Pirat des Herzens
atmete erleichtert auf.
»Dennoch«, sagte sie gepreßt, mit dem Rücken zu ihm, »die Wahrheit spricht Euch nicht von Euren anderen Verbrechen los, Liam.« Sie schalt ihn wie eine Mutter ihr ungehorsames Kind. »Ihr könnt nicht einfach adelige Damen entführen und ungestraft davonkommen. Noch dazu, wenn es sich um die Tochter eines verräterischen, in Ungnade gefallenen Grafen handelt. Und um eine Jungfrau, die im Kloster erzogen wurde.«
»Ich gestehe mein Fehlverhalten ein«, sagte er leichthin, ohne die geringste Reue zu zeigen.
»Welche Strafe soll Euch auferlegt werden?«
Er erhob sich träge. »Habe ich nicht genug gelitten? Eine Kugel in der Schulter, eine Nacht im Tower?« Seine Stimme war leise.
»Das ist kaum Strafe genug dafür, daß Ihr Katherine in Angst und Schrecken versetzt habt.«
Liam lächelte verschmitzt. »Ich habe ihr weder Angst noch Schrecken eingejagt.«
Elisabeths Blick wurde böse. »Nein. Ich kann mir gut vorstellen, daß sie nichts gegen Eure Küsse und Zärtlichkeiten einzuwenden hatte.«
War die Königin eifersüchtig, weil er sich für Katherine interessierte? »Wenn sie nichts dagegen einzuwenden hatte, bin ich der Schuldige, nicht sie.«
»Ja - Ihr macht Euch schuldig, ein lüsterner Weiberheld zu sein«, entgegnete die Königin gereizt.
Sie war tatsächlich eifersüchtig. Das bedeutete nichts Gutes für Katherine. Und es bedeutete nichts Gutes für ihn. »Darf ich kein Mann mit gesunden Empfindungen sein?«
Elisabeths Blick wanderte über seine Figur und blieb an seinen Lenden haften. »Ihr wißt, daß ich das nicht will.« Sie wandte sich brüsk ab. »Das Mädchen könnt Ihr nicht haben. «
Liam ließ sich seinen Unmut nicht anmerken. Mit der Eifersucht der Königin hatte er nicht gerechnet. »Hoheit, der französische Frachter war das fünfte Schiff, das ich in diesem Jahr gekapert habe.«
»Versucht nicht, mit mir zu handeln!« fauchte sie eisig. »Ich weiß sehr wohl, wie viele französische Schiffe Ihr gekapert habt, Pirat! Der französische Botschafter hat wieder-holte Male Euren Kopf von mir gefordert! Katharina von Medici hat ein Kopfgeld auf Euch ausgesetzt und sich mehrmals in persönlichen Schreiben an mich gewandt!«
Liam lachte leise. »Und was habt ihr geantwortet, Hoheit?«
Sie musterte ihn kühl. »Wenn mir der Herr der Meere in die Hände fällt, wird er vor Gericht gestellt und verurteilt. Doch bislang ist er meiner Flotte ebenso entwischt wie den Flotten aller anderen Länder.«
Liam grinste.
»Werdet nur nicht überheblich! Ihr wißt genau, wenn Ihr von einer anderen Nation ergriffen werdet, kann ich nichts für Euch tun, eingebildeter Kerl!«
»Ich bin mir völlig im klaren darüber, welches Schicksal mich erwartet, wenn ich in einem französischen Gefängnis oder auf einer spanischen Folterbank lande.« Sein Blick war gefühllos geworden. »Ich bin Euch treu, und das wißt Ihr, Bess. Ich habe in diesem Jahr mehr für Euch getan als Eure ganze Marine. Fünf französische Schiffe, von denen zwei Schottland anliefen, um die Rebellen mit Waffen zu versorgen. Und drei spanische Schiffe, davon eine Galeone, vollbeladen mit Silbermünzen für die Niederlande. Ihr seht selbst, Majestät, ich verdiene eine Belohnung.«
»Und ihr denkt, ich gebe Euch das Mädchen als Belohnung?«
»Sie stellt für niemand einen Wert dar. Sie hat keine gesellschaftliche Stellung, keine Mitgift. Ich behandle sie gut. Ich werde sie nicht mißbrauchen.« Und plötzlich schoß ihm der Gedanke durch den Kopf, daß er sie doch eines Tages heiraten könnte. Wenn er das Spiel, das er soeben begonnen hatte, gewonnen hatte.
»Sie ist verlobt.«
»Diese Verlobung ist uralt. Ich bezweifle, daß Hugh Barry bereit ist, sie jetzt noch zu heiraten.«
»Wie dem auch sei, die Verlobung ist nicht aufgehoben.
Ich habe meine Zustimmung gegeben, daß sie nach Irland reist und ihn heiratet.«
Liam erbleichte. Dann kochte Zorn in ihm hoch. »Und meine Belohnung?«
Elisabeth griff nach den Dokumenten auf ihrem Schreibtisch und hielt sie ihm hin. »Hier! Die Kaperbriefe, um die Ihr mich gebeten habt. Für alle spanischen Schiffe, nicht nur für solche, die Papisten in Schottland, Irland und Flandern unterstützen. Was? Reicht Euch das nicht? Eure Freibeuterei ist damit legalisiert, Liam. Zumindest was die Spanier betrifft, die ihr so gern ausplündert.«
Liam hielt die Kaperbriefe in der Hand. In England würde er nun nicht mehr gerichtlich verfolgt werden, wenn er spanische Schiffe
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