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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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desto besser verstanden werde; allein dies wird sich doch noch besser für den dritten Teil schicken, wo ich gelegentlich der Einnahme von Panama eine Beschreibung von Costa Rica nebst verschiedenen Landkarten darbieten möchte. Nachdem solchergestalt also Lolonois den bestimmten Entschluß gefaßt hatten, den Nicaraguazug zu tun, zog er etwa siebenhundert Mann zusammen und ließ das Verladeschiff, das er in Maracaibo gekapert hatte, fertig machen. Auf dieses kamen dreihundert Mann; die übrigen begaben sich auf kleine Schiffe, fünf an der Zahl, so daß es im Ganzen eine Flotte von sechs Schiffen ausmachte. Ihr Versammlungsort war der Ort Bayaha auf der Insel Española, wo sie den Fleischvorrat für die Fahrt einsalzten und an Bord nahmen.
    Nachdem sie ihren Akkord gemacht, und die Schiffe fahrtbereit dalagen, gingen sie unter Segel und nahmen Kurs nach einer Ortschaft namens Matamano, am Südende der Insel Cuba: ihre Absicht war, dort alle Kanoes zu rauben, die sie finden könnten; es wohnen dort nämlich viele Schildrötenfischer, die Schildkröten fangen und einsalzen, um sie nach Havanna zu bringen. Die Räuber aber hatten Kanoes nötig, um ihr Schiffsvolk auf den Strom zu verbringen, weil ihre Schiffe zu starken Tiefgang hatten, um durch die Untiefen hindurchzukommen. Endlich – nachdem sie diese armen Leute ihrer nötigsten Geräte beraubt und noch einen Teil von ihnen selbst mitgeschleppt hatten, stachen sie in See und nahmen Kurs nach Cabo Gracias a Dios, das auf fünfzehn Grad nördlicher Breite an der Festlandküste liegt, etwa hundert Meilen südlich von der Insel de los Pinos. Allein sie wurden von Windstille überkommen, und die Strömung trieb sie nach dem Golf von Honduras. Sie taten wohl ihr Bestes, um wieder hinauf zu gelangen; jedoch hatten sie Wind und Strömung wider sich, auch konnten die anderen Schiffe dem des Lolonois nicht nachkommen. Das Ärgste von allem aber war, daß ihnen die Lebensmittel auszugehen anfingen, so daß sie gezwungen waren, Örter zu suchen, wo sie neuerlich Proviant finden konnten. Zuletzt nötigte sie der Hunger, Land zu kiesen, und mit ihren Kanoes den ersten besten Flußlauf aufwärts zu fahren, um nach Nahrung zu suchen. Sie kamen mit einigen Kanoes in den Xaguastrom, an dessen Ufern Indianer wohnen, plünderten dort alle Indianerbehausungen, die sie fanden, und brachten zu ihren Schiffen hernieder etlichen spanischen Weizen, den sie Mais nennen, auch Schweine, Hühner, Truthühner – alles, was sie eben erwischen konnten. Allein dies alles war noch nicht genug, damit an den Platz zu kommen, wo sie hin wollten; hielten darum nochmals miteinander Rat und beschlossen, einstweilen die ungünstige Witterung vorübergehen zu lassen: währenddessen wollten sie alle Städte und Dörfer am ganzen Golfe ausplündern. Sie segelten also der Küste entlang und suchten für diesmal nichts anderes als Nahrung; und überall wo sie hin kamen, räumten sie so gründlich auf, daß sie die Einwohner selbst in Hungersnot brachten; denn sie aßen alles auf, dessen sie habhaft werden konnten; ja, selbst die Affen auf den Bäumen schossen sie, so sie an Land kamen, tot, um sie zu verzehren. Sodann kamen sie nach Puerto Cavallo, wo es etliche spanische Lagerhäuser gibt, in welche man die Güter vom Binnenlande her so lange verbringt, bis sie von den Schiffen abgeholt werden. Dort fanden sie einen spanischen Kauffahrer, der war ausgerüstet mit zwanzig Stücken und sechzehn Bassen; nachdem sie diese weggenommen, gingen sie an Land, plünderten alles, was sie fanden, und verbrannten die Lagerhäuser mitsamt den Häuten, die darin waren; auch machten sie eine Anzahl Gefangene, die sie sehr übel traktierten, so daß diese armen Leute alle Tage gepeinigt wurden mit allen Marterarten, die man ausdenken kann. Wenn Lolonois jemanden auf die Folterbank hatte spannen lassen, und der nicht sogleich auf seine Frage antwortete, so hieb er ihn mit seinem Seitengewehr in Stücke und leckte dann mit der Zunge das Blut vom Degen ab, indem er den Wunsch aussprach, er möchte solchermaßen den letzten Spanier totgeschlagen haben; und wenn einer von den armen Spaniern in seiner Herzensangst oder unter der Wirkung der schweren Foltern, die er über sie verhängte, sich erbot, sie zu anderen Landsleuten hinzuführen, dann aber in seiner Verstörtheit den Weg nicht recht finden konnte, so taten sie dem tausenderlei Martern an und schlugen ihn zuguterletzt noch tot.
    Nachdem sie die meisten ihrer Gefangenen

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