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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Freie. Sie
machten sich ein besonderes Vergnügen daraus, ihn hart anzufassen; denn sie konnten den
Häuptling, der sie seit je verachtet hatte, nicht leiden.
»Los«, sagte Hagemann, »folgt mir.«
    Sie gingen durch die Baumreihen auf dem kürzesten Weg zum Haus des Pflanzers.
    Hagemann trat über die Veranda in den Flur und klopfte an die Tür des Wohnraums.
    Katje van Groot öffnete. Ihr Blick fiel auf die drei Gestalten hinter ihm, deren Umrisse man gut erkennen konnte. »Guten Abend, Juffrouw Katje«, sagte Hagemann verlegen. »Guten Abend, Mynheer Hagemann, wen bringt Ihr denn da?« »Ist Euer Vater zu Hause, Juffrouw Katje?
    »Ja. — Aber habt Ihr so Wichtiges, daß wir ihn jetzt stören müssen? Er sitzt über den Büchern.« »Hm, nun, ich kann Euch sagen, weshalb wir Mutatulli abgeführt haben. Er hat ungeleimte Muskatnüsse gestohlen; aber ich habe ihn erwischt.« »Oh, das ist natürlich wichtig! Wartet einen Augenblick.«
    Hagemann drehte seinen Hut zwischen den Fingern. Die Wächter grinsten.Katje kam mit ihrem Vater, Jan van Groot, aus einem Nebenzimmer in den Wohnraum. »Bringt den Kerl herein!« donnerte Jans Stimme.
    Sie stießen Mutatulli unsanft über die Schwelle, bis ihm die Kante des schweren Bauerntisches Halt gebot.
    Jan van Groot war ein großer dicker Mensch. Seine blauen Schweinsäuglein lagen tief in den Fettpolstern der Wangen. Er war sauber und mit einer gewissen Eleganz gekleidet.
    » ,n Abend, Hagemann. — So, Ihr habt den Diebstahl bemerkt?« »Ja, Mynheer van Groot.« »Heraus mit den Nüssen!« schrie van Groot den Sklaven an.
    Der warf einen Blick voller Haß auf den Rotgesichtigen und langte in die Falten seines Hemdes. Mit herrischer Gebärde warf er den Sack auf den Tisch.
    Aber ehe er sich's versah, hatte ihm der Pflanzer ins Gesicht geschlagen.
    »Willst wohl noch den Beleidigten spielen, was? Na warte, mein Junge, die Flausen werden wir dir aus-treiben. — Wie seid Ihr auf den Diebstahl aufmerksam geworden, Hagemann?« Hans Hagemann berichtete eifrig von seinem Erlebnis an jenem Abend der vorigen Woche. »Und da habt Ihr bis heute gewartet?« wunderte sich der Pflanzer.
    »Ich wußte noch nicht ganz genau, daß es sich wirklich um Nüsse handelte. Ich wollte nicht ungerecht sein. Außerdem hätte dann Aussage gegen Aussage gestanden.«
    »Hä?« machte van Groot. »Aussage gegen Aussage? Verdammt will ich sein, wenn ich die Aussage eines dreckigen Malaien gegen die Eure gelten ließe! Ihr habt einen
    Gerechtigkeitsfimmel, Hagemann. Na, ich kenn' Euch ja. Jetzt ist wenigstens alles klar. Ihr habt
den Beweis geliefert, daß der Kerl da Nüsse geklaut hat. Auf frischer Tat ertappt sozusagen. Das
genügt.« Er wandte sich an Mutatulli. »Rede, du Hund, wie oft hast du schon einen solchen
Beutel gestohlen?«
Mutatulli schwieg.
»Rede!« fuhr ihn van Groot an.
    »Ich rede, wenn es mir beliebt. Ich war ein freier Mann und König meines Stammes. Ihr habt mich gefangen und einen Sklaven aus mir gemacht. Ihr seid mein Feind.«
    Van Groot verschlug es für einen Augenblick die Sprache. Doch dann brach er los :
    »Was sagst du da? Ein König warst du? Du lächerlicher Hanswurst! Und reden willst du auch
nicht, wenn ich dich frage? — Da — — da — — da — — du Lümmel! Nimm das einstweilen
für deine Frechheit !«
Van Groot ohrfeigte ihn erbarmungslos.
»Vater!« fuhr Katje dazwischen. »Halt ein! Ich mag das nicht.«
Der Alte nickte. Zu Hagemann meinte er:
    »Schafft ihn raus und laßt ihm das Fell gerben, bis es weiß wird. Verdammt, daß ausgerechnet von meiner Plantage ungeleimte Nüsse den Weg in die Welt finden. Verdammt — verdammt!« »Wieviel Schläge haltet Ihr für angebracht?« fragte Hagemann, dem nichts über genaue Anordnungen ging.
    »Prügelt ihn, bis er sagt, wieviel Pfund er schon verschoben hat. Den Namen des Aufkäufers will ich wissen.«
    »Ich berichtete Euch doch schon vorhin, daß Mutatulli ihn Hassan nannte«, meinte Hagemann. »Hassan — — Hassan — irgendein Deckname wahrscheinlich. Ich will wissen, wer sich dahinter verbirgt. -Nun geht.«
    Die drei gingen. Schüchtern nickte Hagemann der Tochter seines Dienstherrn zu. — Als sie draußen waren, meinte van Groot:
    »Ich habe noch keinen Inspektor gehabt, der fleißiger war als Hagemann; aber auch noch keinen, der mich gefragt hat, wieviel Prügel ein Sklave kriegen soll. Ein merkwürdiger Mensch, dieser Hans.«
    »Ich finde, sein ganzes Auftreten zeugt von großer Pflichttreue. Er wirkt auf

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