Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
Vom Netzwerk:
die interessant genug ist, um eine Frau wie Euch zu reizen. Ich könnte Euch zum Beispiel sozusagen als Spionin einstellen. Dazu brauche ich allerdings einen eindeutigen Beweis Eurer Zuverlässigkeit. Überlegt Euch das.« Ellen-Rose zögerte nicht lange, sondern sagte: »Ich bin einverstanden.«
    »Gut.« Er reichte ihr die Hand, »und wie sieht der Treuebeweis aus?«»Die Wahl muß ich Euch überlassen. Ich habe keine Ahnung, wie Piraten schwören.«
    »Ihr braucht nicht zu schwören. Und wenn Ihr es tätet, so würde Euch kein Richter auf der ganzen Welt belangen, wenn Ihr den Eid brächet. Wir machen einen Vertrag. Ich zahle Euch, je nach Leistung, eine anständige Summe. Sagen wir, für kleinere Sachen tausend und für die Lösung wichtiger Aufgaben zwischen zweitausend und fünftausend Gulden.« Sie starrte ihn ungläubig an.
    »Das mag Euch viel erscheinen«, fuhr er fort. »Es ist auch nicht gerade wenig; aber nun kommt die Gegenleistung, das heißt, wir wollen es besser Konventionalstrafe nennen, wenn Ihr den Vertrag brecht. Diese Strafe ist der unbarmherzige Tod. Und verlaßt Euch drauf, ich weiß Euch zu finden.«
    Sie lächelte. In ihrem Gesicht war nichts mehr von Sorgen zu lesen.
    »Es ist gut. Hier meine Hand. Ich betrachte den Vertrag als geschlossen.«
    Er stand auf. Es war spät geworden. Er rief den Oberbootsmann und befahl ihm, der Dame eine Kabine einzurichten.

    58

    Die Besatzung der »Utrecht« war auf die drei Schiffe verteilt worden. Die Offiziere befanden
sich auf der »Trueno«.
Marina begrüßte sie freundlich.
»Ihr habt Glück gehabt, Messieurs« — sie bediente sich
    der franzöischen Sprache, da sie das Niederländische nicht beherrschte.
    »Oui, Madame, merci bien. Wenn ihr nicht aufgekreuzt wäret, dann hätten wir lange warten können, bis ein Schiff hier vorbeigekommen wäre. Mit wem habe ich die Ehre?«
    »Marina Gräfin de Andalusia, Kapitänin dieses Schiffes, auf dessen Planken Ihr steht.« »Oh, Ihr seid Spanierin?« Er blickte am Mast empor. »Für welche Reederei fahrt Ihr, wenn ich fragen darf?« Die Flottille hatte noch immer die preußischen Flaggen gesetzt.
    »Wir fahren nicht für eine Reederei«, sagte sie. »Wir stehen in den Diensten Seiner Majestät, des Königs von Preußen.«
    »Ah, richtig, das ist ja die Flagge der Hohenzollern. Ich habe sie noch nie bei Handelsschiffen auf dem Meer gesehen.«
    Marina wußte nicht genug über preußische Geschichte, um dies bestätigen zu können. Sie begnügte sich mit einem Nicken und meinte:
    »Ihr werdet müde sein. Ich kann mir denken, daß der Pirat mit seinem plötzlichen Überfall Euch
allerhand abverlangt hat. — Ojo«, rief sie laut.
Der Riese stürmte herbei.
»Zeig den Señores, wo sie schlafen können, und laß für die Mannschaften Lager auf Deck
bereiten.«
»Sí, Señorita.«
Kapitän de Witt und seine beiden Offiziere folgten Ojo.
    »Habt Ihr schon einmal ein Schiff gesehen, das von einer Frau befehligt wurde?« wandte sich der eine der Offiziere an de Witt.Der schüttelte den Kopf.
    »Ihr seht mich genauso erstaunt. Und bei allem, was ich von Preußen weiß, kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen.«
    »Vielleicht sind wir in die Hände eines anderen Seeräubers geraten«, entgegnete der Erste Offizier. »Ich kann mir nicht helfen, ich habe ein ungutes Gefühl.«
    De Witt begnügte sich mit einem Achselzucken. Ihm war es in der augenblicklichen Situation gleichgültig, wer ihn an Land bringen würde. Jedenfalls waren sie gerettet und brauchten nicht tagelang ohne Navigationsmöglichkeiten auf der See umherzuirren.
    Als Ojo die Kabine fast erreicht hatte, kam ihnen ein Mann mit einem Hund entgegen. Es war Michel mit Karo, der ihn begleitete.
    Der Pfeifer begrüßte die unfreiwilligen Gäste und drückte ihnen sein Beileid zum Verlust des Schiffes aus.
    »Sie wollen nach Batavia, meine Herren?« fragte er auf deutsch. Die drei bejahten, erfreut darüber, verwandte Laute zu hören. Michel stellte sich vor.
    »Dann haben wir den gleichen Weg. Auch wir wollen dorthin. In Batavia soll es eine Agentur der Reederei van Groot geben. Mit dieser möchte ich mich in Verbindung setzen.«
    »Ah, interessant«, sagte de Witt. »Unser Schiff gehörte dieser Reederei.« »Dann war also der Pirat kein anderer als der, den wir suchen!« »Sie suchen Dieuxdonné?«
    »Ja. Herr van Groot auf Banda bat uns, dem Mann das Handwerk zu legen.«
    Karo hatte den Fremden eingehend beschnüffelt. Plötzlich sprang er an ihm hoch und

Weitere Kostenlose Bücher