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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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wenig hübsche Beschäftigung, die Sie sich da ausgesucht haben. Gibt es keine anderen Mittel, Schuldige zu bestrafen?«
    Der Schlagende hielt inne. Verblüfft starrte er den ungebetenen Gast an. Etwas wie Verlegenheit stand in seinem Gesicht. Er machte an und für sich gar keinen verrohten Eindruck. Er schien sogar aufzuatmen, als ihm die Unterbrechung gestattete, den Knüppel sinken zu lassen. »Guten Abend«, sagte er höflich auf deutsch, »womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Baum ist mein Name«, stellte sich Michel vor, »ich wollte an sich zu Herrn van Groot, scheine mich aber in der Plantage geirrt zu haben.«
    »Hagemann«, verbeugte sich der Schläger leicht. Er war erfreut, einem Landsmann zu begegnen. »Sie sind an der richtigen Stelle, Herr Baum. Dies hier ist das Lagerhaus van Groots. Und ich bin der Inspektor.«
    »Ah, ich hörte bereits, daß es hier einen Landsmann von mir geben soll. Ich hatte mir allerdings die Begrüßung in einer angenehmeren Atmosphäre vorgestellt.« Hans Hagemann war offensichtlich verlegen.
    »Sie — — Sie — — müssen entschuldigen, Herr Baum. Es ist — — es war — — es ist an sich nicht meine Gewohnheit, Sklaven zu verprügeln. Nur hat in der letzten Zeit der Diebstahl ungeleimter Nüsse überhand genommen.Das ist ein schlimmes Verbrechen; denn auf den Muskatnüssen liegt das Monopol der Handelskompanie.«
    Hagemann wurde jetzt eifrig. Er wollte vor seinem Landsmann, dessen Bedeutung er aus dem, was man sich in der Stadt erzählte, erfahren hatte, nicht als Sklavenschinder dastehen. »Ich habe Mynheer van Groot wiederholt um genaue Anweisungen zur Verhinderung des Diebstahls gebeten. Er gab mir den Rat, diejenigen, die ich erwische, ordentlich zu verprügeln. Was sollte ich da tun?«
    Michel verbarg seine Belustigung. Dieser Inspektor da vor ihm tat etwas, was ihm, wie man sehen konnte, in innerster Seele zuwider war. Und er tat es nur, weil ihm sein Brotherr den Rat dazu gegeben hatte. Er befolgte einen Rat wie einen Befehl. Wenn van Groot ihm geraten hätte, die Diebe zu hängen, so würde er es ebenfalls — mit zusammengebissenen Zähnen natürlich — getan haben. Auf seiner Plantage regierte van Groot. Und Hagemann war der getreue Untertan des Regenten. Der Pfeifer seufzte.
    »Würden Sie mich, bitte, zu Mynheer van Groot begleiten? Ich fürchte, ich finde den Weg nicht.«
    Hagemann sagte im ersten Augenblick: »Mit großem Vergnügen«, zuckte dann aber wieder leicht zurück und meinte, »das heißt — — ich würde gern; aber es geht doch nicht. Ich muß die Leute hier weiter beaufsichtigen. Wenn Sie eine Weile warten wollen — —?« »Können Sie mir den Weg nicht zeigen?«
    Hagemann überlegte. Dazu mußte er vor das Lagerhaus treten, was gegen die Vorschriften gewesen wäre.
    »Ich werde einen Posten beauftragen, Sie zu Mynheer van Groots Haus zu führen.«
    Er sagte etwas zu einem der grinsenden farbigen Wächter. Der Mann nickte und öffnete die Tür. Mit einem kurzen Gruß für Hagemann folgte ihm Michel.
    Sie schritten an Stallungen vorbei. Dann deutete der Posten auf ein rosarotes, flaches, sehr sauberes Haus.
    Michel stand kurz darauf vor der Tür und setzte den Klopfer in Bewegung. Ein malaiischer
Diener öffnete und fragte etwas.
Michel verstand ihn nicht, deutete auf sich und sagte:
»Mynheer van Groot.«
»Ah«, machte der Diener, worauf Michel befriedigt nickte.
Kurz darauf saß er im Empfangszimmer, und wenige Minuten später trat der Pflanzer ein.
»Guten Abend«, sagte er breit. »Ich hätte gar nicht gedacht, daß Sie meiner Einladung so schnell
Folge leisten würden. Seien Sie willkommen.«
Sie reichten einander die Hand, und Michel meinte :
    »Ich wollte eigentlich nur wissen, wann die Verladearbeiten beginnen würden. Heute morgen dachte ich, die Verladung wäre die unmittelbare Folge des Verkaufs.«
    »Nee«, lachte van Groot. »So schnell schießen zwar die Preußen. Aber wir nicht. Alles braucht seine Zeit. Ich habe doch die vierzig Tonnen noch gar nicht beisammen. Sie müssen sich schon ein, zwei Wochen gedulden, bis die verdammten Gelben und Braunen die Pflückarbeiten beendet haben.« Michel blickte ihn erstaunt an.
    »Aber ich bitte Sie! Sie können doch Ihre Ware nicht verkaufen, bevor Sie darüber verfügen können!«
    »Das ist hier so üblich. Die Schiffe warten eben. In fünf, sechs Tagen wimmelt hier ganz Banda
von Schiffen. Die Ernte hat nämlich gerade erst begonnen. Aber das konnten Sie natürlich

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