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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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größeres Kaliber als die der »Trueno«. Und die Piraten schienen keine Furcht zu kennen. Sie schössen gut; aber ihnen fehlte ein Geschützmeister, wie Ojo einer war. An Zielsicherheit und schnellem Laden konnten sie es mit der »Trueno« nicht aufnehmen. Léon de Mussets Schiff hatte den Befehl, sich abzusetzen, befolgt. Léon stand auf dem Vorderkastell, mit dem Glas vor den Augen. Nachdem sie außer Gefahr waren, hatte er Befehl zum Backbrassen gegeben. Das Schiff lief also nur noch mit halber Fahrt. Sein Steuermann und Vertrauter stand neben ihm.
    »Wir können doch Euern Bruder nicht im Stich lassen«, empörte er sich. »Wir müssen ihm zu Hilfe kommen. Koste es, was es wolle.«
    Leons Züge waren wie im Schmerz verzerrt. Er biß die Zähne zusammen, und seine Lippen bildeten einen schmalen weißen Strich. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Non, mon cher Marcel, glaub mir, es wird mir schwer genug zuzusehen, wie mein Bruder ins sichere Verderben geht! Aber er würde mit einem Fluch auf den Lippen sterben, wenn van Groot zum Schluß doch noch über uns beide triumphieren würde.«
    Marcel seufzte. Die Männer starrten mit finsteren Gesichtern hinüber, wo sich der fürchterliche Kampf zwischen der »Trueno« und dem »Schwarzroten« abspielte.
    Die »Mapeika« und die »Dimanche« waren mittlerweile näher gekommen. Die »Mapeika« erhielt den Befehl, sich um die Schiffbrüchigen zu kümmern. Die »Dimanche« kam der »Trueno« zu Hilfe. Sie schlug ebenfalls einen Bogen, um auf die andere Seite des
    »Schwarzroten« zu gelangen. Jetzt lag René zwischen zwei Feuern.
    Immer wieder polterten neue Aufbauten auf die Planken. Die roten Segel verwandelten sich in flammende Tücher. Kaum jemand hatte noch freie Sicht. Dennoch waren bisher nur wenige der Franzosen gefallen.
    »Mon Dieux«, rief Pierre plötzlich erschrocken aus. Er war seinem Kapitän bisher nicht von der Seite gewichen. »Mon Dieux, mon Capitain, Mademoiselle Ellen-Rose — — wo ist sie?« René verfärbte sich.
    Mit einem jähen Satz über Trümmer und Brände hinweg erreichte er den Eingang zum unteren Deck. Weiter stürmte er, vorbei an den Kabinen und erreichte die Kajüte, in der sich Ellen-Rose befinden mußte. Er riß die Tür auf.
    Da stand das Mädchen, hatte einen Säbel in der kleinen Hand und schrie:
    »Lebend kriegt ihr mich nicht!«Sie stürzte sich mit dem Mut der Verzweiflung auf Dieuxdonné. Der fing den Säbelhieb mit dem Lauf seiner Pistole geschickt auf und rief: »Halt ein, Mädel, halt ein! Ich bin es, René!«
    Sie starrte ihn an, der, geschwärzt von Pulverrauch und schweißverklebt, vor ihr stand. »Du bist es?«
    Sie sank in seine Arme. Und mitten im Donner der Kanonen fanden sich ihre Lippen. »Was wird deine Braut dazu sagen?« lächelte sie.
    »Oh, sie wird nichts mehr sagen können, denn diesmal überleben wir den Kampf nicht.« Sie klammerte sich fester an ihn. Er sagte hastig:
    »Komm an Deck!« und zerrte sie mit sich. Draußen rief er Pierre zu: »Wir müssen sie in Sicherheit bringen, aber wie?«
    Er hatte französisch gesprochen, und so verstand sie ihn nur halb.
»Fragt die Preußen, ob sie eine Kampfpause genehmigen!«
»Glaubt Ihr, sie werden es tun?«
»Sicher.«
René zerrte sie weiter, bis sie auf der Back standen. Plötzlich schwenkte er ein weißes Tuch. —
Jardín sah diese Bewegung zuerst. Der Qualm verzog sich; denn der »Schwarzrote« hatte das
Feuer eingestellt.
»Feuer stop«, rief er Ojo zu.
    Der starrte ihn an, als habe er einen Verrückten vor sich, und kümmerte sich nicht um den Befehl des Kleinen.
    »Stell das Feuer ein!« schrie ihn Jardín an. »Da drüben ist eine Frau an Bord.«
    »Geh zum Teufel!« rief Ojo erbost zurück. »Noch fünf, sechs richtige Breitseiten, und sie sind erledigt.«
    Jardín suchte den Pfeifer. Er berichtete ihm. Michel war damit beschäftigt, die Verwundeten zu
versorgen.
Er sprang auf und eilte auf Ojo zu.
»Feuer einstellen!« befahl er ihm energisch.
Ojo zuckte beleidigt die Schultern und schrie:
    »Feuer einstellen, amigos! — Wegen eines dämlichen Frauenzimmers den schönen Kampf unterbrechen«, murmelte er leise für sich, rannte zu einer Taurolle, holte eine tönerne Flasche hervor und benutzte die Pause, um einen kräftigen Zug zu tun.
    Die Besatzung der »Trueno« stand fast vollzählig an der Reling. Alle starrten hinüber, wo über der Back des »Schwarzroten«, einen halben Meter seitlich von Dieuxdonné, eine Frau stand. Dieuxdonné trat jetzt vor,

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