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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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im flachen Felde aufstieß, verfolgten wir sie solange, bis sie weder fliegen noch laufen konnten, dann schlugen wir sie gemächlich mit Stecken tot. Sie bleiben einen Monat lang im Lande, ohne daß sie jemand wird etwas fressen sehen, sondern sie zehren allein von ihrem Fett, um leichter zu werden und wieder fliegen zu können.
    Die Kolibris sind die allerkleinsten Vögel, so auf dem Erdboden bekannt sind, von überaus schönem Gefieder. Sie nähren sich allein von Blumen und Kräutern. Die Indianer allein haben die Geschwindigkeit, sie mit ihren Pfeilen zu schießen. Sie dörren sie dann und verkaufen sie an die Christen. Wenn sie die Vögel schießen wollen, so nehmen sie Stücklein Wachs, stecken es an die Spitze ihres Pfeils und schießen dann dieselben mit solcher Subtilität, daß sie unversehrt bleiben.
    Bleibt uns also noch übrig von den Franzosen zu reden, die auf der Insel Española sind. Wie sie auf diese Insel gekommen, habe ich bereits oben erzählt, auch wie sie Dienstboten aus Frankreich kriegen und drei Jahre in Dienst halten. Nun wollen wir auch von ihrer Verrichtung, Lebensart und dem Feldbau melden.
    Die Franzosen, die auf der Insel Española sind, haben dreierlei Verrichtungen, nämlich das Jagen, das Pflanzen und das Kaperfahren. Wenn ein Knecht von seinem Dienste frei wird, sucht er sich einen Kameraden oder Gefährten. Sie bringen dann das, was sie haben, zusammen und setzen eine Schrift auf, worin einige sich gegeneinander verbinden, daß der, welcher überlebt, alles haben soll, andere machen eine Verabredung, daß der Überlebende den Teil des Verstorbenen dessen Verwandten oder Weibe, wenn er verehelicht ist, herauszugeben verpflichtet sein soll. Nachdem nun dieser Vertrag besagtermaßen abgeschlossen ist, geht der eine auf die Kaper, der andere auf die Jagd oder zum Tabakpflanzen, je nach dem was sie für das beste halten.
    Es sind aber der Jäger zweierlei, die einen gehen auf die Stierjagd um der Häute willen, die anderen auf die Wildschweinjagd, das Fleisch den Pflanzern zu verkaufen. Die Stierjäger werden Bukaniere genannt, es sind deren ehemals wohl fünf- oder sechshundert auf dieser Insel gewesen, gegenwärtig aber nicht mehr als dreihundert, weil der Stiere so wenig geworden, daß sie sehr hurtig sein müssen, um etwas zu finden und anzutreffen. Sie bleiben ein ganzes Jahr, öfters auch wohl zwei, ohne aus dem Busch zu kommen; darnach gehen sie nach der Insel Tortuga, um sich da ihren Vorrat an Pulver, Blei, Schießrohren, Leinwand und dergleichen zu holen. Wenn sie dahin gekommen, verzehren sie in einem Monat, was sie in einem oder anderthalb Jahren gewonnen haben. Sie trinken den Branntwein wie Wasser, kaufen ein ganzes Fass Wein, dem sie den Zapfen ausschlagen, und trinken, solange bis nichts mehr darinnen ist. Sie laufen tags und nachts durch das Dorf und feiern des Bacchus Fest, solang sie um Geld zu trinken kriegen. Inzwischen wird auch der Venus Dienst nicht vergessen, so daß die Wirte und Huren allzeit sich freuen und bereit machen auf die Ankunft der Bukaniere und Kaper gleich wie die Wirte und Huren zu Amsterdam auf die Ankunft der Ostindienfahrer und Kriegsschiffe. Nachdem dann alles aufgezehrt und auch ein Teil dazu geborgt ist, gehen sie wieder in den Busch und bleiben darinnen wieder ein Jahr oder anderthalb. Nun wollen wir auch beschreiben, was für ein Leben sie da führen.
    Nachdem sie auf den Sammelplatz gekommen sind, teilen sie sich in Trupps zu je fünf oder sechs. Diejenigen, die Knechte haben, gehen allein mit den Knechten und suchen sich einen wohlgelegenen Platz auf den Feldern aus, spannen da ihre Zelte auf und machen sich ein Häuslein, ihre Häute darin aufzubewahren, wenn sie trocken sind. Frühmorgens, wenn es zu tagen beginnt, rufen sie ihre Hunde zusammen und ziehen buschwärts und zwar dahin, wo sie meinen die meisten Tiere anzutreffen. Vom ersten, den sie tot geschossen, nehmen sie ihren Branntwein ein, das heißt sie schlürfen alles Mark aus den Knochenröhren, ehe es kalt wird, alsdann schinden sie dem Tiere die Haut ab. Hierauf nimmt einer von ihnen die Haut und geht damit auf den Sammelplatz. So treiben sie es fort, bis daß ein jeder eine Haut gekriegt hat und das währt bis ungefähr Mittag, manchmal etwas länger, manchmal etwas kürzer. Nachdem sie allesamt auf dem Sammelplatz angekommen sind, müssen die Knechte, wenn sie welche haben, die Häute zum Trocknen ausspannen und die Mahlzeit bereiten: die ist Fleisch, denn sie essen

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