Pirat des Herzens
beugen, bewundernswert.
»Mehr als schwierig«, entgegnete er bitter. »Die Feindschaft zwischen Ormond und Desmond geht viele Generationen zurück. Die Tatsache, daß meine Mutter eine Liebesbeziehung mit einem Desmond anfing, war ein direkter Affront gegen mich und meine Familie - war und ist unverzeihlich.«
Katherine straffte die Schultern. »Sie liebte meinen Vater leidenschaftlich. Es war eine Liebesheirat.«
»Ja, sie liebte ihn«, entgegnete Ormond düster. »Und auch das war unverzeihlich.«
»Sie liebte auch Euch«, entgegnete Katherine mitfühlend.
»Ich war ein kleines Mädchen, als mein Vater eine Armee gegen Euch zusammenstellte. Meine Mutter vergoß bittere Tränen aus Angst um Euch. Sie widersetzte sich meinem Vater und ritt ihm nach, als er gegen Euch in den Kampf zog.«
»Ja.« Ormonds Gesichtszüge waren weich geworden. »Beinahe zwei Wochen ritt sie zwischen Gemahl und Sohn hin und her, zwischen unseren beiden großen Armeen, die wie Wölfe auf der Lauer lagen, um jeden Augenblick loszuschlagen. Die Soldaten auf beiden Seiten fingen an, sie Engel des Friedens zu nennen. Sie flehte FitzGerald und dann mich an, immer wieder, wir sollten von unserem kriegerischen Vorhaben ablassen. Sie war unermüdlich in ihren Friedensbemühungen.« Er blickte wehmütig aus dem Fenster. »Sie war wahrhaftig ein Engel des Friedens.«
»Und?« Katherine wagte kaum zu atmen.
Ein dünnes Lächeln flog über Ormonds Züge. »Ich weiß nicht, wer von uns zuerst aufgab. Jedenfalls fand die Schlacht nicht statt. Beide Armeen, die ihres Gemahls und die ihres Sohns, kehrten um und ritten nach Hause.«
Katherines Augen schwammen in Tränen. »Unsere Mutter war eine große Frau.«
»Sie war wunderbar, klug und eigensinnig. Zu eigensinnig. Der Skandal um sie und Gerald war ihr völlig gleichgültig. Sie lachte darüber.« Ormond blickte seine Schwester an.
Katherine dachte an Liam und an ihre Leidenschaft. Sie wußte nun, daß ihre dunkle Seite nicht nur ein Erbe ihres Vaters war, sondern auch ein Erbe ihrer Mutter.
Aber sie glich ihrer Mutter nicht in allen Aspekten. Sie würde vor Scham sterben, wenn es um sie und Liam O’Neill einen Skandal gäbe.
»Hat er Euch mißbraucht?« fragte Ormond unvermutet.
Katherine erschrak. »Wer?« fragte sie unschuldig.
»Der Pirat. Die ganze Stadt spricht davon. Der Bankettsaal hat gesehen, wie O’Neill Euch küßte, bevor er mit Euch nach Irland aufbrach. Und kürzlich sollt Ihr beide in den Privatgemächern der Königin in höchst kompromittierender Umarmung gesehen worden sein.«
Katherine errötete tief.
»Seid ihr meiner Mutter Joan ähnlicher, als ich dachte?«
»Nein!« widersprach sie zornig. »Ich will keinen Skandal! Ich lache nicht über häßliche Gerüchte! Ich will nichts von dem Piraten, nur daß er mich in Frieden läßt! Ich will einen anständigen, gottesfürchtigen Mann heiraten. Nur das ist mir wichtig!«
Ormonds Blicke durchbohrten sie. »Und was wünscht Euer Vater?«
»Das weiß ich nicht«, entgegnete Katherine bitter. »Ich habe ihn nur einmal gesehen. Er weiß vermutlich noch gar nicht, daß Hugh die Verlobung gelöst hat. Wahrscheinlich ist es ihm gleichgültig. Ihn interessiert nur seine bejammernswerte Situation.«
Ormond blickte sie immer noch unverwandt an.
»Mylord«, Katherine rang um Fassung, »ich bin der Königin sehr dankbar, mir diesen Posten verschafft zu haben. Aber in meinem Alter haben die meisten Frauen bereits Kinder. Ich habe nicht mehr viel Zeit.« Ihre Augen suchten seine. »Könnt Ihr mir nicht helfen, Sir? Ihr seid der Vetter der Königin. Könnt Ihr Euch nicht für mich verwenden? Mein innigster Wunsch ist, einen anständigen Edelmann zu heiraten.«
Seine Halbschwester hatte Titel und Besitz verloren. Sie hatte nichts als ihre Schönheit - auf die Männer wie Hugh Barry und Liam O’Neill scharf waren. Ormond hatte eigentlich kein Interesse am Wohlergehen seiner Halbschwester. So unschuldig und aufrichtig, wie sie sich gab, konnte sie nicht sein. Sie hatte allen Grund, mit ihrem Vater Pläne zu schmieden, um das Verlorene wiederzuerlangen. Wenn sie ihrer Mutter wirklich ähnlich war, wird sie ihre Schönheit einsetzen, um einen mächtigen Mann wie Liam O’Neill zu umgarnen, und ihn zu ihrem Verbündeten machen. In diesem Fall wäre ihr Heiratswunsch eine ausgeklügelte List.
Liam O’Neill zeigte großes Interesse an ihr, und es war ratsam, sie seinem Einfluß zu entziehen. »Ja«, sagte Ormond unvermutet, »ich
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