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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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zu.
    Was wollten diese Männer an dieser Stelle des Ufers, wo sie doch nicht landen konnten?
Weshalb fuhren sie nicht in den Hafen von Banda ein? Waren es etwa Schmuggler? Und wenn?
Was gab es hier zu schmuggeln?
Muskatnüsse natürlich, was sonst?
    Hans Hagemann unterdrückte in letzter Sekunde einen Fluch, der ihm schon auf der Zunge lag; denn fast hätte ihn ein halbnackter Mann umgerannt. Aber kurz vor ihm machte er eine Schwenkung und rannte am Gebüsch vorbei. Er hatte den einsamen Wanderer nicht erblickt. Der Deutsche schob die Sträucher vorsichtig auseinander, um besser sehen zu können. Donnerwetter, dieser Halbnackte war kein anderer als Mutatulli! Jetzt blieb er stehen und rief in die Nacht hinaus. Die Hände hatte er trichterförmig um den Mund gelegt.
    Das Boot war vom Standort Hagemanns aus nicht mehr zu sehen. Es mochte jetzt dicht unter der Küste liegen.
    Die in englisch gegebene Antwort bewies die Richtigkeit dieser Annahme. Der Lauscher konnte
die Worte verstehen.»Mutatulli?« klang es fragend vom Wasser her.
»Yes, Mr. Hassan. Habt Ihr das Geld?«
»Ja.«
»Wieviel?« fragte Mutatulli.
»Zehn Gulden.«
»Zuwenig. Ich habe ein ganzes Pfund.«
    »Well, ein Pfund kostet gemeinhin nicht mehr als einen Gulden. Es wäre also der zehnfache Preis.«
    »Trotzdem«, rief Mutatulli, »Ihr müßt an die Gefahr denken in der ich schwebe, wenn ich
ungeleimte Nüsse stehle.«
»Also gut, fünfzehn Gulden. Wirf den Sack herunter.«
Es herrschte Schweigen.
    Hagemann konnte erkennen, wie Mutatulli eine werfende Bewegung mit dem rechten Arm ausführte. Dann stand er eine Weile beobachtend und abwartend da.
    »Achtung«, klang es vom Boot her, »ich werfe das Leinensäckchen mit dem Geld hinauf. Paß auf, daß du es nicht verfehlst.«
    Etwas kam geflogen und fiel dicht neben dem Muskatnußsklaven zu Boden. Mutatulli hob es
auf, öffnete es und zählte den Inhalt. Er nickte und rief dann:
»Gut, Mr. Hassan, es stimmt.«
»Wann kommt die nächste Lieferung, Mutatulli?«
    »Weiß noch nicht, wann es möglich wird. Ich befestige den Lappen wie üblich am Ufer.« Mutatulli blickte sich nach allen Seiten um und verschwand dann, flink wie ein Wiesel, in Richtung der Sklavenhütten.
    Zu gleicher Zeit gewann das Boot die offene See und entschwand den Blicken des Beobachters. »Toll«, murmelte Hagemann vor sich hin und stand unschlüssig da.
    Sollte er zu Mutatulli gehen und Rechenschaft von ihm fordern? Oder sollte er zuerst mit dem Pflanzer sprechen?
    Er sagte sich, daß ein gewisses Verschulden auch ihn selbst treffe. Er hätte die geleimten Nüsse trotz seiner Müdigkeit wiegen müssen. Er war nachlässig gewesen.
    Hans Hagemann setzte seinen Spaziergang fort. Er hatte sich, als er eine Stunde später wieder in seiner Wohnung war, dazu entschlossen, das Erlebte vorerst für sich zu behalten, Mutatulli aber nicht mehr aus den Augen zu lassen. —
    Am nächsten Abend, als die Sklaven nach Sonnenuntergang die Nüsse zum Leimen ins Lagerhaus brachten, blickte Hagemann dem Kommenden gespannt entgegen. Kein Auge ließ er von den Burschen. Die stets um diese Zeit aufkommende Müdigkeit unterdrückte er mit Energie. Aber es geschah nichts. Heute nicht, am nächsten Tage nicht, und der übernächste war ein Sonntag.
    Sonntags brauchten auf Banda auch die Sklaven nicht zu arbeiten. Im Gegenteil, sie sollten ruhen, um dem Wort Gottes lauschen zu können, das der Pfarrer ihnen in einer eigens für sie errichteten hölzernen Kapelle predigte.
    So verwunderlich es war: die meisten der Sklaven waren schon in der zweiten und manche sogar in der dritten Generation Christen. Trotzdem wurden sie geprügelt, wenn sie sich etwas zuschulden kommen ließen. —
    Mutatulli saß an diesem Sonntag unter seinem Dach aus Palmenblättern. Er hielt es noch mit den heidnischen Göttern. Verächtlich blickte er auf seine christlichen Leidensgefährten hinab. Wie konnten sie sich zu einem Gott bekennen, dessen Anhänger Menschen kauften und verkauften? Mutatulli war unverheiratet. Unter den Sklavenmädchen hatte er keines gefunden, das ihm würdig erschienen wäre, Frau eines Häuptlings zu sein.
    Mutatulli hegte den Plan, eines Tages auf und davon zu gehen. Dazu aber brauchte er Geld; denn sein Weg würde durch die Ansiedlungen von Weißen führen. Aber nicht nur die Weißen wollten für Gegenleistungen Geld, sondern auch die halbzivilisierten Eingeborenen gewährten keine Gastfreundschaft mehr ohne Bezahlung.
    Der Häuptling grub jetzt neben seiner

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