Pirat des Herzens
FitzGerald ist in Ungnade gefallen. Ihr Bruder ist erst zwei Jahre alt. Und ihre Stiefmutter wünscht keine Rivalin in ihrem Haus.«
Katherine blinzelte. Sie wußte nichts von einem kleinen Bruder.
Die Königin erhob sich. »Schurke!« Sie war sichtlich aufgebracht. »Ihr treibt es zu weit mit Euren Spielen! Eure Geschichte klingt unglaubwürdig. Da steckt mehr dahinter. Unverschämter Halunke!«
»Ich würde niemals Verrat gegen Euch üben, Bess«, entgegnete Liam leise.
Katherine gefror das Blut in den Adern.
Für diese Unverschämtheit würde Liam umgehend im Tower landen.
Elisabeth durchbohrte Liam mit Blicken, lange und durchdringend, als wäge sie seine Worte ab. Liam hielt ihrem Blick unverwandt stand.
»Ihr seid zu weit gegangen, O’Neill« sagte sie endlich. »Euer Hochmut muß bestraft werden. Ihr könnt nicht alles plündern, wonach Euch der Sinn steht. FitzGerald mag in Ungnade sein, doch das Mädchen ist Unsere Untertanin und kommt direkt aus einem Kloster. Sie ist keine Beute für einen Mann wie Euch. Ich hoffe, Ihr seid nicht so weit gegangen, um mit FitzGerald eine Verschwörung anzuzetteln.«
Liam senkte den Blick.
»Vielleicht kühlt sich Euer Hitzkopf im Tower ab«, fügte die Königin schneidend hinzu und gab ein Handzeichen. Zwei Wachen eilten herbei und packten Liam an den Armen. »Und denkt über all das nach, was Ihr Euch habt zuschulden kommen lassen«, fügte sie unheilvoll hinzu.
Katherine unterdrückte einen Schrei, als Liam abgeführt wurde.
Später am Nachmittag empfing die Königin Sir William Cecil unter vier Augen. »Habt Ihr nach Ormond geschickt?« fragte sie.
»Er wird jeden Augenblick eintreffen, Hoheit«, entgegnete Cecil.
»Und FitzGeralds Tochter?«
»Sie wurde in eine Kammer gesperrt und schläft. Bisher hat sie nichts getan, um die Verschwörungstheorie zu erhärten.«
Elisabeth durchmaß unruhig den Raum, sich ihrer hoheitsvollen Gestalt durchaus bewußt. Wie ihr Vater war sie eitel. Sie war nicht nur die schönste und eleganteste Frau bei Hofe. Keine andere Dame tanzte so gut wie sie - keine ihrer Hofdamen hatte so viele Verehrer. »Ich habe nie größeren Unsinn gehört«, sagte sie und blieb vor Cecil stehen. »Fitz-Geralds Tochter hat Liam O’Neill mit Sicherheit eine Geheimbotschaft ihres Vaters überbracht. Und FitzGerald haßt Uns. Er hat nur eines im Sinn: seine Flucht nach Irland und einen Aufstand gegen uns anzuzetteln.«
»Unter Umständen«, entgegnete Cecil.
»Für das Geheimtreffen gibt es keine andere Erklärung!« entgegnete die Königin unwirsch. Und dann wich der harte Zug aus ihrem Gesicht. »Zum Teufel mit dem Schurken, Cecil. Wie konnte er mir das antun? Fluch über meinen goldblonden Piraten! Über ein Jahr höre ich nichts von ihm, und dann das? Wie oft habe ich ihn an den Hof befohlen?« Sie nahm ihre erregte Wanderung wieder auf, ohne auf eine Antwort zu warten. »Wie viele Schiffe mag er wohl geplündert haben, von denen Wir nichts wissen? Ganz zu schweigen von den Damen, die auf diesen Schiffen reisten.« Sie verzog säuerlich das Gesicht und seufzte. »Nun ja, er ist kein trauriger, einsamer Junge mehr. Er will das Mädchen verführen, und vermutlich denkt er auch an Verrat an mir.« Plötzlich schwammen Elisabeths Augen in Tränen.
»Eure Majestät, ich bitte Euch, zieht keine voreiligen Schlüsse. O’Neill ist viel zu geschickt, um sich an einer Verschwörung zu beteiligen. Ich glaube, der Schein trügt.«
»Und was meint Ihr zu der Sache?«
»O’Neill war uns bisher sehr nützlich. Ich kann nicht glauben, daß ein so kluger Mann seine Zukunft aufs Spiel setzt und sich in die irische Politik einmischt.« Cecils Stimme war sanft, sein Blick unverwandt auf die Königin gerichtet.
»Er ist zu überheblich und anmaßend«, entgegnete Elisabeth etwas milder. »Er denkt, er habe Narrenfreiheit.«
»Möglich. Für FitzGerald wäre ein Bündnis mit ihm durchaus von Vorteil. Doch was hätte O’Neill davon?«
»FitzGerald könnte Liam als Fluchthelfer benutzen und nach Munster zurückkehren, um erneut gegen seinen Cousin FitzMaurice Krieg zu führen und sein Land zurückzuerobern. Liam hat dabei nichts zu gewinnen«, entgegnete Elisabeth scharf, »außer das Versprechen auf späteren Lohn. Doch das würde Liam nicht dazu veranlassen, Hochverrat zu begehen. Das Mädchen könnte er gewinnen. Aber sie ist wertlos.«
»Genau. Das Mädchen ist wertlos, mit einem Vater in der Verbannung, ohne Land, ohne Titel, ohne Macht«, fügte
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