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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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fest an Händen und Füßen gefesselt, daß sie sich kaum zu bewegen vermochten.
    »Knüpfen wir rasch die Pferde auseinander«, rief Michel den anderen beiden zu.
    Sie machten sich an die Arbeit. Nach zwei Minuten war sie getan.
    Die Dämmerung sank hernieder, als sich Michel auf den Schimmel Roachs schwang.»Diaz, du übernimmst die Nachhut und sorgst dafür, daß keine Pferde ausbrechen.«
    Es erfolgte zwar keine Antwort; aber Michel nahm als sicher an, daß Ojo ihn verstanden hatte. Er gab dem Pferd die Sporen und jagte davon. Jardín und Ibn Kuteiba waren dicht hinter ihm. Die anderen Pferde liefen, ihrem Herdentrieb folgend, hinterdrein.
    Michel nahm südwestliche Richtung. Wenn er so weiter ritt, mußte er irgendwo auf die Spur der Freunde treffen.
    Eineinhalb Stunden jagten sie in wildem Galopp dahin. Dann hob der Pfeifer die Hand. Sie fielen
in Schritt.
»Was ist los?« fragte Jardín.
    »Wir wollen die Pferde nicht schinden. Ich merkte schon nach kurzer Zeit, daß sie recht abgehetzt sind.« Er drehte sich um und rief: »Du kannst nach vorn kommen, Diaz. Jetzt ist keine Gefahr mehr, daß die Tiere auseinanderlaufen.«
    Es war inzwischen dunkel geworden, und der Mond schien noch nicht.
»Hörst du nicht, Diaz?«
Keine Antwort.
    »Der denkt wieder an seinen Wein«, sagte Michel scherzhaft und wußte nicht, wie recht er damit hatte. »Holt ihn nach vorn, Alfonso.«
    »Sí, Señor Doktor«, nickte der Kleine, blieb halten und ließ die Pferde an sich vorbeiziehen.
Aber hinten war kein Ojo.
»Hé, Diaz«, brüllte er mit aller Lungenkraft, »wo steckst du?«
Schweigen.
»Was ist?« rief Michel von vorn.
»Er ist nicht da, Señor Doktor.«
Michel zügelte sein Pferd. Die ganze Kavalkade hielt.
»Habt Ihr ihn gesehen, Ibn Kuteiba?«
Der Araber schüttelte den Kopf.
»Nein. Und leider habe ich auch nicht auf ihn geachtet.«
    Inzwischen kam der Kleine mit bleichem Gesicht nach vorn geritten.
    »Weg«, sagte er kopfschüttelnd, »verschwunden wie ein Spuk.«
    »Ich weiß schon«, meinte Michel mit ärgerlicher Stimme, »ich kenne auch den Spuk. Der Spuk ist flüssig. Es ist der Weinschlauch hinter seinem Sattel.« »So ein blöder Kerl!« erboste sich Jardín.
    »Und was nun?« fragte Ibn Kuteiba. »Was wird, wenn ihn die Soldaten ergreifen?«
    Michels Miene wurde ernst.
    »Dann kann ich ihm, so leid es mir tut, auch nicht helfen. Denkt an unsere fünf Freunde, die sich im Augenblick vielleicht schon in Lebensgefahr befinden. Ihr habt gehört, was der Offizier zu seinen Leuten gesagt hat: Schießen ohne Anruf. Kommt, reiten wir weiter.«

    28

    Adam Roach und seine Leute waren bereits ziemlich tief in das Unterholz eingedrungen. »Hier weiter links«, sagte Roach. »Hier sind Zweige niedergetreten. Wahrscheinlich sind sie hier durch.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, als vom Waldrand her Geschrei ertönte. Die Soldaten blieben stehen und lauschten.
    »Was ist das?« fragte ein Korporal.»Zum Teufel«, schimpfte Roach. »Sie werden doch nicht — — —«
    Ohne den Satz zu beenden, stürmte er auf dem Wege, den sie gekommen waren, zurück. Zweige peitschten ihm ins Gesicht; aber er achtete nicht darauf. Er rannte gegen einen Baum und trug eine Beule am Kopf davon. Auch das war ihm gleichgültig.
    Er hatte die Vermutung, daß die Verfolgten ihn zum Narren gehalten, daß sie im Wald einen Bogen geschlagen hatten und weiter oben wieder ins Freie gekommen waren, um dann zu fliehen.
    Das ganze Ausmaß des Unglücks ahnte er nicht einmal. Es waren nur noch ein paar Meter. Dann wurde es lichter. Und dann stand Adam Roach vor drei an Bäume gefesselten und schreienden Soldaten.
    Das erste, was er wahrnahm, war das Fehlen der Pferde. Er trat vor einen der Gefesselten, hielt ihm wutbebend die Faust unter die Nase und schrie ihn an: »Rede, Mensch, was ist geschehen?« »Ich — — ich — — wir sind — — man hat uns überfallen.«
    Mit Wucht traf die Faust den Unglücklichen mitten ins Gesicht, daß sein Hinterkopf gegen den Baumstamm krachte und er wie leblos in den Fesseln hing.
    Adam Roachs Stimme überschlug sich, als er den nächsten anbrüllte: »Mach eine
    zusammenhängende Meldung, sonst schlage ich dich tot, du Hundsfott!«
    Dem Mann perlte der helle Schweiß auf der Stirn. Er setzte zweimal zu einer verdatterten Erklärung an, aber da traf ihn die flache Hand des rasenden Oberleutnants, daß sein Kopf zur Seite flog.
    Des Offiziers Stimme wandelte sich jetzt zu einem Zischen, als er sich an den dritten wandte.

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