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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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fielen auf die toten oder schwer verwundeten Kameraden. Dann blieben sie an Ojos Gestalt hängen. Ojo sah sie. Ein tiefer Atemzug entrang sich seiner Brust. »Lebt ihr?« fragte er und ging auf sie zu.
    Die beiden sprangen wie von einer Feder geschnellt auf, starrten ihn entsetzt an, wandten sich dann um und liefen schreiend davon. Ein einziger Mann, der zwanzig Soldaten niedergekämpft hatte, das mußte der Satan persönlich sein.
    Ojo blieb stehen. Wieder beugte er sich zu einem nieder und berührte ihn. Ein Stöhnen sagte ihm, daß auch dieser noch lebte.
    Wie ein Blitz durchzuckte ein Gedanke sein Gehirn. Dieser Arme hier, ihm sollte geholfen werden. Ojo dachte an den Weinschlauch hinter dem Sattel seines Pferdes. Er hängte sich die Flinte um und brach wie ein Eber durch das Unterholz, bis er den Platz erreichte, auf dem die Pferde standen. Er machte sich daran, den Weinschlauch abzuschnallen, hielt dann aber in dieser Bewegung inne. Wenn er jetzt schon hier war, wäre es sicher am gescheitesten gewesen, gleich alle Pferde zu nehmen. Gedacht, getan.
    Nach zehn Minuten erreichte er mit den stampfenden und wiehernden Gäulen den Waldrand. Jetzt nahm er den Schlauch und ging zu dem Soldaten, in dem vorhin noch Leben war. Vorsichtig richtete er ihn auf, um ihm ein paar Schlucke des kühlen Weins einzuflößen. Aber da sah er, daß seine Hilfe zu spät kam. Auch dieser hatte seinen Geist aufgegeben.
    Ojo saß da und hatte Tränen in den Augen. Es war ihm ein furchtbarer Gedanke, so viele Menschen totgeschlagen zu haben. Aber was wäre geschehen, wenn sie ihn erwischt hätten? Er stutzte.
    Hatte sich da nicht etwas bewegt? Er sah genauer hin. Ja, dort rappelte sich einer hoch. Es war Roach. Er hatte sich von seiner Ohnmacht erholt.
    Er blickte um sich. Er glaubte zu träumen. Dann, als sein schweifender Blick auf Ojo fiel, riß er die Augen weit auf und starrte den Spanier an. Langsam, Millimeter um Millimeter nur, führte er seine Hand zum Gürtel, wo die Reiterpistole steckte. Mit plötzlichem Ruck riß er sie heraus und drückte ab.
    Ojo hatte instinktiv reagiert. Er ließ den Schlauch fahren, riß den Toten hoch, der neben ihm lag, und deckte sich damit. Die beiden Kugeln wurden durch diesen grausigen Schild abgefangen. »Hinterlistiger Hund«, schrie Ojo, sprang auf und stürzte sich auf Roach. Er hatte schon die Fäuste erhoben, um sie dem Oberleutnant auf den Schädel zu schmettern, besann sich aber im letzten Augenblick eines anderenund packte ihn bei Jacke und Hosenbund. Dann schleppte er ihn dorthin, wo die drei Mißhandelten noch immer an den Bäumen hingen, und band Roach an den nächsten.
    Dann wandte er sich der Stelle zu, wo der Wein langsam aus dem Schlauch auf den Boden floß. Den Rest, der noch verblieben war, etwa die Hälfte, trank er mit einem gewaltigen Zug, ohne abzusetzen, aus.
    Der Schlauch entglitt seinen Händen. Der schwere, gequälte Kopf sank ihm auf die Knie. Und dann war er inmitten der von ihm erschlagenen Feinde eingeschlafen.

    32

    Der Pfeifer, Jardín und Fernando hatten einen scharfen Ritt hinter sich.
    »Es muß bald Tag werden«, sagte Jardín. Zittern war in seiner Stimme.
    Je näher sie dem vermutlichen Ziel kamen, mit um so bangerer Sorge dachte er an den langjährigen Freund.
    Der Pfeifer hatte die Lippen zusammengepreßt. Ihn mochten die gleichen Gedanken bewegen. Als die Nacht dem neuen Tage wich, meinte er:
    »Wir haben genug Pferde. Holt aus ihnen heraus, was möglich ist.«
    Er stieß seinem Hengst die Sporen in die Weichen, was er noch nie getan hatte. Das Blut sprang aus den Flanken des Tieres, und es schoß jetzt mit gesteigerter Schnelligkeit dahin. Jardín und Fernando vermochten ihm kaum zu folgen.
    Weit konnte es nicht mehr sein. War dieses Waldstück da vorn nicht der Schauplatz ihrer
gestrigen Tat?
Weiter und weiter stürmten die Reiter.
    Auf einmal zügelte Michel sein Pferd. Gedankenschnell hatte er sein Fernrohr vor das rechte Auge gebracht und blickte hindurch.
    »Por Dios«, entfuhr es ihm. »Was ist denn das?« Rote Flecken lagen wie große Tupfen auf dem
Grasstreifen zwischen Wald und Sandebene.
»Was gibt es?« fragte der Kleine aufgeregt.
»Ich weiß es auch nicht. Sieh dir das an.« Er reichte ihm das Fernglas.
»Sie schlafen«, sagte Jardín.
Auch Fernando blickte hindurch.
    Allen dreien fehlte die Erklärung für das von hier aus so friedlich scheinende Bild.
    »Reiten wir Schritt, damit wir die Burschen nicht durch den starken Hufschlag

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