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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Tscham verfolgte, entgegenritt.
    Der lange Engländer hielt sich mit der Linken krampfhaft an der Mähne des Pferdes fest. Ein wildes Geheul ausstoßend, schwang er drohend seine Flinte über dem Kopf. Er hatte sie mit der Rechten am Lauf gepackt.
    »Santa Maria, Madre de Dios«, rief Marina jetzt. »Sie werden den Armen aufspießen! Ran, ihr zwei, dreht ebenfalls eure Gewehre um, und dann drauf!«
    Zu dritt ritten sie in einer Linie an. Auch Marina wollte sich vom Kampf nicht ausschließen. —

    30

    »Bill« rief der Sergeant seinem neben ihm reitenden Gefolgsmann zu, »nimm du diesen Hampelmann aufs Korn! Stoß ihm deinen Säbel durch den Bauch, damit ihm das Brüllen vergeht!« Bill grinste und nahm den ungelenken Zeitungsmann an.
    Mit Todesverachtung ritt dieser auf seinen Gegner zu. Als er ihn erreicht hatte und mit der Flinte nach ihm schlagen wollte, verlor er den Halt und stürzte dem Angreifenden direkt in die Klinge. Noch ein ersterbender Schrei von seinen Lippen, und Richard Stineway hatte sein Leben für die Freunde gelassen.
    Fernando sah es zuerst.»Da, Señorita, Señor Stineway ist tot«, schrie er auf. Er hatte den langen Engländer gern gemocht, weil er ein gebildeter Mensch war und man mit ihm über viele Dinge sprechen konnte, die Fernando, den ehemaligen Studenten, brennend interessierten und für die er in seiner Umgebung sonst nie einen Partner fand.
    Eine ungeheure Wut bemächtigte sich seiner. Er sprang mit seinem Pferd fast auf den Soldaten, der noch damit beschäftigt war, die Klinge aus der Brust des Toten zu ziehen.
    »Mörder! — Schuft!« brüllte Fernando und schlug ihm den Gewehrkolben erbarmungslos über den Kopf.
    Der Getroffene hatte nur einen verwunderten Ausdruck im Gesicht und gab unter den wuchtigen Hieben des Spaniers den Geist auf.
    Mittlerweile wogte das Gefecht zwischen Marina, Ernesto und Tscham auf der einen und dem Sergeanten und dessen letztem Mann auf der anderen Seite hin und her.
    Da verlor der Sergeant, der vor Überanstrengung kaum noch den Arm heben konnte, seinen Degen. Er hatte auf Ernestos Büchsenlauf geschlagen, und durch den Anprall war er ihm aus den Fingern gesprungen.
    »Ergib dich, Dick«, rief er dem Soldaten zu, »hat keinen Zweck mehr. Sie sind uns überlegen.« —
    Da standen sie nun alle und starrten auf ihre Toten. Niemand sagte ein Wort.
    »Mr. Stineway«, meinte Tscham traurig, stieg ab und kniete bei dem toten Korrespondenten. »So schnell bist du weggegangen. Ich konnte dir nicht einmal meinen Dank sagen für das, was du für mich getan hast.« Er richtete sich auf und blickte Marina an. »Er war der erste gute Engländer, den ich gekannt habe.«
    »Ihr werdet noch viele kennenlernen«, versuchte ihn die Gräfin zu trösten; aber sie mußte sich selbst zusammennehmen, damit ihr nicht die Tränen aus den Augen rannen.
    Ernesto und Fernando standen mit ihren Gewehren auf der Schulter neben dem Sergeanten und dem Soldaten.
    »Da kommen vier Reiter!« rief Tscham, der zufällig in die Richtung blickte, aus der sie
gekommen waren.
Alle sahen hinüber.
»Der Oberleutnant « jubelte der Sergeant, biß sich aber im selben Augenblick auf die Lippen.
Eine Messerspitze preßte sich gegen seinen Rücken.
»Meint Ihr Euern Anführer?« fragte Fernando.
»Ja.«
    »Gut, dann seid ihr unsere Geiseln. Wir werden mit den Herrschaften verhandeln.«
    Der Sergeant lachte in sich hinein. Roach würde sicherlich auf die Bedingungen dieser Kerle
eingehen, um sie dann hinterher um so sicherer abzuknallen. —
Er machte ein langes Gesicht, als der Trupp heran war.
»Miguel!« rief Marina froh.
    Es waren der Pfeifer, Jardín und Ibn Kuteiba mit den erbeuteten Pferden. »Ole«, sagte Michel, »wen habt ihr denn da?«
    Er lachte und atmete befreit auf. In diesem Augenblick fiel sein Blick auf die Leiche Stineways.
Seine Züge verloren ihre Munterkeit.
»Mein Gott«, fuhr er fort, »ist er tot?«
    Die anderen senkten die Augen. Marina berichtete, was sich zugetragen und wie tapfer der Korrespondent des »Daily Courant« sich in den letzten Minuten seines Lebens gezeigt hatte. »Und was machen wir mit den Gefangenen?« schloß Marina. »Nehmt den Burschen die Waffen ab und laßt sie laufen.« »Aber die Pferde behalten wir doch?« fragte Fernando.
    »Nein. Sie sollen auch ihre Klepper wieder haben. Sie müßten sonst zu Fuß bis nach Kalkutta marschieren.« Er wandte sich an die beiden Soldaten: »Begrabt eure Kameraden und macht euch dann aus dem Staube.«
    Man nahm

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