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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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totgeschossen, und ein jeder nahm ein Stück davon, briet es ein wenig über dem Feuer, und sie aßen es also auf, als ob es das leckerste Gericht gewesen, das man sich wünschen konnte, ja, der war noch ein flinker Kerl, der so ein Stück erwischte.
    Unterdessen hielt der Regen noch immer an, und weil Morgan sah, daß sein Volk zu murren begann und wieder an Bord wollte, sandte er eine Kanoe mit einer weißen Flagge zu den Spaniern, sie aufzufordern, das Eiland zu übergeben, und mit der Drohung, dafern sie es nicht gutwillig überlieferten, keinem Pardon zu gewähren. Am Nachmittag kam das Kanoe zurück mit der Antwort des Gouverneurs, er wolle die Sache mit seinen Offizieren überlegen und bitte um zwei Stunden Bedenkzeit, dann würde er Morgan Bescheid geben, wie es denn auch geschah. Es kam ein Kanoe von den Spaniern mit einer Friedensflagge und zwei Personen, um zu kapitulieren. Bevor sie aber an Land gingen, verlangten sie zwei Personen an Stelle der zwei, die zu Morgan kommen sollten, was ihnen von diesem auch zugestanden wurde, der ihnen an Stelle der Unterhändler, des Majors der Insel und noch eines Fähnrichs, zwei Kapitän sandte. Diese beiden Spanier, vor Morgan gelangt, erklärten sich willig das Eiland zu übergeben, da sie nicht stark genug wären, ihm zu widerstehen; jedoch baten sie, es möge ihm belieben, zu ihrer und ihres Gouverneurs Ehrenrettung von folgender Kriegslist Gebrauch zu machen. Die Räuber sollten nachts an die Brücke kommen, welche die große Insel mit der kleinen verbindet, und das Fort S. Jeronimo berennen. Zugleich sollten alle Schiffe unter das Kastell S. Teresa segeln, dasselbe zu bestürmen, und einige Kanoes abfertigen, um bei der Batterie, genannt la Plataforma S. Mateo einen Trupp zu landen. Dieser sollte den Gouverneur, wenn er vom Fort S. Jeronimo nach dem Kastell ziehe, abschneiden und gefangen nehmen. Hätte man so den Gouverneur, sollte man ihn zwingen, das Kastell zu übergeben, nämlich die Engländer hineinzuführen, als ob es seine eigenen Truppen wären. Auf beiden Seiten sollte heftig geschossen werden, jedoch ohne Kugeln oder in die Luft, so daß niemand ein Leid geschehen konnte. Wenn man dann im Besitz dieser beiden Forts wäre, brauchte man die andern nicht zu fürchten. Sie baten auch, man möge belieben, sie an der Festlandküste an Land zu setzen, dort wo es Morgan gutdünkte, wofern sie nur zu ihrem Volke kämen. Morgan bewilligte dies alles unter der Bedingung, daß niemand von seinen Leuten das Leben dabei verliere, oder ihnen sonst Leid geschehe, sonst würde er ihnen keinen Pardon geben. Sie gelobten dies alles, nahmen Abschied und fuhren wieder zu ihrem Gouverneur zurück.
    Morgan gab nun unverzüglich Order an seine Schiffe, in den Hafen einzufahren, wie mit dem Gouverneur verabredet war; zugleich gab er seinen Truppen Befehl, sich bereit zu machen, gegen Abend das Fort San Jeronimo zu berennen, wie den auch geschah. Gegen Abend ging der Sturm auf alle Festungen der kleinen Insel vor sich, so wie es mit den Spaniern abgemacht war; jedoch ungeachtet des Vertrages mit bloßem Pulver zu schießen, hatten Morgan seinen Leuten befohlen, ihre Rohre mit allem Fleiße scharf zu laden, aber nur dann auf die Spanier zu schießen, wenn sie sähen, daß sie von Ihnen scharf beschossen würden. Das blinde Gefecht ging an: da wurde von beiden Seiten mit groben Kanonen lustig geschossen, als auch mit kleinem Gewehr scharmützelt, ohne daß jemand Schaden nahm. Endlich gelangten die Räuber in der dunklen Nacht auf die kleine Insel, besetzten alle die Forts, trieben die Spanier in die Kirche und befahlen dem Gouverneur, seine Leute beisammen zu halten: sollten bei Nacht außerhalb der Schildwachen, die vor der Kirche standen, Spanier gefunden werden, würde man auf sie Feuer geben. Nachdem so alles zur Ruhe gebracht und der Vertrag mit den Spaniern unterzeichnet war, begann der Krieg gegen Hühner, Schweine, Kälber und Schafe: da ging es die ganze Nacht an ein Braten und Kochen, und aus Mangel an Holz rissen sie die Häuser ein, ein jeder war eifrig dabei, sich Kost zu suchen, einige nahmen, als sie satt waren, ihr Übriggelassenes, liefen damit nach der Kirche und teilten es den spanischen Weibern mit, jedoch die Männer mußten zusehen.
    Am nächsten Tag in der Früh zählte man das Volk, das auf der Insel war, es waren im ganzen vierhundertfünfzig Personen, nämlich hundertneunzig Soldaten der Garnison, vierzig verheiratete Männer, samt dreiundvierzig

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