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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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die
Feldaufseher auf den Hals hetzen. Vielleicht hilft das.«
»Ja, Mynheer«, sagte der Sklave.
    Hans Hagemann, ein Deutscher, den ungünstige Weltwinde in die Südsee verschlagen hatten, wandte sich brummend ab.
    »Geh zum Teufel, Mutatulli«, brummte er vor sich hin. »Möchte wissen, bei welcher Großmutter ihr alle das Arbeiten gelernt habt.«
    Mutatulli ließ für einen Augenblick den Pinsel sinken. Etwas wie Zorn blitzte in seinen intelligenten Augen.
    »Ich war ein Häuptling«, sagte er selbstbewußt. »Bei uns ist Arbeit Sache der Weiber.« Sein Holländisch war ausgezeichnet. »Die weißen Männer sind in unser Stammesgebiet eingebrochen und haben Sklaven gejagt. Und nun verlangen sie auch noch, daß ich mit dem gleichen, mir widerwärtigen Eifer arbeiten soll wie sie selbst.«
    »Ja, ja, ich weiß schon«, sagte Hagemann. »Ihr habt die Arbeit nicht erfunden, und um Ausreden seid ihr auch nicht verlegen. Nun gut, mir ist es egal, ob ich zu Hause auf dem Bett liege und schlechten Whisky trinke oder hier herumsitze, um auf dich zu warten.«
    Mutatulli hatte seine Beschäftigung wieder aufgenommen. Unter den gesenkten Lidern beobachtete er Hans
    Hagemann. Und jedesmal, wenn dieser seine Blicke von ihm ließ, verschwand eine ungeleimte Muskatnuß in irgendeiner Falte seines Hemdes.
    Hagemann unterdrückte seine Müdigkeit nicht mehr, sondern gähnte vernehmlich. »Gleich fertig, Mynheer«, sagte Mutatulli.
    Kurz darauf stand er auf und schaffte die geleimten Nüsse auf die Waage. Spannung stand in seinem Gesicht. Würde der Inspektor merken, daß etwa ein Pfund fehlte? Hagemann winkte ab.
    »Schaff sie aufs Regal. — Wird schon stimmen«, ergänzte er in seiner Muttersprache für sich. Trotz seiner Müdigkeit wunderte er sich über die Flinkheit, mit der der Malaie seinem Befehl nachkam. So schnell bewegte sich der Bursche sonst nie.
    »Gute Nacht, Mynheer«, sagte Mutatulli und war gleich darauf verschwunden.

    34

    Hagemann gähnte, schloß die Tür ab, schärfte dem indischen Wächter ein, kein Auge vom Lagerhaus zu lassen, und schwang sich auf sein Pferd, um zum Herrenhaus zu reiten, wo er wohnte.
    Er beeilte sich nicht sonderlich. Die Nacht war kühl und klar. Die Stille und Einsamkeit taten dem fünfund-dreißigjährigen Deutschen wohl.
    Er suchte seine kleine Wohnung auf, schnitt von einem harten Laib Brot einige Scheiben herunter und verzehrte sie trocken. Abends fehlte ihm stets die Lust, sich ein vernünftiges Essen zuzubereiten.Bald stand die Whiskyflasche auf dem Tisch. Aber eigenartig, das scharfe Getränk schmeckte ihm heute weder verdünnt noch unverdünnt. Nach dem ersten Schluck schüttelte er sich und spie auf den Boden.
    »Teufel«, meinte er zu sich selbst, »es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, darüber hilft einem auch kein noch so starker Whisky weg.«
    Dieses Ding zwischen Himmel und Erde war in seinem Falle Katje, die fünfundzwanzigjährige Tochter des Pflanzers, ein hübsches, frisches Mädel, das nur durch die Bodenplanken des ersten Stockwerks von ihm getrennt war. Ja, Katje van Groot schlief unter ihm. Die Decke ihres Zimmers, die den Boden des seinigen bildete, war aber auch der bisher einzige Berührungspunkt der beiden Menschen.
    »Und ich würde den Teufel für sie aus der Hölle holen«, fuhr Hans Hagemann in seinem Selbstgespräch fort. »Ja, den Teufel aus der Hölle oder alle Muskatnüsse von den Bäumen.« Er erhob sich. Es hielt ihn nicht in der Dumpfheit seiner Behausung.
    Er verließ das in hellem Rosa gehaltene Herrenhaus und wandte sich der Küste zu. Ein längerer Spaziergang würde ihm wahrscheinlich guttun.
    Die Rohre der Kanonen, die über die Festungsmauern des Forts Nassau ragten, grüßten mit stummen Mündern die Nacht. Man hätte den Gruß auch als Drohung auffassen können. Hans Hagemann ging vorbei. Seine Blicke waren nach oben gerichtet, suchten aber die hellen Sterne und verweilten nicht an den bronzenen Rohren. Er hatte die Hände auf dem Rücken gefaltet. Tief sog er die reine Luft in die Lungen.
    Unter ihm lag das Meer. Fünf Meter fiel die schroffe Küste ab. Die leichte Brandung brauste. Es war ein erholsamer Spaziergang.
    Plötzlich ließ ihn ein Geräusch stehenbleiben. Klangen da nicht Ruderschläge durch die Nacht? Hans Hagemanns Neugier erwachte. Er zog sich hinter ein Oleandergebüsch zurück und beobachtete die See.
    Richtig, da kam ein mit fünf Leuten bemanntes Boot durch die Brandung geschossen — unmittelbar auf die Steilküste

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