Pirat des Herzens
setzte sich, ihr Vater nahm mühsam neben ihr Platz. »Ja«, antwortete sie mit belegter Stimme. »Hugh hatte nie etwas für mich übrig. Ihm ging es nur darum, die Tochter eines Grafen und die damit verbundene Mitgift zu heiraten.«
Gerald tätschelte ihren Rücken. »So sind die Männer eben«, murmelte er und beugte sich interessiert vor. »Erzähl mir von Desmond.«
Katherine wurde noch trauriger. »Ach Vater, dort hat der Krieg viel Schaden angerichtet.«
Eleanor kam aus der Küche mit einem Holztablett in der Hand, gefolgt von einer alten Dienerin, die einen Krug Bier und drei Becher brachte.
»Alles niedergebrannt und verwüstet, stimmt’s?« Damit knallte Eleanor das Brett mit Brot und Käse auf den Tisch.
»Ja. Es ist viel zerstört«, nickte Katherine.
»Askeaton?«
»Ich war nicht in Askeaton. Liam sagte, die Burg ist nicht mehr bewohnt, wie viele unserer Häuser.«
Gerald nickte finster.
»Aha, jetzt heißt er schon Liam«, bemerkte Eleanor schnippisch.
Katherine errötete.
Gerald bedachte Eleanor mit einem finsteren Blick. »Hast du etwas von meinem Vetter FitzMaurice gehört? Mich wundert, daß er nicht auf Askeaton wohnt.« Gerald ballte die Fäuste.
Eleanor beugte sich zu Katherine. »Der Kerl ist hinter dem Titel und dem Land deines Vaters her«, zischte sie ihr ins Ohr. »Er wird der Königin so lange zusetzen, bis er bekommt, was er will. Und wir leben wie die Bettler!«
Katherine wurde das Herz schwer. »Ich bin froh, daß die Verlobung gelöst ist«, sagte sie mit fester Stimme. »Wie könnte ich Barry heiraten, wenn er sich mit FitzMaurice gegen dich verbündet?«
»Du bist ein gutes Kind, Katherine«, antwortete Gerald. Sein Blick irrte unstet umher. Plötzlich stand er auf. »Ich habe keinen Hunger«, verkündete er. »Komm, Katie, begleite mich, ich brauche etwas frische Luft.«
Katherine erhob sich und stützte ihren Vater beim Verlassen der Halle. Helen wollte ihr folgen. Gerald wandte sich freundlich an sie. »Wir brauchen dich nicht, Kind. Vielleicht kannst du dich in der Küche nützlich machen.«
Helen machte einen Knicks und verschwand. Vater und Tochter spazierten Arm in Arm über den Hof. Am Tor standen die Gardisten in ihren prachtvollen Uniformen und wandten sich diskret ab. Gerald blieb stehen. »Wir dürfen niemandem trauen«, raunte er.
Katherine war verblüfft. »Wirst du in deinem Haus bespitzelt?«
»Das ist nicht mein Haus«, antwortete er. »Und Cecil hat überall seine Spitzel, das kannst du mir glauben.«
Geralds nächste Worte erschreckten Katherine noch mehr. »Traue niemand«, knurrte er finster. »Auch nicht deinem kleinen Stubenmädchen.«
»Aber Vater! Das ist lächerlich. Die Königin selbst hat sie für mich ausgesucht!«
»Hör mir gut zu, Tochter. Du darfst keinem Menschen trauen.«
Katherine nickte beklommen. War ihr Vater wegen Cecils Spionen mit ihr nach draußen gegangen - oder weil er fürchtete, ihre Zofe könne sie bespitzeln? Der Gedanke jagte ihr Kälteschauer über den Rücken.
»Erzähl mir von O’Neill.«
Katherines Beklommenheit wuchs. »Willst du über den Piraten sprechen?«
»Genau über den.« Gerald blickte sie durchdringend an. Katherine spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. »Er ist nur ein Pirat«, entgegnete sie knapp und wünschte, ihr Vater würde das Thema wechseln.
Gerald nahm die Hand seiner Tochter. »Ich brauche dringend deine Hilfe, mein Kind. Willst du deinem armen, verbannten Vater helfen?«
Ihr Herz hämmerte wild. »Wie denn?«
»Du hast eine gute Stellung bei Hofe. Mach dir die Königin zur Freundin. Bemüh dich, sie behutsam für unsere Sache einzunehmen. Sie war mit Joan befreundet. Wenn sie Vertrauen zu dir faßt, können wir sie dazu bewegen, meine Ver-bannung rückgängig zu machen. Dann kehre ich nach Irland zurück und übernehme Desmond wieder. Die Lords werden sich mir anschließen - und das Volk ebenfalls.«
Katherines Vater stand nun aufrecht, mit funkelnden Augen vor ihr. Die Königin hatte ihm zu Unrecht alles weggenommen. Aber... allein der Gedanke, der Königin zu schmeicheln, um etwas zu erreichen, war ihr unangenehm. Es schien ihr nicht richtig, ihre Freundschaft für ein bestimmtes Ziel zu benutzen.
Gerald nahm den Arm seiner Tochter. »Und mit O’Neill müssen wir ebenso vorsichtig umgehen.«
Katherine hatte Mühe zu atmen. »W... wieso?«
»Er begehrt dich. Ein Mann, der eine Frau haben will, ist leicht zu beeinflussen. Ich brauche ihn, den Herrn der Meere. Er
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