Pirat des Herzens
seine Stimme beinahe schroff. »Ihr solltet sorgfältig über mein Angebot nachdenken, Katherine. Ihr seid eine kluge Frau. Einen solchen Antrag bekommt Ihr kein zweites Mal. Braucht Ihr Zeit, um darüber nachzudenken?« Er klang sehr ernst. »Ich verstehe, daß Ihr überrascht seid.«
Das war eine starke Untertreibung. »Warum?«
Er blinzelte.
»Warum, Liam? Warum wollt Ihr mich heiraten?«
Seine Kiefermuskulatur spannte sich. »Ich habe sorgfältig darüber nachgedacht, seit Euer Vater mir den Vorschlag machte. Ich begehre Euch, aber ich will Euch wirklich zu nichts zwingen. Ich möchte, daß Ihr freiwillig zu mir kommt.«
»Ich verstehe.« Tränen brannten in ihren Augen.
»Nehmt Euch so viel Zeit, wie Ihr braucht«, sagte er und wandte sich zum Gehen.
»Nein«, entgegnete Katherine traurig. »Ich brauche keine Zeit, um darüber nachzudenken.«
Er hielt inne.
»Ich kann Euch nicht heiraten, Liam. Es tut mir leid. Ich kann keinen Piraten heiraten.« Sie schlang die Arme um sich. »Mein Vater mag glücklich darüber sein, aber Katherine FitzGerald hat sich nicht verändert. Ich bin als Adelige geboren. Ich kann keinen Piraten lieben. Auch wenn mein Vater diese Verbindung für seine politischen Zwecke nutzen möchte.«
Liam stand wie versteinert. Sein Gesicht war ohne Ausdruck, nur um seinen Mund lag ein bitterer Zug.
»Es tut mir leid«, flüsterte Katherine.
»Ihr könnt noch nicht klar denken«, sagte Liam. »Ihr seid von gestern nacht noch zu sehr mitgenommen. Ich gehe jetzt.«
»Nein.« Katherine schluckte schwer gegen ihre aufsteigenden Tränen an.
»Ihr habt keine andere Wahl, Katherine. Ein besseres Angebot bekommt Ihr nicht. Ich bitte Euch, meine Frau zu werden. Andere Männer - Edelmänner wie Hugh, wollen Euch nur zu ihrer Hure machen.«
Katherine wandte sich ab, der Schmerz drohte ihr die Brust zu sprengen.
»Denkt in Ruhe darüber nach und schlaft eine Nacht darüber. Dann werdet Ihr Eure Meinung ändern.« Sie hörte ihn zur Tür gehen.
»Ich ändere meine Meinung nicht!« Sie lehnte sich kraftlos gegen die Wand, konnte die Tränen nur mit größter Mühe zurückhalten.
»Mein Antrag bleibt bestehen. Denkt daran, was ich Euch alles bieten kann, Katherine. Vielleicht könnt Ihr Eure Verachtung meiner Herkunft und meines Lebens überwinden.« Er verließ die Kabine.
Katherine sank ermattet auf den Fußboden. Forderte sie denn mehr vom Leben als andere Frauen? Sie war eine Adelige. Die Tochter eines Grafen. Aber ihr Schicksal war es, einen schamlosen Antrag von einem Adeligen zu erhalten und einen Heiratsantrag von einem Piraten. Katherine umschlang ihre Knie. Sie wußte, daß Liam O’Neill recht hatte. Katherine FitzGerald hatte keine Wahl, sie würde keinen besseren Heiratsantrag bekommen - von keinem Mann auf der ganzen Welt.
Aber sie konnte Shane O’Neills Sohn nicht heiraten. Niemals, selbst wenn sie den Wunsch gehabt hätte, sich mit ihm zu vermählen.
13
Katherine sah nur noch eine Möglichkeit.
Bei Einbruch der Dämmerung verließ sie eilig die Kabine. An Deck zog sie ihren Umhang enger um die Schultern und hielt Ausschau nach Liam. Er stand am Steuer seines Schiffes. Mit einiger Mühe kletterte sie die Leiter zur Brücke hinauf.
Er überließ das Ruder dem Maat, eilte zur Leiter und half ihr die letzten Schritte herauf. Katherine lehnte sich gegen ihn, um die Balance zu halten, löste sich rasch wieder. »Ich muß mit Euch sprechen, Liam.«
Seine Augen blitzten. »Habt Ihr über meinen Antrag nachgedacht?«
Der Eifer in seiner Stimme entging ihr keineswegs. »Nein. Ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich kann und will Euch nicht heiraten.«
Er zuckte zusammen.
»Es gibt nur einen Ausweg für mich«, fuhr sie fort, ohne sich von seiner Enttäuschung beeindrucken zu lassen »Ich möchte bei der Königin vorsprechen.«
»Wollt Ihr Euch ihrer Gnade und Barmherzigkeit ausliefern?«
»Ja!« rief sie. »Es ist besser, ihre Gnade zu erflehen, als Männern wie Hugh oder Euch ausgeliefert zu sein!«
»Und wenn sie Euch zu Eurem Vater schickt? Oder zurück ins Kloster?«
Katherine hob das Kinn. »Dann soll es so sein.«
Aber sie hatte nicht die Absicht, sich nach Southwark verbannen zu lassen oder im Kloster zu versauern. Sie würde die Königin auf Knien anflehen, wenn es unbedingt sein mußte.
Sein Mund verzog sich bitter... »Ich bin also das schlimmste aller Übel.«
Das hatte sie nicht behauptet. »Streitet Ihr etwa ab, wer Ihr seid?«
»Wie könnte ich?«
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