durch das Tor von Stanley House.
    »Liam! Liam! O Gott, Liam!« schrie die Mutter.
    Der Knabe schaffte es, sich trotz des Eisengriffes im Sattel umzudrehen. Seine Mutter rannte hinter dem Pferd her, verhedderte sich in ihren Röcken, schluchzte, streckte die Arme nach ihm aus. Dann stolperte sie und stürzte in gebauschten Stoffwolken aus Samt und Seide in den Staub.
    Der Knabe schluchzte.
    »Mein Sohn weint nicht. Tränen sind Weibersache«, knurrte Shane und schlug ihm noch einmal ins Gesicht.
    Der Knabe schluckte seine Tränen hinunter, schluckte seinen Schmerz hinunter, der ihm im Herz, in der Seele und im Kopf brannte. Die erste Lektion seines Vaters war grausam. Aber eine Lehre, die sich ihm einprägte. Seither hatte er nie wieder geweint.
    London 1571  
    »Sir William!«
    William Cecil schlief in seinem Himmelbett in Cecil House in London. Sein Kammerdiener mußte seinen Namen mehrmals rufen, bevor der Minister sich bewegte. Brummend setzte er sich auf.
    »Was ist los, Horace? Guter Gott, es ist nach Mitternacht!«
    »Sir William, ein Herr wartet im Vorzimmer. Er behauptet, er müsse Euch dringend sprechen!«
    Brummend warf Cecil die Daunendecke beiseite, ließ sich in den pelzbesetzten Morgenmantel helfen und folgte dem Kammerdiener, der die Kerze hochhielt. Beim Anblick seines späten Gastes verengten sich seine Augen. »Laß uns allein, Horace «, sagte er zum Diener gewandt, der sich verneigte und die schwere Tür aus Walnußwurzelholz hinter sich schloß.
    Cecil wandte sich barsch an den Besucher im langen Umhang: »Was gibt’s?«
    »Bei Einbruch der Nacht sind seltsame Dinge in St. Leger House vorgefallen«, begann der Fremde. »Als ich meine Runde machte, kamen die Wachen gerade wieder zu sich. Jemand hatte sie von hinten niedergeschlagen. Doch einer war etwas früher aufgewacht und hörte Stimmen im Hof. Eine erkannte er als die von Eleanor FitzGerald. Er konnte nur noch sehen, wie drei Reiter in Richtung London Bridge fortritten. Einer war ein ungewöhnlich großer Mann mit blondem Haar. Von den anderen beiden war einer eine Frau.«
    »Eleanor FitzGerald - treibt sich bei Einbruch der Dunkelheit in London herum?« fragte Cecil scharf.
    »Nein, es war eine fremde Frau, größer als Eleanor.«
    Cecil nahm den Bericht mit gefurchter Stirn entgegen. »Drei Besucher in St. Leger House. Was in Gottes Namen führen FitzGerald und seine Frau im Schilde? Wer wagt es, sich mit FitzGerald zu verbünden?«
    Cecil erwartete keine Antwort von seinem Spion und fuhr in seinem halben Selbstgespräch fort. »FitzGerald hat sich noch nicht mit seinem

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