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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Boden empor; sie gehörten zu einem Mechanismus, der Luftfahrzeuge an ihren Liegeplätzen festhielt und verhinderte, dass schwere Frachter ins Driften gerieten. In der Ferne stiegen erhöhte Scheinwerfer-Plattformen und ein schmaler Kontrollturm fast bis zum Dach des Hangars empor. Sie rannten an diesen Hindernissen vorbei und um sie herum und benutzten sie als Schutz, um der Crew der Delirium Trigger das Zielen zu erschweren. Mit Bess an der Spitze versuchte niemand, sie aufzuhalten. Hafenarbeiter gingen eilends in Deckung, eingeschüchtert vom wilden Geballer ihrer Verfolger.

    Das Tor des Hangars öffnete sich zur Nacht und den elektrischen Lichtern der Stadt. Aber das Hangardeck befand sich in zwölf Metern Höhe, und es gab keinen Weg nach unten. Die Miliz war ausgeschwärmt, um alle Treppen zu blockieren. Sie waren gefangen, aber sie rannten trotzdem, nutzten ihre Freiheit und ihr Leben bis zum letzten Moment aus. Ihnen blieb nichts anderes übrig.
    Als sie an einem weiteren Frachtgut-Haufen vorbeikamen, der darauf wartete, in eine Fregatte verladen zu werden, drosselte Bess das Tempo. Sie hob eine Kiste hoch und warf sie mühelos nach ihren Verfolgern. Die Kiste zerbarst mitten unter ihnen, und sie spritzten auseinander und liefen davon. Crake und die anderen rannten an Bess vorbei, die nun die Nachhut bildete. Als sie sich umwandte, um ihnen zu folgen, prallte ein Gewehrschuss von ihrem gepanzerten Rücken ab, und die Kugel sauste mit hohem Jaulen davon.
    Warum bin ich hierher gekommen?, dachte Crake. Diese Frage hatte er sich schon die ganze Nacht gestellt. Warum habe ich mich mit alldem einverstanden erklärt? Dumm, dumm, dumm.
    Im Laufen machte er sich aus lauter Angst die heftigsten Selbstvorwürfe, verfluchte sich für seine Dummheit. Er hätte sich einfach weigern können. Hätte sich aus der Sache heraushalten und jederzeit weggehen können. Aber er hatte sich in Freys Plan einbeziehen lassen, getrieben von Selbsthass und dem tückischen Charme seines Kapitäns. In Yortland war er bereit gewesen, das Handtuch zu werfen und Frey seinem Schicksal zu überlassen. Aber irgendwie hatte er sich dann doch bereiterklärt, in die Crew der Ketty Jay einzutreten.
    Er hatte einen Fehler gemacht. Einen Augenblick lang hatte er jenen Moment im schäbigen Hinterzimmer einer
Schenke vergessen, als Lawsen Macarde ihm einen Revolver an den Kopf gehalten und Frey befohlen hatte, die Zünd-Codes für die Ketty Jay herauszurücken. Er hatte Freys Gesichtsausdruck vergessen, diese kalten, gefühllosen Augen, wie Puppenaugen. Er hatte sich – wieder einmal – der Illusion hingegeben, Frey wäre sein Freund.
    Und darum würde er nun sterben.
    Sie wichen Maschinen aus, sprangen über Treibstoffrohre und stürmten durch die ölige Metallwelt des Hangars. Dunkles Eisen umgab sie; trübe Lichter glommen; alles war mit einer dünnen Patina von Schmutz überzogen. Hilfe hatten sie hier nicht zu erwarten. Dies war kein Ort für Mitgefühl, sondern für die gnadenlose Industrie der neuen Welt. Crake war auf Landgütern aufgewachsen, umgeben von Bäumen, und hatte nur selten einmal die Fabriken gesehen, die seine Familie reich gemacht hatten. Jetzt überkam ihn ein grimmiger Fatalismus. Es war schrecklich, hier sein Leben zu fristen, und noch schlimmer, es hier zu beenden.
    Das Deck wurde schmaler, als sie das Tor des Hangars erreichten, und splittete sich in lange Stege auf, die zu Scheinwerferstationen und Beobachtungsplattformen führten. Links und rechts von ihnen ragten Frachter und Passagiermaschinen zur Hälfte über das erhöhte Deck empor, kolossal in ihrer schäbigen Majestät. Menschen säumten das Geländer und beobachteten sie aus sicherer Entfernung in ihrer verzweifelten Lage.
    »Hier rauf!«, rief Malvery, und sie wurden auf einen Portalkran geschleust, der sich bis zum Tor des Hangars erstreckte. Er war breit genug für drei Mann nebeneinander, aber an seinem Ende befand sich lediglich eine kleine Beobachtungsplattform. Danach gab es nur noch den Todessturz zum Erdboden hinunter.

    Egal. Sie liefen weiter, bis der Kran zu Ende war, und dort blieben sie stehen.
    Die Leute von der Delirium Trigger wurden langsamer, als sie sahen, dass ihre Beute in der Falle saß. Sie versammelten sich am anderen Ende des Portalkrans, wo es Deckung gab. Zwischen ihnen und den Männern von der Ketty Jay war eine lange, freie Strecke. Dort würden sie leichte Ziele sein, und sie hatten noch immer genug Angst vor dem Golem, um seine

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