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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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sahen, daß die Spanier ihnen nichts als die leeren Häuser gelassen hatten und mit ihrer Habe geflohen waren, verließen ihn und folgten den Spaniern unverzüglich nach, wodurch sie denn auch einen Trupp einholten und gefangen nahmen. Des andern Tags wurden die Gefangenen in gewohnter Weise gefoltert, um auszusagen, wo ihr Geld und Gut verborgen läge, wodurch etliche bekannten, andere nicht. Die Räuber begannen nun auf Partei auszulaufen und brachten viel Gut und Sklaven zusammen. Die Spanier, die sich vorher nicht in den Busch getraut, errichteten nun doch verschiedene Hinterhalte, um sich gegen die Gewalt der Räuber zu schützen, aber es half ihnen nichts, denn, so sie auch den Räubern viel Schaden zufügten, es troff doch nur knüppeldick auf ihre eigenen Köpfe, sobald sie gefangen wurden. Nachdem die Räuber vierzehn Tage im Ort verharrt und alles, was sie nur bekommen konnten, geplündert hatten, beschlossen sie wieder nach Española zu ihren Kameraden zurückzukehren. Zu diesem Ende gaben sie den Spaniern von Rio de la Hache bekannt, daß sie sich mit der Brandschatzung einstellen sollten. Die Spanier suchten Ausflüchte, sagten, daß sie die Stadt lieber wollten verbrennen lassen, und daß sie kein Geld hätten. Da nun die Räuber nach Mais ebenso begierig waren wie nach Geld, schlossen sie mit ihnen auf etliche Partien Mais ab. Nun waren zwar die Spanier zum Teil dawider, doch da sie sahen, daß die Räuber den Platz in Brand stecken wollten, begannen sie zu verhandeln, und man kam schließlich überein, daß die Spanier viertausend Hanegas Mais (das ist ungefähr tausend Lasten) aufbringen sollten. Dies taten sie denn auch so eilfertig als sie nur konnten, um ihre Gäste um so sehr los zu werden. Drei Tage später hatten sie den Mais aufgebracht, worauf die Räuber all ihre Beute samt den eingefangenen Sklaven an Bord brachten, in ihre Schiffe verteilten und ihren Kurs nach der Insel Española richteten, wo die Hauptmacht der Flotte auf sie wartete.
    Fünf Wochen waren verstrichen, daß die vier Raubschiffe mit der Barke von Morgan abgesegelt waren, also daß er bereits an ihrer Wiederkunft zu zweifeln begann, nicht wissen, was er denken sollte: ob sie wohl gute Beute gemacht und gar damit durchgegangen wären, oder ob sie eine Niederlage erlitten haben möchten; zumal dieser Platz Sukkurs von Cartagena und Santa Maria erhalten kann und überdies, da allzeit einige Schiffe von Cartagena auf die Räuber kreuzen. Schon war Morgan gesinnt, seine Resolution zu ändern, als er die Schiffe in größerer Zahl als sie ausgelaufen, wieder ankommen sah. Da war die Freude von Morgan sehr groß (wie auch der ganzen Flotte), und dieselbe ward sehr vermehrt als sie Bericht erhielten, daß die Schiffe alle mit Mais geladen waren.
    Morgans Schiffe waren alle klar und hatten auf nichts anderes gewartet, als auf die eben angekommenen; die wurden unverzüglich gelöscht, und die Mannschaft aus den Wäldern an Bord entboten. Mittlerweile diese neuangekommenen Schiffe sich auch fertigmachten, wurde das Fleisch aufs schleunigste eingeladen, wie auch der Mais an jedwedes Schiff ausgeteilt, nach der Menge des Volks. Hierauf bestimmte Morgan den Schiffen den Rendezvousplatz am Cabo Tiburon, das ist am Westeck der Insel Española: daselbst wollten sie miteinander überlegen und Beschluß fassen, was dafür ein Platz zu attackieren sei. Kurz danach kamen alle Schiffe dahin, wo Morgan vor Anker lag und ihrer wartete; es kamen auch etliche Schiffe von Jamaica, des Morgans Flotte aufzusuchen. Diese war nun im ganzen siebenunddreißig Raasegel stark mit noch einigen kleinen Barken; auf welchen Schiffen allen nach einer Generalmusterung zweitausend und einigen Mann befunden wurden, allesamt wohl ausgerüstet mit Feuerrohren, Pistolen, Säbeln, als auch Pulver und Blei und anderer Kriegsmunition nach Bedarf. Auch waren die Schiffe nach ihrer Größe mit Geschütz wohl versehen, das Admiralschiff hatte zweiundzwanzig Stück Kanonen und sechs metallene Bassen auf und war das schwerste von allen, die andern hatten zwanzig, achtzehn, sechzehn, vierzehn bis hinab auf vier, welche die kleinsten waren: auch alle nach Bedarf versehen mit Schießpulver, Handgranaten und anderem Feuerwerk. Nachdem also Morgan alles besichtigt und, denen etwas gebrach, davon zugeteilt hatte, machte er eine Admiralschaft: das heißt, er teilte die Flotte in zwei Geschwader unter zwei verschiedenen Flaggen, nämlich unter der des Königs von England und unter der

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