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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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daß der Vater auch seinem Sohn nicht traute.
    Endlich da die Räuber vierzehn Tage allda gelegen, resolvierten sie nach Gibraltar zu gehen. Die Spanier aber, die ihre Macht ausgekundschaftet hatten, schickten stracks mit einer Barke an die von Gibraltar und gaben ihnen zu wissen, daß die Räuber wohl die Absicht hätten bis nach Merida zu ziehen, was unter denen zu Gibraltar große Bestürzung erregte. Sie sandten unverzüglich einen Boten an den Gouverneur, ihm Nachricht von diesen Dingen zu geben. Der Gouverneur von Merida, der lange in Flandern als Oberst gedient hatte, war guten Muts, die Räuber mit wenig Mühe zu bezwingen. Er kam also hinab nach Gibraltar mit ungefähr vierhundert wohlbewaffneten Mann und gab den Bürgern sogleich Order, sich unter Waffen zu stellen, musterte sie hierauf und fand sie an vierhundert Mann stark, also daß sie mit dem von ihm mitgebrachten Volk an achthundert Mann ausmachen mochten. Dann ließ er längs dem Strande eine Batterie von zweiundzwanzig Stück Kanonen aufwerfen und mit Schatzkörben decken; überdies hatte er noch eine Redoute mit acht Stück Geschütz. Am Strande hin ging eine große Straße, diese ließ er stopfen und eine andere in den Morast machen, die ganz unbrauchbar war, weil man bis an die Knie in den Schlamm einsank.
    Die Räuber, die von all diesen Vorbereitungen nichts wußten, hatten ihre Gefangenen auf die Schiffe gebracht, zusamt dem Raub, den sie in Maracaibo geholt, und begaben sich unter Segel nach Gibraltar. Als sie aber dieses Platzes ansichtig wurden, sahen sie die Flagge über dem Orte wehen und viel Volks am Strand. Lolonois, als Hauptmann dieser Räuber, hielt Rat mit seinen Unterhauptleuten und danach mit dem Volk, er stellte ihnen vor, wie es da ein heiß Eisen anzutasten gäbe, da die Spanier, so lange vorher von ihrer Ankunft in dem See benachrichtigt, sich sehr stark gemacht hätten. Hierauf erklärte er seine Meinung: „Sind sie stark,“ sagte er, „um so größere Beute haben wir zu erwarten, wenn wir den Sieg über sie davontragen.“ Sie stimmten ihm einhellig zu und sagten, lieber wollten sie in Hoffnung auf gute Beute kämpfen, als viel umherschweifen, ohne was zu finden. Er antwortete mit dieser Rede: „Ich will Euch vorangehen, den ersten, der sich im Gefecht nicht mutig zeigt, schieße ich nieder.“
    Nachdem sie dergestalt ihren Entschluß gefaßt gingen sie mit ihren Schiffen unter der Küste, ungefähr eine viertel Meile von der Stadt vor Anker. Am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang ließ Lolonois sein ganzes Volk an Land gehen. Sie waren dreihundertachtzig Mann stark, ein jeder mit einem guten Rohr versehen und die Patrontasche an der Seite, darin dreißig Schuß Pulver waren, daneben eine oder zwei Pistolen und einen guten Haudegen. Nachdem sie einander die Hand gegeben und eidlich gelobt, einander bis in den Tod beizustehen, begann Lolonois zu marschieren und rief: „Allons mes Frères, suivez moi et ne faîtes point les lâches!“ Das heißt: Wohlan, meine Brüder, folgt mir und seid nicht zaghaft. Und so rückten sie denn vor, um anzugreifen. Da sie aber vermeinten auf den Weg zu kommen, der ihnen durch ihren Führer gewiesen war, fanden sie denselben gestopft und einen anderen in den Morast gemacht, welchen die Spanier nach Wohlgefallen beschießen konnten. Dennoch ließen sie den Mut deshalb nicht sinken, zogen ihre Säbel, hieben Äste von den Bäumen und füllten den Weg damit, um nicht so tief im Schlamm zu waten. Inzwischen schossen die Spanier mit Kanonen dermaßen auf sie los, daß sie von dem Rauch und dem Getöse, das die Kugeln in dem Gehölz machten, weder hören noch sehen konnten. Endlich kamen sie auf festen Grund, wo sie sechs Kanonen vor sich sahen, die wurden mit Schrot und Musketenkugeln auf sie abgeschossen. Nach Abschießen dieser Geschütze machten die Spanier einen Ausfall, fanden aber bei den Räubern einen solchen Empfang, daß ihrer wenig wieder in die Schanze zurückkamen. Unterdessen spielten die Kanonen beständig auf die Räuber, wodurch sie viel Tote und Verwundete kriegten; suchten deshalb durch den Busch zu brechen, es wollte ihnen aber solches nicht glücken, dieweil die Spanier große Bäume abgehauen hatten, die Wege damit zu sperren. Dieses Mißgeschicks ungeachtet verloren sie den Mut nicht, sondern antworteten mit ihren Feuerrohren den Spaniern nach Kräften.
    Die Spanier wagten es nun nicht mehr einen Ausfall zu machen, die Räuber aber konnten nicht über die Schanzkörbe

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