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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Tips bringen, wie man dem Burschen zu Leibe gehen kann. Ich hebe Ihnen die Nüsse gern auf, wenn Sie sich etwas verspäten. Und sollte das klappen, mein Bruder wird sich sicher erkenntlich zeigen.« Der Pfeifer war zwar innerlich Feuer und Flamme, ließ sich aber nichts anmerken. Trocken erwiderte er:
    »Sie scheinen die Zuständigkeiten eines preußischen Kommodore zu überschätzen, Herr van Groot. Ich muß mich an meine Orders halten. Ich habe keine Befugnis für solche Abstecher.« »Wie mein Inspektor«, sagte van Groot kopfschüttelnd. »Orders, Befugnisse, Kompetenzen. Initiative gibt's bei Ihnen in Deutschland wohl gar nicht, wie?«
    »Seien Sie unbesorgt. Für die Zwecke unserer Flotte reicht meine Initiative völlig aus.«
»Schade«, sagte van Groot, »ich wäre mit meinem Muskatnußpreis vielleicht auf
neunundachtzig Cent heruntergegangen.«
»Achtundachtzig«, sagte Michel.
»Ist das Ihr Ernst?«
»Mein voller Ernst. Für eine Preissenkung zugunsten der Staatskasse darf ich Ihnen einen
Gefallen tun.«
»Top«, sagte der Pflanzer.
»Top«, schlug Michel ein.
    Die Tür öffnete sich, und Katje trat ins Zimmer. Michel wurde ihr vorgestellt, und nicht ohne einen gewissen Spott in der Stimme setzte Laarsen des Vaters Worte fort:
    »Der Herr Kommodore hat sich soeben entschlossen, Monsieur Dieuxdonné zu fangen.«
»Nicht zu fangen«, sagte Michel, »nur Informationen über ihn zu sammeln. Das Fangen ist dann
Ihre Sache.«
»Viel Glück dazu«, freute sich Katje.

    47

    Schon acht Tage, nachdem Benjamin van Groot seine vier Schiffe nach Banda geschickt hatte, erhielt er die bestürzende Nachricht, daß einer seiner Frachter, der nach Kalkutta unterwegs gewesen war, von Dieuxdonné versenkt worden sei. Die Bemannung hatte wie üblich in die Boote gehen dürfen und war von einer britischen Fregatte gerettet worden. Die Geretteten wurden in Rotterdam abgesetzt, und der Kapitän stand zu dieser Stunde vor seinem Reeder, um Bericht zu erstatten.
    »Hätte ich das geahnt«, sagte Benjamin van Groot, »dann hätte ich Laarsen mit den vier
Muskatnußfrachtern nicht in den Indischen Ozean geschickt. Vermutlich macht der verdammte
Pirat jetzt die ganze Gegend da unten unsicher.«
»Das mag wohl sein«, erwiderte der Kapitän einsilbig.
Benjamin stand auf.
    »Ich sehe, Kapitän, daß Ihr Euch noch immer nicht von Euerm Schrecken erholt habt. Anstatt begierig darauf zu sein, diesem Räuber der Meere eins aufzubrennen oder zumindest dabei zu helfen, steht Ihr wie ein begossener Pudel da und sagt »das mag wohl sein«. Ihr könnt gehen.« Als der Kapitän sich entfernt hatte, ließ van Groot sich stöhnend in einen Sessel fallen. »Noch zwei, drei Stück«, murmelte er vor sich hin, »und ich bin bankrott.«
    Er zog an der Klingelschnur. Mit behutsamen Schritten trat Frans Termeulen ein. »Ihr wünscht, Mynheer?«
    »Ich habe mit entschlossen, Frans, mit unserem schnellsten Segler nach Batavia zu fahren. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß sich Dieuxdonné dort herumtreibt. Ich muß seine Vernichtung selbst in die Hand nehmen, sonst können wir zumachen. Ihr begleitet mich.«
    »Sehr wohl, Mynheer«, sagte Frans Termeulen und deutete eine leichte Verbeugung an. »Wenn
ich mir einen Vorschlag gestatten darf?«
»Bitte, Frans.«
    »Wir sollten mit allen Schiffen aussegeln, die uns noch verblieben sind. Sie sind bewaffnet. Der zusammengefaßten Feuerkraft ist auch Herr Dieuxdonné nicht gewachsen.«
    »Euer Vorschlag ist nicht schlecht. Gebt Weisung, daß alles vorbereitet wird. Wir stechen
morgen früh in See.«
»So rasch, Mynheer?«
»Sofort.«
»Sehr wohl, Mynheer.«
    Acht Tage, nachdem die Muskatnußflotte, das heißt, ihre Reste auf Banda eingetroffen waren, landete der Konvoi, das letzte Aufgebot der Reederei Benjamin van Groots, wohlbehalten auf Java und ging in Batavia vor Anker.
    Benjamin saß im Büro seiner dortigen Agentur und hielt eine Konferenz ab, bei der sein in Indien stationierter Agenturleiter, mehrere höhere Polizeioffiziere, der Standortkommandant der javanischen Truppen und zwei Herren der Ostindischen Handelskompanie — Fachleute für Seefahrtsangelegenheiten — zugegen waren.
    »Ich habe Eure Empfehlungen gelesen, meine Herren«, wandte sich Benjamin an die Fachleute. »Ihr seid dafür, dem Dieuxdonné einen Köder hinzuwerfen und dann aus allen Richtungen auf ihn zuzustoßen, um ihn endlich zu fällen.«Einer der Angesprochenen erhob sich und meinte:
    »Ich sprach Euern Fall mit Monsieur Léon

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