Pirat des Herzens
umgaben, die bewaldeten Hügel, sie dachte an Hugh. »Ich kehre nach Hause zurück!« antwortete sie begeistert.
»Zu Eurem Vater nach Southwark?«
Zu spät erkannte Katherine ihren Fehler. Südirland war nicht mehr ihre Heimat - ihr Elternhaus war in den Besitz der Krone übergegangen. »Eure Majestät, ich bitte um Vergebung. Ich lebte so viele Jahre in der Abgeschiedenheit des Klosters und wußte bis vor kurzem nicht, was mit meinem Vater geschehen ist. Ich... betrachte Munster immer noch als meine Heimat.«
Elisabeth murmelte eine beschwichtigende Antwort, doch ihr Blick flog zu Cecil und dann zu Ormond.
Ein Blick, der Katherine irritierte. Sie räusperte sich. »Ich würde gerne nach Irland zurückkehren«, gestand sie tapfer.
»Und wohin wollt Ihr?«
»Zu meinem Verlobten.«
»Ihr seid verlobt?« fragte die Königin verblüfft.
»Mit Hugh Barry, Lord Barrys Erben. Ich wurde bereits in der Wiege mit ihm verlobt, doch nach Affane hat man mich fortgeschickt. Ich warte seit Jahren darauf zu heiraten, Majestät. Ich bin eine erwachsene Frau von achtzehn Jahren. Ich möchte Hugh bald heiraten.«
Die Königin zog die Augenbrauen hoch und blickte zu ihren beiden Beratern. »Was wißt Ihr von der Sache?« fragte sie Ormond.
Er zuckte die Achseln. »Ich erinnere mich an die Verlobung. Ihr solltet sie zu Barry schicken nach Irland.« Sein dunkler Blick wirkte verschleiert.
Elisabeth bedachte Katherine mit einem Blick, der ihr das Gefühl gab, etwas falsch gemacht zu haben. Doch schließlich lächelte die Monarchin.
»Nun denn, auf nach Irland, meine Liebe! Zu Eurer Hochzeit mit Hugh Barry.«
Katherine bebte vor Erleichterung. Und wieder sah sie, wie die Königin bedeutungsvolle Blicke mit ihren Vertrauten wechselte.
Es war spät. Bald würden die Kirchenglocken die Mitternachtsstunde schlagen. Liam horchte auf. Die Tür seiner Zelle wurde entriegelt. Er hätte es schlechter treffen können. Man hatte ihn in eine Kammer mit einer schmalen Bettstatt und einem Nachtstuhl gesperrt. Eine bevorzugte Behandlung, wie sie nur königlichen Günstlingen zuteil wurde. Er war nicht erstaunt, um diese Stunde geholt zu werden.
Ein Mann hielt ihm schweigend die Tür auf. Liam forderte keine Erklärung, warf sich den blutgetränkten Umhang um die Schultern und folgte dem Mann wortlos die gewundene Stiege nach unten. Die beiden verließen den Tower durch eine schmale Tür, die sich auf einen in die Themse hineinragenden Steg öffnete. Am Ende des Stegs wartete ein Boot. Liam stieg ein, der Diener der Königin folgte. Zwei Männer ruderten das Boot flußabwärts nach Whitehall.
Bei dem warmen Wetter stiegen üble Gerüche vom Fluß auf, und es empfahl sich nicht, die fauligen Dünste tief einzuatmen. Liam atmete flach und bereitete sich innerlich auf die Begegnung vor.
Bald darauf wurde er durch das Tor am Fluß in den Palast und in die Privatgemächer der Königin geführt. In einem karminroten Brokatkleid saß die Monarchin an ihrem zierlichen Schreibtisch und machte sich Notizen. Bei Liams Eintreten hob sie den Kopf und furchte die Stirn, doch dann meinte sie lächelnd:
»Ihr seid manchmal sehr ungezogen, Liam.«
Die Königin schien versöhnlich gestimmt. In wiedergewonnenem Selbstvertrauen trat Liam auf sie zu, nahm ihre Hand und drückte einen innigen Kuß darauf. Errötend entzog sie sich ihm. »Damit erreicht Ihr nichts bei mir«, schalt sie.
War ihre Heiterkeit nur eine ihrer Launen? Liam lächelte. »Wie angenehm weich Eure Hände sind, Bess«, murmelte er und nahm ihre elegante Hand erneut. Elisabeth war sehr eitel und besonders stolz auf ihre schönen Hände. »Wie weich, wie zart.«
Sie fühlte sich geschmeichelt, gab ihm einen spielerischen Klaps und gebot ihm, sich zu setzen. »Ich muß mich entschuldigen«, sagte sie aufrichtig.
Liam schwieg, er durfte keinen Fehler machen. Seine Unschuld bezüglich der Verschwörung gegen die Krone war nicht bewiesen. Oft genug hatte ein Angeklagter seine Unschuld tausendmal beteuert und war dennoch verurteilt worden. Liam mußte herausfinden, welches Spiel die Königin mit ihm trieb.
»Es gibt Zeugen Eurer Plünderung des französischen Schiffes und der Entführung von Katherine FitzGerald«, begann die Königin.
Er zweifelte an der Wahrheit ihrer Worte, hütete sich jedoch zu widersprechen. Elisabeth war eine sehr kluge Frau.
»Es kränkt mich, Bess, daß Ihr mich für einen Verräter halten könnt.«
»Ich bin gekränkt«, entgegnete sie, beugte sich vor und
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