Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
Vom Netzwerk:
ihnen die Waffen ab. Sie suchten nicht lange nach einer geeigneten Stelle für ein Grab. Ein paar Schritte abseits schaufelten sie mit den mitgeführten Feldspaten ein tiefes Loch, warfen die drei Toten hinein und bedeckten sie spärlich mit Sand.
    Die anderen kümmerten sich nicht mehr um sie. Nur, als sie gerade aufsitzen wollten, um in die Nacht hinein zu reiten, stand Fernando neben ihnen und riß ihnen die Schaufeln vom Gurtzeug. Schweigend machten er und Ernesto sich daran, ein paar hundert Meter östlich, dort wo der Boden steinig und hart wurde, ein Grab auszuheben.
    Jardín suchte Holz und begann, ein Kreuz daraus zu zimmern. Tscham beobachtete ihn eine Weile aufmerksam und beteiligte sich dann an der Arbeit. Und auch Ibn Kuteiba schien es trotz seines anderen Glaubens für keine Schande zu halten, die rohen Enden des Holzkreuzes mit kunstvollen Arabesken zu verzieren. Er war sehr geschickt mit dem Messer und schnitt liebevoll und bedächtig in großen, lateinischen Buchstaben die Worte ins Holz:

    Dem tapferen Richard Stineway von seinen Freunden, die er mutig verteidigte.

    Darunter schnitzte er dann das Datum des Todestages ein. Es war der siebenundzwanzigste März des Jahres 1778.
    Michel wandte sich dann an Marina: »Reitet langsam weiter, Madonna, wenn Stineway seine
letzte Ruhestätte gefunden hat.«
»Wollt Ihr Euch schon wieder in Gefahr begeben, Miguel?«
Der Pfeifer lächelte.
    »Ich möchte meinen guten Freund Ojo nicht gern verlieren. Das versteht Ihr doch?«
    Sie reichten einander die Hände. Und kurze Zeit später stürmten Michel und Jardín mit einem dritten Pferd davon. Fernando schloß sich ihnen unaufgefordert an. Es war mittlerweile Mitternacht geworden.

    31

    Ojo lag noch immer wach auf seinem Posten und wagte sich nicht von der Stelle zu rühren. Aber auch Roach machte keine Anstalten, sich niederzulegen. Stunde um Stunde verrann.
    Unaufhörlich schimpfte der große Spanier in Gedanken vor sich hin.
    Was war nur in diesen verdammten Kerl gefahren? Jeder Mensch mußte doch einmal müde werden.
    Ojo jedenfalls war hundemüde. Immer, wenn ihm die Augen zuzufallen drohten, konnte er sie gerade noch im letzten Augenblick, bevor ihn der Schlaf bezwungen hatte, wieder aufreißen. Aber der Abstand, in dem dies geschah, wurde immer kürzer.Es mochte gegen vier Uhr morgens sein, als er vergaß, die Lider wieder zu öffnen. Sekunden später war er fest eingeschlafen und verlor natürlich die Kontrolle über seine Bewegungen.
    Adam Roach, noch bleicher im Gesicht als am Abend zuvor, fröstelte und stand auf. Mit langen Schritten ging er auf und ab. Hin und wieder stieß er mit dem Fuß an einen seiner Leute. Aber diese schliefen so fest, daß sie höchstens unwillig brummend ihre Lage ein wenig veränderten. Adam Roach trat zu den drei noch immer an die Bäume gefesselten Soldaten. Der, dem er in seiner Wut den ersten Schlag ins Gesicht versetzt hatte, starrte ihn mit weit aufgerissenen glasigen Augen an.
    Unberührt von dem gebrochenen Blick, gab ihm der Oberleutnant zwei leichte Ohrfeigen. Der Kopf des Unglücklichen fiel haltlos von links nach rechts. Er war tot.
    Roach zuckte die Achseln und wandte sich wieder ab. Was lag am Leben eines solchen Kerls? Er, Roach, hatte Schlimmeres eingebüßt. Und das waren die Majors-Schulterstücke.
    Als junger Leutnant war er zur Ostindien-Kompanie gekommen. Nie hatte er Wärme im Kreis seiner Kameraden gefunden oder verbreitet. Jeder war froh, wenn er nichts mit ihm zu tun hatte. Alle mieden ihn. Er hatte sich in die Provinz versetzen lassen, hatte indische Aufstände bekämpft, hatte seine Haut bei jeder Gelegenheit zu Markte getragen. Nach sechs Jahren konnten seine vorgesetzten Dienststellen nicht umhin, ihn zum Oberleutnant zu befördern. Sechs Jahre als Leutnant herumzulaufen, war bei der Knappheit der Offiziere in der Ostindien-Kompanie schlimmer, als eine Festungshaft hinter sich zu haben. Und nun hatte der Majorsrock gewinkt.
    Ruhelos ging er weiter. Plötzlich stutzte er. Was war das? Seine Soldaten lagen mindestens zehn Meter von ihm entfernt. Aber es hatte sich angehört, als schnarche hier jemand ganz in der Nähe. Da war es wieder.
    Es kam vom Waldrand her. Sollte sich einer der Seinen ins Gebüsch gelegt haben?
    Er ging dem Geräusch nach, das sich jetzt in regelmäßigen Abständen wiederholte.
    Dann stand er vor dem Busch, in dem Ojo lag. Beim Eindringen stieß er ein paarmal mit dem Stiefel gegen Wurzeln, daß es einen dumpfen Klang

Weitere Kostenlose Bücher