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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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Opfer darbringen und diese fragen, ob die Sache ihren weiteren Lauf nehmen solle. Sodann wird in des Mädchens Vaterhause eine Art Maistrank bereitet, und alle Verwandten versammeln sich dort; der Vater übergibt die Tochter dem, welcher um sie angehalten, und, nachdem die Eheschließung vor sich gegangen, führt der Bräutigam die Braut fort. Tags darauf kommt die Tochter zu ihrer Mutter, nimmt das Kränzlein vom Haupt und zerreißt es unter großem Geschrei vor der Mutter Augen in Stücken; und ihr Mann kommt mit seinen Waffen, wobei er dem Vater viele Freundlichkeit bezeigt. Es ist eben Sitte bei ihnen, daß ein Mädchen, sobald es vom Manne berührt worden ist, den Kranz zu Füßen ihrer Mutter zerreißt und dabei ein lautes Geschrei anhebt. Das ist es, was ich von der Lebensweise dieser Wilden dem günstigen Leser zu vermelden habe. Nun wollen wir wieder unsere Erzählung fortsetzen und zu den Piraten übergehen.
    Die Räuber hatten auf der Insel Sambale, die etwa fünf Meilen von der Küste Yucatans abliegt, einige Indianderkanoes weggenommen. An dieser Insel wird Ambra de gris angespült, sobald ein Sturm aus Osten weht; die Strömungen bringen allerhand Dinge dahin; man hat auch Stücke von Kanoes gefunden, die von den (an die fünfhundert Meilen entfernten) Karaibeninseln durch die Strömung herübergetrieben worden waren. Zwischen dieser Insel und der Festlandküste ist das Meer ganz seicht, so daß größere Fahrzeuge nicht durchkommen. Auf dieser Insel gibt es viel Campecheholz – wie übrigens auch an der festländischen Küste – sowie mancherlei anderes Farbholz: diese Hölzer würden uns hierzulande höchlich zustatten kommen können, wenn man nur die nötigen Kenntnisse darüber hätte; die Indianer wissen daraus ihresteils nämlich sehr schöne Farben zu bereiten, die nicht gleich den unsrigen abbleichen.
    Nachdem die Räuber dort etwa drei Monate lang zugewartet hatten, bekamen sie Nachricht von dem spanischen Schiffe, auf das sie paßten. Machten sich denn schleunig segelfertig und begaben sich dahin, wo das Schiff vor Anker lag und mit Löschen seiner Ladung beschäftigt war. Sie machten sich zum Entern bereit und sandten zugleich einige kleinere Fahrzeuge an die Flußmündung, eine Barke abzuwarten, die sehr köstliche Waren stromabwärts brachte, als Cochenille, Indigo und Silber. Das große Schiff war wohl versehen mit allem, was zu einer Verteidigung nottut: war es doch darauf aufmerksam gemacht worden, daß die Piraten an der Küste lägen, weshalb es denn ausgerüstet war mit einundvierzig Stücken und anderer Munition im entsprechenden Verhältnis, überdies hatte es hundertdreißig Mann Besatzung. Lolonois versuchte den Spanier mit seinem Schiffe, auf dem er achtundzwanzig Kanonen hatte, zu entern, ward aber von dessen Besatzung dermaßen empfangen, daß er und noch ein anderes Schiff, das mit ihm war, sich zurückziehen mußte. Während die Piraten mit den Spaniern in Aktion waren, kamen aber vier Kanoes mit Kriegsvolk mitten im dichten Rauche heran, enterten den Spanier und zwangen ihn zur Übergabe. Allein die Beute war nicht so groß, als sie vermeinten; denn das Schiff war auf das schleunigste ausgeladen worden, da ja die Spanier gewarnt worden waren. Sie fanden also nur noch fünfzig Lasten Eisen, fünfzig Lasten Papier und eine gute Anzahl von Krügen mit Wein, auch noch einige andere Ballen vorn geringem Nutzen.



Nach Eroberung des Schiffes hielt Lolonois Rat mit seiner ganzen Flotte, in der Absicht, nach Guatemala zu fahren. Etliche stimmten ihm hierin bei, andere wieder nicht. Da waren ihrer viele, die noch nie bei den Räubern gewesen, und vermeinten, wenn sie nur denen zögen, könnten sie die Stücke von Achten von den Bäumen schütteln: wie sie sich nun darin betrogen sahen, wollten sie allesamt wieder nach Hause zurück. Die anderen jedoch, die dieses Leben schon gewohnt waren, sagten, lieber wollten sie Hungers sterben, als ohne Geld wieder nach Hause kommen.
    Da die meisten von ihnen sahen, daß der Zug nach Nicaragua nicht glücken wolle, auch der größte Teil der Mannschaft also den Mut aufgab, beschlossen diese, sich von Lolonois zu trennen. Zunächst wandte sich ein gewisser Moses Vanklijn, der das bei Puerto Cavallo eroberte Schiff hatte, von ihnen und nahm Kurs gegen Tortuga, in diesen Gewässern zu kreuzen. Ein anderer namens Pierre le Picart beschloß, als er sah, daß der andere auf und davon war, desgleichen zu tun. Dieser fuhr der Festlandküste entlang

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