Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik
sie an dem Strom de Colle, in der Absicht, da alle Dörfer auszuplündern und bis zu der Stadt Nata vorzudringen. Allein der Gouverneur von Panama, der von der Ankunft der Räuber Kundschaft erhalten, zog ihnen mit einer beträchtlichen Macht entgegen, so daß Mansfeld mit seinem Volke zurückweichen mußte. Als nun der Räuber sah, daß er längs der ganzen Küste entdeckt sei und dort nicht viel würde ausrichten können, beschloß er, nach S. Catalina zurückzukehren, um zu sehen, wie es mit seinem Volk, das er dort zurückgelassen, stünde. Er hatte dort als Statthalter einen Franzosen namens St. Simon hinterlassen, der brachte, indes Mansfeld fort war, alles so trefflich in Ordnung, daß die sämtlichen Befestigungen uneinnehmbar gemacht worden waren; das kleine Inselchen hatte er bepflanzen lassen, so daß sie dort so viel Lebensmittel zusammenbringen konnten, als ihnen not tat, bis aus Jamaika neue Zufuhr käme. Mansfeld hätte gar zu gerne diese Insel gehalten, weil sie als Aufenthaltsort für die Räuber große Eignung hat, sowohl wegen der Güte des Hafens als deshalb, weil sie nahe der spanischen Küste liegt und sich leicht verteidigen lässt. Er beschloß darum, sich nach Jamaika zu begeben und der Insel einigen Sukkurs zukommen zu lassen, damit sie sich unterdes gegen eine etwa vom Festlande herüberkommende spanische Truppenmacht verteidigen könnte. In Jamaika angelangt, macht er dem dortigen Gouverneur Mitteilung von seiner Absicht, die Insel S. Catalina zu halten. Aber dieser verweigerte ihm seinen Beistand, da er einerseits befürchtete, in Ungnade beim Könige zu fallen, sofern Klagen hierüber an den englischen Hof gelangte, anderseits, es könnte dadurch Jamaika selbst geschwächt und gemindert werden. Als dann Mansfeld sah, daß von dieser Seite keine Aussicht war, die Insel zu halten, selbst aber nicht die Mittel hatte, dies aus eigener Kraft zu vollbringen, beschloß er, den Gouverneur von Tortuga aufzusuchen, um von dem Beistand zu erbitten: allein er konnte auch da nicht zu seinem Vorhaben gelangen, weil ihn der Tod daran hinderte. St. Simon, der als Statthalter auf der Insel geblieben war, begann nun schon gar dringlich Nachricht von Mansfeld zu erwarten. Mittlerweile hatte Don Juan Perez de Gusman, der damals gerade neu als Gouverneur nach Costa Rica gekommen und ein sehr bedachtsamer und geschickter Kriegsmann war, ersehen, wie viel der Krone Spanien daran gelegen sein müsse, das Eiland S. Catalina wieder zu nehmen, bevor die Piraten daselbst Verstärkungen erhielten. Er rüstete also eine beträchtliche Streitmacht aus und sandte die dahin, um die Insel von den Räubern zurückzuerobern und eine ausreichende Besatzung dort zurückzulassen. Don Juan schrieb zugleich einen Brief an den Obersten der Piraten, worin er diesem etliche Belohnung versprach, so er die Insel freiwillig übergäbe. St. Simon, der keinerlei Gelegenheit sah, da irgend etwas auszurichten, dieweil er keinen Sukkurs bekam, übergab denn die Insel zu den ihm von den Spaniern auferlegten Bedingungen. Einige Tage, nachdem das Eiland den Spaniern übergeben worden, kam ein englisches Schiff aus Jamaika, das der dortige Gouverneur insgeheim abgefertigt hatte: darin waren vierzehn Mann und etliche Frauen. Die Spanier ließen die englische Flagge wehen und zwangen St. Simon, an den Strand zu laufen und das Fahrzeug nach seiner Weisung in den Hafen einlaufen zu lassen, was denn auch geschah: nun ward das Schifflein von jenen weggenommen, und alle seine Insassen wurden gefangen. Ob dieses großen Sieges über die englischen Piraten zündeten die Spanier ein Siegesfeuer an. Von der ganzen Sache hat ein spanischer Ingenieur einen Bericht gefertigt, der mir, wie er von ihm eigenhändig in spanischer Sprache aufgezeichnet gewesen, zuhanden gekommen ist. Welchen ich denn zur Genugtuung wißbegieriger Leser übersetzt habe. Er lautet folgendermaßen:
Wahrhafte Relation von dem Siege, welchen die Waffen Seiner katholischen Majestät gegen die englischen Piraten erfochten durch Don Juan Perez de Gusman, Ritter des Ordens von Santiago, Gouverneur und Generalkapitän der Tierra firme und der Provinz Veraguas.
Das Gebiet der Tierra firme fand sich wohl versehen und tüchtig, den Seeräubern von Jamaika entgegenzutreten. Grund dazu gab die Nachricht von vierzehn Schiffen, die jene längs der Küste hatten, an allen Untertanen seiner katholischen Majestät Plünderung und Räuberei zu verüben. Am 14. Juni 1665 kam Meldung nach Panama:
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