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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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und kam nach Costa Rica, wo er am Fuße Veraguas landete; marschierte sodann mit seinem Volk nach dem Städtlein Veraguas und plünderte dieses, ungeachtet des bewaffneten Widerstands, den sie dort von Seiten der Spanier fanden. Sie brachten einen Teil der Bürger gefangen auf ihr Schiff, doch war die Beute, die sie dort machten, unbeträchtlich, weil der Ort nur von armen Leuten bewohnt ist, so in den Bergwerken arbeiten. Es gibt dort zwar etliche Goldminen, aber diese werden bloß von den Sklaven aufgeschlossen, als welche die Erde aus den Bergen herausgraben und am Fluße auswaschen: finden dabei meist kleine Goldkörnlein, so große wie Erbsen, manche wohl größer, andere wieder kleiner, so daß denn auch die Räuber nicht mehr vorfanden als etwa sieben bis acht Pfund Goldes. Ihre Meinung war wohl gewesen, sich höher hinauf zu begeben nach einer an der Südsee (Stiller Ozean) belegenen Stadt namens Nata, diese zu plündern – es wohnen dort nämlich die meisten Kaufleute, die in Veraguas ihre Sklaven haben. Allein sie konnten nicht zu ihrem Ziel gelangen wegen der großen Menge Spanier, die auf sie paßten.
    Lolonois war im Golfe von Honduras allein zurückgeblieben mit dem Heckboot, das er mit seinen Gesellen den Spaniern abgenommen, und auf welchem er dreihundert Mann hatte. Er wäre wohl den anderen nachgefolgt, aber weil sein Schiff schwer war, konnte er nicht also gegen die Strömung lavieren, wie die anderen leichteren Schiffe taten; dazu gebrach es ihm an Proviant, so daß er Mundvorrat zu suchen, sich nahe am Lande halten mußte; sie schossen sich denn Affen und andere Tiere, deren sie habhaft werden konnten, zur Nahrung. Endlich kam Lolonois nach vielem Umherschweifen über Cabo Gracias a Dios zu gewissen kleinen Inseln namens Islas de las Pertas, worunter sich zwei ziemlich große befinden, so die Piraten Carne-Land nennen. In der Gegend dieser Inseln lief des Lolonois Schiff auf eine Sandbank auf, da sein Tiefgang bedeutender war als er selbst gedacht hatte. Sie gingen mit allen Mann sofort an Land, die Geschütze wurden heruntergeholt und auch alles Eisen, das darin war, ausgeladen; half aber alles nichts – das Schiff blieb stecken. Beschlossen des ungeachtet, aus der Not eine Tugend zu machen, das Schiff zu zerschlagen, so gut als es gehen wollte, um dann von dem also gewonnenen Holz und Eisen eine lange Barke zu bauen. Indes nun unsere Piraten an ihrer Arbeit sind, will ich von diesen Inseln und deren Bewohnern eine kurze Beschreibung geben. Diese beiden Inseln sind von Leuten bewohnt, die man mit gutem Recht Wilde nennen mag, dieweil noch kein Christenmensch mit ihnen gesprochen oder ihre Wohnungen gefunden hat. So mancher schon war sechs oder sieben Monate auf diesen Inseln und hat dennoch ihre Behausungen nicht entdecken können. Diese Indianer sind von starkem Körperbau, dazu sehr gewandt im Laufen und Tauchen. Sie haben einmal den Anker eines Raubschiffes, der gut sechshundert Pfund wog, vom Meeresgrund heraufgeholt und sein Kabeltau an einer Klippe befestigt. Ihre Waffen sind lauter Holz, ohne alles; zuweilen haben sie am Ende der Waffe einen Haifischzahn. Sie schießen nicht nach Art anderer Indianer mit Bogen, sondern mit einer Art Wurfspeeren, die etwa anderthalb Faden lang sind. In den Wäldern ihrer Insel haben sie verschiedentliche Anpflanzungen, von denen sie die Früchte genießen, wie Pataten, Bananen, Bacoven, Ananas und andere mehr, nach des Landes Art, doch sind bei diesen Pflanzungen keine Häuser. Man sagt, es seien Menschenfresser.
    Während Lolonois sich dort aufhielt, ging einer seiner Leute in Begleitung eines Spaniers in das Gehölz, ohne anderes Geleit und bloß mit einem einzigen Feuerrohr bewaffnet. Als sie eine bis anderthalb Meilen tief im Walde waren, wurden sie von einem Trupp Indianer überfallen; der Franzose gab einen Schuß ab und hub an sich auf die Beine zu machen, aber der Spanier blieb zurück, weil er nicht so gut laufen konnte. Jener gelangte bald darauf an den Strand, hatte jedoch seinen Gesellen verloren, der auch nicht wieder kam. Einige Zeit hernach gingen ihrer zehn bis zwölf in den Busch, alle wohl bewaffnet; jener Franzose war unter ihnen, und aus Neugier führte er sie in die Gegend, wo er die Indianer gesehen. Sie kamen schließlich an eine Stelle, wo die Indianer Feuer angemacht hatten, und fanden dort die Gebeine des vermißten Spaniers nebst einer gebratenen, halb aufgefressenen Hand. An dieser Hand erkannten sie, daß es die seine war,

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