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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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denn er hatte nur drei Finger gehabt. Nun sie einmal da waren, machten sie eine Jagd auf die Indianer, und haben von ihnen auch vier Weiber und fünf Männer gefangen. Die brachten sie an den Strand und riefen die Indianer, die sie im Lager hatten, herbei, vermeinten durch diese mit ihnen reden zu können (denn die hatten daherum gewohnt), allein sie verstanden einander nicht. Die Räuber wiesen ihnen Korallen, Messer und Beile, die sie annahmen, begegneten ihnen überaus freundlich, boten ihnen auch Speis und Trank; sie wollten aber weder essen noch trinken, noch hat jemand bemerkt, daß sie während ihrer Gefangenschaft jemals untereinander geredet hätten. Als die Räuber sahen, daß die Indianer in so großer Angst vor ihnen waren, ließen sie sie laufen, gaben ihnen auch allerlei Krimkrams mit, um sie anzulocken, und bedeuteten ihnen, wiederzukommen. Sie kamen aber nicht wieder. Noch haben die Räuber sie seither auf der Insel wahrgenommen, wiewohl sie niemals irgendein Fahrzeug bei ihnen vorgefunden, mit dem sie hätten übersetzen können: mußten also mutmaßen, daß jene bei Nacht auf die kleinen Eilande hinübergeschwommen seien.
    Indessen waren Lolonois und die Seinen eifrig dabei, das große Schiff auseinanderzunehmen; aber da sie sahen, es würde längere Zeit dauern, bis sie allesamt fortkommen könnten, begannen sie zu arbeiten und Pflanzungen anzulegen, auf welchen sie einige Früchte zu ihrem Lebensunterhalt anbauen wollten. Die erste der ausgesäeten Arten war eine Gattung Bohnen; welche die Spanier „Friholes“ (frijoles), die Italiener „Facioli“ (fagioli) nennen; nach sechs Wochen hatten sie auch eine große Menge spanischen Weizens wie auch Bananen und Bacoven, so daß sie nicht mehr fürchten mußten, Hungers zu sterben. Nachdem sie dort fünf bis sechs Monate verweilt und aus den Trümmern des großes Schiffs eine lange Barke gebaut hatten, beschlossen sie unter sich, eine Partie nach dem Nicaraguaflusse auszusenden, um dort Kanoes zu nehmen und auf dieser dann die zurückgelassene Mannschaft abzuholen – und damit keine Uneinigkeit entstünde, würfelten sie es aus, wer in die Barke und die etlichen Kanoes, die sie noch hatten, kommen sollte. Die Hälfte der Leute begab sich dann in die Fahrzeuge, die andere verblieb auf der Insel. Nach einer Segelfahrt von etlichen Tagen gelangte Lolonois an die Mündung des Nicaraguastromes, und dort kam ihm das Unglück, das ihn seit langem verfolgt, nun dicht auf die Fersen: er wurde nämlich sowohl von den Indianern als von den Spaniern ausgespäht; ein großer Teil seiner Leute ward totgeschlagen, indes er selbst mit dem Rest zu flüchten genötigt war. Dennoch konnte sich Lolonois nicht entschließen, zu seinen Gesellen ohne Schiff zurückzukommen; hielt drum Rat mit dem Volk, das er noch hatte: sie wollten auf der Barke, die ihnen geblieben war, nach der Küste von Cartagena fahren und zusehen, ob sie dort kein Schiff bekommen könnten. Allein es schien, daß Gott die Ruchlosigkeiten dieses Menschen nicht mehr weiter dulden, sondern ihn durch einen grausamen Tod strafen wollte für alle die Grausamkeiten, die er an so vielen unschuldigen Menschen verübt hatte. Als sie nämlich nach dem Golf von Darien kamen, fiel er mit seinen Leuten in die Hände der Wilden, welche die Spanier „Indios bravos“ nennen.
    Die haben ihn denn in Stücke gehauen und gebraten, nach dem Berichte eines seiner Gesellen, der dasselbe Schicksal erlitten haben würde, hätte er sein Leben nicht durch die Flucht salviert. Dies war das Ende eines Menschen, der so viel unschuldiges Blut vergossen und so viele Greueltaten begangen hat.
    Als die auf der Insel Zurückgebliebenen keine Nachricht von Lolonois bekamen, gingen sie an Bord eines von Jamaika kommenden Piraten, der vor hatte, an Cabo Gracias a Dios zu landen und von dort auf Kanoes flußaufwärts zu rudern, um die Stadt Cartagena zu erobern. Diese beiden Räuberbanden waren froh, einander angetroffen zu haben: die einen, weil sie solchermaßen von dem Elende erlöst wurden, in dem sie seit nahezu zehn Monaten gelebt hatten; die anderen, weil sie ihr Vorhaben nun mit so stark vergrößerter Macht angehen konnten. Als sie nun endlich bei Cabo Gracias a Dios angelangt waren, wurde die Mannschaft in Kanoes verschifft, um stromaufwärts zu fahren; sie waren mitsamt den Räubern, die sie von der Insel abgeholt hatten, etwa fünfhundert Mann stark; ihre Schiffe ließen sie, mit je fünf bis sechs Mann an Bord eines jeden,

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