Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
sind. Es ist wohl zu glauben, daß sich das so begeben hat, denn im offenen Lande findet man keine wilden Hunde.
Die Pferde auf der Insel Española sind klein von Gestalt, kurz von Leib, mit dickem Kopf, langem Hals wie auch dicken Schenkeln, also von keinerlei Schönheit. Sie laufen in Haufen von zwei- bis dreihundert Stück und wenn sie einen Menschen sehen, da ist eines, das läuft allzeit voran, gleichsam wie ein Kapitän, und auf fünf- oder sechshundert Schritt von dem Menschen schnauft es und kehrt wieder um, und die ganze Herde folgt ihm nach. Sie sind sehr leicht zu zähmen. Die Jäger fangen einige von diesen Tieren, um von ihnen ihre Felle oder Häute an die Küste bringen zu lassen. Sie spannen über die kleinen Wege, durch die sie zu laufen pflegen, eine Seilschlinge, wenn sie dann darein treten, bleiben sie hängen. Sind sie so gefangen, werden sie angebunden und geschlagen. Man läßt sie einiges tragen, um sie zu zähmen, hierdurch werden sie in der Zeit von acht Tagen so zahm und ans Lasttragen gewöhnt wie ein Bauernpferd, das nie etwas anderes getan hat.
Die wilden Stiere und Kühe sind dort in großen Mengen gewesen, gegenwärtig aber beginnen sie ziemlich spärlich zu werden, wegen des großen Schadens, der von allen Seiten unter ihnen angerichtet wurde. Auf der einen Seite vertilgen sie die Spanier, soviel als sie können, aus Haß gegen die Franzosen, auf der anderen die wilden Hunde, die so manches Kalb verschlingen, und schließlich tun auch die französischen Bukaniere das ihre. Die Tiere sind sehr groß und grausam wild wenn sie von den Menschen gereizt oder gequält werden, sonst aber laufen sie vor ihm davon. Die Häute dieser Tiere sind elf, ja dreizehn bis vierzehn Fuß lang. Es ist ein Wunder, daß noch etliche Stiere und wilde Schweine auf der Insel Española zu finden sind, denn seit einundachtzig Jahren werden täglich mehr als fünfzehnhundert Wildschweine erlegt, sowohl von den Spaniern als von den Franzosen, ja ich möchte aus eigener Erfahrung beinahe sagen, daß die Franzosen allein täglich mehr erlegen, und dennoch sind da wilde Schweine in so großer Menge, daß es unglaublich ist. Sie sind mittelgroß von Gestalt und insgemein schwarz von Farbe, also daß selten eines von anderer Farbe gefunden wird. Sie laufen manchmal in Trupps von fünfzig und sechzig, die Männchen laufen allzeit voran, die Jungen mit den Weibchen bleiben hinten. Wenn sie dann von den Hunden angegriffen werden, läuft jedes, so gut es kann. Es gibt auch einige wenige, die immer allein laufen, und diese sind jederzeit die besten. Die wilden Schweine können zahm gemacht werden, wie ich selbst gesehen habe. Wir hatten im Busch kleine Ferklein gefangen und sie mit Fleiß aufgezogen und, da sie groß wurden, gehorchten sie wie die Hunde und liefen vor uns her. Und wenn sie auf wilde Schweine stießen, begannen sie mit ihnen in ihrer Sprache zu sprechen, alsdann fielen die Hunde jene an. Sobald die wilden Schweine tot waren, fraßen die gezähmten ihr rohes Fleisch gleich wie die Hunde, darauf folgten sie uns wieder.
Auf dieser Insel Española sind auch mancherlei Arten Vögel, darunter viele, die zur Nahrung der Menschen gut sind, wie Buschhühner, von den Spaniern genannt Pintadas, Papageien, wilde Tauben, Krabier, Reiher, Raben, westindianische Kalkutschhühner, Flamingos, Fischreiher, Fregattenvögel, feige Memmen, Grangesiers, Sumpfschnepfen, Enten, Gänse, Kriekenten, Kolibris und andere Vögel mehr, deren Namen mir unbekannt sind.
Die Buschhühner (Perlhühner) werden von den Spaniern Pintadas genannt, das heißt gemalt, weil ihre Federn sehr schön mit weiß und schwarz gemalt sind, auf Art eines Tigerfells. Und auf dem Kopf haben sie keinen Kamm wie andere bekannte Hühner, sondern eine gewisse Verhärtung, wie eine Warze, die ziemlich hart ist. An Größe sind sie wie die größten Hühner, die wir hierzulande haben. Sie laufen im Gebüsch in Scharen von fünfzig und sechzig Stück und sobald sie jemand gewahr werden, fliegen sie augenblicklich mit großem Geräusch in die Bäume. Ihre Eier legen sie auf die Erde, wo sie öfters gefunden werden. Diese Eier können auch von einer Haushenne ausgebrütet werden, wenn aber die Küchlein beginnen groß zu werden und hören das Geschrei der anderen im Busch, dann laufen sie ihnen stracks zu und werden wieder wild.
Die Papageien sind auch in großer Menge vorhanden. Sie halten sich meist in der Nähe der Felder auf, wo sie auch gewohnt sind zu nisten
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