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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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ihr Chef soeben gesagt hatte, keine Notiz zu nehmen.
    Benjamin, der im Laufe der letzten Zeit zu einem Nervenbündel geworden war, fuhr sie heftig
an.
»Was sitzt Ihr da wie die Ölgötzen! Macht Vorschläge !«
Miller räusperte sich.
»Äh — — äh — — ich — — das heißt — — da draußen im Vorzimmer ist noch jemand, der
Euch eine Nachricht zu bringen hat, Mynheer«, stotterte er.
Van Groot fuhr auf.
»Nachrichten für mich? Von wem, worüber?«
Seine Augen gingen irrlichternd von einem zum ändern.
»So sprecht doch endlich«, schrie er unbeherrscht.
De Witt nahm sich zusammen.
»Der Herr, der draußen wartet«, erklärte er, »ist der Kommodore einer Handelsflottille, die uns
aufgenommen hat. Er kommt direkt von Banda, von Euerm Bruder. Die Botschaft, die er bringt,
ist — — niederschmetternd - -«
»So redet doch, Mensch!«
»Zwei Schiffe von Laarsen sind ebenfalls versenkt.«
    »Das — — das — — ist doch nicht möglich!« Van Groot wurde kreidebleich.
    Miller stand auf und ging hinaus, um gleich darauf mit dem Pfeifer wieder einzutreten. Michel nahm sofort wahr, daß die Stimmung in diesem Raum bereits den Tiefpunkt erreicht hatte. Sein Blick blieb an Benjamin van Groot haften. Er sah seinem Bruder so ähnlich, daß Michel sofort wußte, wen er vor sich hatte. Der Mann tat ihm leid. Und er nahm sich schon jetzt vor, ihm zu helfen. »Wer seid Ihr, junger Mann?« fragte van Groot.
    »Kan nit verstaan«, sagte Michel. »Sprechen Sie nicht Deutsch?« »Doch«, sagte van Groot. »Also wer sind Sie?«
    »Ich bin der Kommodore einer preußischen Frachterflottille und bringe Ihnen Grüße von Ihrem
Bruder und Kapitän Laarsen.«
»Und — und weiter, was ist mit Laarsen?«
»Tja«, sagte Michel. »Es ist eine betrübliche Sache. Dieuxdonné hat zwei Frachter von Laarsens
Schiffen in den Grund gebohrt.«
»Ich weiß schon — — ich weiß schon. Und sonst?«
»Sonst — — nichts. Nur soviel, ich befehlige drei Schiffe, die alle erstklassig ausgerüstet sind,
waffenmäßig meine ich. Ich hätte unter Umständen Lust, diesen Herrn Seeräuber zu jagen.«
»Unter welchen Umständen?«
Michel lächelte.
    »Daß ich ihn kriege, daß ich ihn mit meinen Schiffen einholen kann, was nicht ganz einfach sein dürfte.«
    »Versuchen Sie es, junger Mann, versuchen Sie es!« Benjamin wurde wieder lebhaft. »Verfügen Sie über eine kampferprobte Mannschaft?«
    »Oh, meine Gesellen dürften sich mit denen Dieux-donnés jederzeit messen können. Ich denke nur, daß drei Schiffe zuwenig sind. Ein viertes, ebenfalls gut bewaffnet, würde uns nicht schaden. Es bestünde dann die Möglichkeit, eine regelrechte Treibjagd zu veranstalten.« »Meine Schiffe sind zu schwerfällig«, antwortete Benjamin. »Ich würde sie hingeben, wenn es einen Sinn hätte. Aber sie sind nichts als Zielscheiben, nichts als Zielscheiben.« Frans warf ein:
    »Vergessen Sie nicht Monsieur de Musset. Er wird mit Freuden daran teilnehmen, denn er ist ein Kämpfer.«
    Van Groot blieb bei der deutschen Sprache, als er jetzt mit aufgehelltem Gesicht sagte:
»Ich schlage vor, Herr Kommodore, wir besprechen das heute abend in meinem Hotel. Ich werde
auch Monsieur de Musset bitten lassen.«
»Einverstanden«, sagte Michel und ging.
    Er dachte, daß es notwendig war, seinen Jungen endlich einmal wieder etwas zu bieten. Sie konnten nicht ständig ohne Kampf auskommen. Eigentlich ging ihn die Sache ja nichts an. Andererseits taten ihm weniger der Reeder als vielmehr dessen brotlos gewordene Leute leid. Ja, es schien die Aufgabe der »Trueno« zu bleiben, sich mit den Freibeutern der Meere auseinanderzusetzen.

    60

    Es war Abend geworden. Zahlreiche Gäste saßen im Restaurant des »Adlon«. Es gab mehrere Speisesalons, davon den sogenannten blauen, der stets für die Elite der Kundschaft reserviert war.
    Hier saßen um eine reichgedeckte Tafel van Groot, Frans Termeulen, Léon de Musset und der Pfeifer. Das Thema war, wie nicht anders zu erwarten, Dieuxdonné.
    Léon hatte sich bereit erklärt, sich noch einmal an der Jagd auf den Flibustier zu beteiligen. Und obwohl er die Preußen nicht gerade liebte, unterstellte er sich dennoch widerspruchslos dem Kommando Michels.
    Man wollte noch zwei Tage im Hafen bleiben, um dann, gestärkt und mit frischen Kräften, wie ein Blitz aus heiterem Himmel über den Räuber zu kommen. Der Pfeifer entwarf Einzelheiten des Plans.
    Niemand achtete währenddessen auf eine sehr vornehm gekleidete und sehr

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