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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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sich.
»Komm, Bruder, erzähle ausführlich, was du in den anderthalb Jahren unserer Trennung erlebt
hast.«
Léon lächelte.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte er. »Aber wir haben Zeit, van Groot läuft uns nicht davon. Wir kriegen auch seine letzten Schiffe noch.« »Hast du herausgebracht, wie viele er eigentlich noch besitzt?« »Ja. Zwei liegen vor Banda und sollen Muskatnüsse laden.«
    »Ah ja. Das sind die ersten der Flotte, die ich leider nicht vollständig vernichten konnte.« Léon nickte.
    »Vier liegen noch in Batavia. Und ob er noch welche auf dem Atlantik laufen hat, weiß ich nicht.«
    »Die »Utrecht« war ein fetter Brocken«, sagte René. »Wie man an der Wasserlinie sah, hatte sie schwer geladen. Nun, die übrigen Muskatsegler knöpfen wir uns auch noch vor, sobald sie Fracht an Bord haben. Wie kommt es eigentlich, daß sich die preußischen Schiffe plötzlich in unsere Angelegenheiten zu mischen gedenken? Hast du darüber etwas in Erfahrung bringen können?«
    »Nicht viel. Nur das., was du schon von deiner Spionin weißt. Sie hat ja am Nebentisch im
blauen Salon des »Adlon« gesessen, als wir den Plan besprachen, wie wir dich am besten fangen
könnten.«
»Was haben sie gegen uns?«
    »Wahrscheinlich nichts. Es ist ihr deutscher Gerechtigkeitsfimmel. Wenn sie wüßten, wem sie einen Dienst erweisen würden, wenn sie Dieuxdonné ausschalten könnten, würden sie sicher die Finger davon lassen. Der Kommodore war bei meiner Verhaftung zugegen. Ich beobachtete ihn scharf und sah deutlich, daß er nicht einverstanden war. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, daß ihm diese Verhaftung seine Lust am Kriegsspiel gegen dich genommen hatte.«
    »Mon Dieux, so habe ich einen großen Fehler gemacht, als ich eins ihrer Schiffe bombardierte.« »Ich war bestürzt, als du das tatest; aber dann sagte ich mir, daß du sie für unsere Feinde halten mußtest, nachdem dich deine Spionin — ein entzückendes Mädchen übrigens — über die Pläne van Groots unterrichtet hatte.«
    Die Brüder schwiegen. Sie waren Zwillinge und ähnelten einander wie ein Ei dem anderen.
»Hältst du die Preußen für stark?«
Léon zögerte mit der Antwort.
    »Ich habe leider versäumt«, meinte er dann, »sie mir näher anzusehen, als ich noch in Freiheit war. Die Flottille besteht aus drei Schiffen völlig verschiedener und zum Teil veralteter Typen. Die Preußen konnten sich kein größeres Armutszeugnis ausstellen, als eine solche Flotte anzukaufen. Immerhin, ich sagte es schon, machte der Kommodore einen guten Eindruck.« In diesem Moment klopfte es.
    Ein Maat stürzte herein und meldete das Erscheinen von drei Schiffen unter schwarz-weißer Flagge auf See.
    »Aha, sie sind da«, sagte René und erhob sich. »Die Frage ist jetzt, greifen wir sie an oder lassen
wir sie vorbeifahren?«
Léon war für das letztere.
    »Sie werden uns hier nicht finden«, meinte er. »Es gibt keinen Anlaß zu Bedenken.« René setzte sich wieder.
    »Wie du meinst. Ich will keinen Kampf führen gegen Leute, die mir nichts getan haben. Es wäre
das erstemal, daß wir unsere Grundsätze durchbrächen.«
Eine halbe Stunde verging.
    Die in regelmäßigen Abständen erscheinenden Boten brachten die Nachricht, daß die gesichteten Schiffe vorüberzogen. Als sie schon weit im Osten waren, kam plötzlich neue Kunde in die Kabine. Diesmal wurden vier Schiffe angekündigt, die auf gleichem Kurs liefen. Léon sprang auf und rief im Hinausgehen:
    »Stich in See, René! Sobald ich drüben bin, komme ich nach! Ich hoffe, daß diese letzte große Schlacht das Ende der Reederei bedeutet!«
    »Mein Schwiegervater in spe wird schön schimpfen, wenn er das erfährt«, lachte René und stülpte sich die Augenklappe über.

    66

    Van Groot, der auf der Kommandobrücke des Flaggschiffs stand, sagte zu dem Kapitän: »Wir holen schlecht auf. Ich sehe von den Preußen nur noch die Segel. Der Abstand vergrößert sich zusehends.«
    »Ja, Mynheer. Ihr habt recht; aber unsere Schiffe sind nicht auf Eilfahrten eingerichtet.« Der Reeder nagte an der Unterlippe. Was nun, wenn Dieuxdonné jetzt irgendwo auftauchte, wenn ihn die Preußen verfehlten, wenn der verdammte Pirat ein Schiff nach dem anderen abknallen würde?«
    Er hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da erscholl der Ruf aus dem Mastkorb: »Schiffe drei Strich Steuerbord voraus. Entfernung eine Meile.«
    Und da sahen der Kapitän und van Groot fast zu gleicher Zeit die roten Segel, die machtvoll

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