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Pirat des Herzens

Titel: Pirat des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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wissen Eure Spione genau, obwohl noch niemand einen Fuß auf den Steinhaufen gesetzt hat, in den er sich verkriecht, und niemand das Ausmaß der Schätze kennt, die er dort hortet. Er ist jedenfalls ein reicher Mann. Und wofür, für wen? Er hat keine Familie. Keinen Clan. Die Iren mißtrauen ihm. Und Engländer ist er auch nicht. In seinen Adern fließt irisches Blut, auch wenn Mary Stanley ihn geboren hat. Wenn er die Tochter von FitzGerald heiratet, hat er eine Familie, einen Clan - ein Vaterland. Durch das Mädchen erwirbt er sich Achtung. In den Adern seiner Söhne fließt dann blaues Blut.« Ormond blickte von Cecil zu Elisabeth. »Das ist der Wunsch des Piraten. Alle niedriggeborenen Männer wollen durch Heirat mit Adeligen und durch ihre Söhne zu höherem Ansehen aufsteigen. FitzGerald hat ihm das Angebot vermutlich schmackhaft gemacht und ihm eine spätere Belohnung versprochen, zweifellos einen Teil der Ländereien von Desmond.«
    Elisabeth und Cecil tauschten Blicke, Cecil ergriff das Wort: »Ihr habt neben der Königin am meisten zu verlieren, wenn FitzGerald seinen Platz in Irland wieder einnimmt. Deshalb zieht Ihr voreilige Schlüsse, Tom.«
    Ormond fluchte. »Ich werde niemals die Herrschaft in Südirland mit ihm teilen!« Sein Gesicht war wutverzerrt. »Wie meine Mutter diesen Fluch Gottes heiraten konnte, ist mir ein Rätsel«, fügte er bitter hinzu. Er nahm Elisabeths Hand. »Dieses Bündnis darf niemals Zustandekommen, liebste Cousine. FitzGerald wird sich O’Neills Vormachtstellung zur See zunutze machen. Nicht nur, um aus der Verbannung zu fliehen. Im Winter könnte er seinen Vetter FitzMaurice aushungern. Das würde uns zwar alle freuen, aber sobald Fitz-Maurice entmachtet ist, könnte O’Neill unsere Häfen blockieren und die königlichen Truppen aushungern. Und über kurz oder lang hat Desmond seine alte Macht wiedererlangt und wird sich gegen Euch erheben.« Toms dunkle Augen schossen Blitze. »Oder die beiden Vettern verbünden sich gegen England, was Gott verhüten möge.«
    Stille senkte sich über den Raum. Elisabeth setzte sich. Sie wollte nicht glauben, daß Liam O’Neill sich gegen sie stellen würde. Wie William bereits sagte, gab es keinerlei Beweise dafür. »Mary Stanley war - ist - meine Freundin«, begann sie nach langem Schweigen. »Als Catherine Parr starb, nahm ich sie zu mir - sie und ihren kleinen Sohn. Die beiden taten mir leid, sie wurden von der übrigen Hofgesellschaft gemieden. Und das spürten beide. Beide wußten, daß sie auf das Wohlwollen anderer angewiesen waren.« Sie hob den Kopf. »Einmal sah ich Liam zu, wie er allein im Garten von Hatfield House spielte. Es war Vorfrühling. Die Sonne schien, ohne wirklich zu wärmen. Der Junge war damals fünf oder sechs. Er schwang einen dürren Ast als Schwert und kämpfte erbittert gegen die ganze Welt.« Sie seufzte. »Er war so einsam. Ein stiller, verschlossener Junge, der nur redete, wenn er angesprochen wurde, nie lachte. Und die anderen Kinder waren grausam zu ihm, verspotteten und hänselten ihn als irischen Bastard.«
    »Er ist kein kleiner Junge mehr«, entgegnete Ormond scharf. »Laßt Euer Urteil nicht von Sentimentalität trüben, Bess. Er ist ein gefährlicher Mann.«
    Die Königin betrachtete ihren Vetter. »Ich kann die Vergangenheit nicht verdrängen, als habe sie nie existiert. Wir wissen nicht, ob er Verrat begangen hat. Im übrigen glaube ich, daß er mich gern hat und mir dankbar ist.«
    »Wenn Ihr da nur nicht irrt!« polterte Ormond aufgebracht. »Ihr müßt ihn sehen, wie er ist! Nicht sein hübsches Gesicht, sondern sein kaltes Herz!«
    Elisabeth blickte ihren Vetter sinnend an. »Dann dürfte ich auch zu Euch kein Vertrauen haben, liebster Tom, Ihr steht nicht im Ruf, ein herzensguter Mensch zu sein.«
    »Wir sind Blutsverwandte«, wandte Ormond ein. »Wir haben die gleichen Interessen. Ich war und bin Euch stets treu ergeben.«
    Elisabeth seufzte. »Ja, wir haben die gleichen Interessen, und ich vertraue Euch.« Sie nahm seine Hand und tätschelte sie. »Ich weiß, Ihr wollt mich nur schützen.« Sie preßte die Fingerkuppen gegen die Schläfen. »Ich will einfach nicht glauben, daß Liam O’Neill ein Verräter ist, wie sein Vater einer war. Schon der Gedanke versetzt mir einen Stich ins Herz.«
    »Das heimliche Treffen ist Beweis genug für eine Verschwörung gegen Euch«, widersprach Ormond schneidend. »Cousine, hört auf mich! Laßt O’Neill im Tower schmachten. Wenn Ihr ihn nicht an

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