Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
Vom Netzwerk:
kommen. Da Lolonois dies merkte, ersann er eine List die Spanier zu täuschen, begann deshalb mit seinem Volk zurückzuweichen. Sobald die Spanier dies sahen, fielen sie mit ungefähr zweihundert Mann aus. Da kehrten die Räuber stracks wieder um, schossen ihre Rohre ab, nahmen dann ihre Haudegen zur Hand, fielen über die Spanier her und schlugen die meisten tot. In dieser Furie schritten sie über die Toten hinweg, überwältigten die Schanzkörbe, trieben die dahinterliegenden Spanier in die Flucht und verfolgten sie bis in den Busch, wo sie alles totschlugen, was sie fanden. Eine Abteilung, die sich in die Redoute retiriert hatte, ergab sich auf Condition, daß sie Pardon haben sollte. Die Räuber verbrannten sofort die spanische Flagge, nahmen alles gefangen, was sie im Dorfe fanden, und jagten es in die große Kirche, vor die sie auch ein gut Teil Kanonen schafften und eine Brustwehr anlegten, weil sie nicht wußten, was über sie noch kommen könnte, und sich einbildeten, es würden die Spanier noch Volk zusammen bringen, sie von da zu vertreiben. Doch anderen Tages waren sie nicht mehr in Sorge, als sie, um dem Gestank zu wehren, die Leichname zusammenbrachten und wohl fünfhundert Spanier erschlagen befanden, ohne die Verwundeten, die in den Busch geflohen und dort gestorben waren; zudem hatten sie noch mehr als hundertfünfzig Mann gefangen und wohl fünfhundert an Weibern, Sklaven und Kindern. Nachdem nun alles in Stille war, zählten sie auch ihre eigenen Toten, deren vierzig waren und dreißig Verwundete, von denen der größte Teil hinstarb, von wegen der Luft, die Fieber verursachte, auch kam der kalte Brand in kurzer Zeit in ihre Wunden. Die Räuber schmissen alle toten Spanier in zwei alte Barken, die am Strand lagen, und fuhren damit eine Viertelmeile Wegs in den See hinein, allwo sie die Barken versenkten.
    Nun versammelten sie alles Geld und Gut, das sie in der Stadt gefunden, und blieben vier oder fünf Tage in der Stadt, um auszurasten, ohne auf Partei zu gehen. Die Spanier verbargen inzwischen ihre Habe so gut als es ihnen möglich war, die Räuber aber begannen danach wieder auf Partei zu gehen, wodurch sie viel Geld in der Stadt zusammen brachten wie auch viele Sklaven, die sie auf den Plantagen erhaschten. Sie waren da ungefähr vierzehn Tage lang gewesen, als die Gefangenen vor Hunger und Ungemach zu verschmachten begannen, weil nämlich die Räuber da wenig Fleisch gefunden. Mehl war wohl genug da, doch waren sie zu faul, Brot für sich selber zu backen, geschweige denn für die Spanier. Die Hühner, Schafe, Kühe und Schweine, die da waren, wurden von ihnen totgeschlagen zu ihrer eigenen Nahrung; für die Spanier aber schlugen sie Esel und Maulesel. Wer das aber nicht essen wollte, mußte Hungers sterben, denn anderes kriegten sie nicht. Besser ging es den Weibern, die sich die Räuber hielten, mit ihnen zu buhlen; einige brauchten sie mit Gewalt, andere mit ihrem eigenen Willen, viele aber ließen es aus Hungersnot zu. Die Gefangenen, die sie für reich hielten, legten sie alle Tage auf die Folterbank und wenn sie nichts bekennen wollten, schlugen sie dieselben gar tot.
    Endlich, nachdem sie etwa einen Monat da gelegen, schickten sie vier Gefangene, um die Bürger aufzufordern, zehntausend Stück von Achten als Brandschatzung herbeizuschaffen, wo nicht, würden sie das ganze Dorf in Brand stecken. Dazu gaben sie den Spaniern zwei Tage Zeit. Da nach Verlauf dieser zwei Tage die Brandschatzung noch nicht beisammen war, fingen sie an das Dorf anzustecken. Als die Spanier sahen, daß die Räuber das ganze Dorf zu Asche verbrennen lassen wollten, baten sie, es möge ihnen doch belieben, das Feuer wieder zu löschen, und das geheischte Geld würde aufgebracht werden. Die Räuber löschten das Feuer, freilich nicht, ohne daß etliche Häuser Schaden nahmen, ja eine Klosterkirche brannte bis auf den Grund ab. Nach Empfang der Schatzung brachten sie ihr Raubgut zu Schiff samt einer großen Menge Sklaven, für die kein Lösegeld gezahlt worden war (denn alle Gefangenen mußten Lösegeld zahlen, und die Sklaven mußten zurückgekauft werden) und segelten nach Maracaibo ab. Daselbst angekommen fanden sie, daß die Spanier noch ebenso bestürzt waren als zuvor und schickten einige Gefangene, die sie aus Maracaibo hatten, den Gouverneur und die Bürgerschaft aufzufordern, dreißigtausend Stück von Achten als Ranzion für die Stadt an Bord zu bringen, andernfalls sie die ganze Stadt verbrennen

Weitere Kostenlose Bücher