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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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diese Weise. Es war herzzerreißend. Crakes Schluchzer waren tief und wild, und sie kamen aus einer Schmerzenstiefe, die Jez ihm nicht zugetraut hätte. Als seine Geschichte sich dem Ende näherte, konnte sie ihn kaum noch verstehen. Die stoßweisen Schluchzer, die seinen ganzen Körper schüttelten, erlaubten ihm nicht einmal mehr, einen Satz zu bilden.
    »Ich habe es nicht gewusst!«, rief er mit fleckigem Gesicht. Sein Bart war nass von Tränen, und ihm lief die Nase, aber er machte sich nicht die Mühe, sie abzuwischen. Hässlich und am Boden zerstört saß er vor ihr. Es tat weh, ihn so zu sehen. »Ich wusste nicht, was ich tat! Es hat nur … es hat nicht so funktioniert, wie ich dachte. Der Tra- … Tra- … Transfer war nicht perfekt. Sie ist jetzt anders, sie ist nicht … wie sie war …« Er rang keuchend nach Luft. »Ich wollte sie doch nur retten.«
    Aber Jez konnte ihm kein Mitgefühl, keine Sympathie schenken. Sie hatte sich zu sehr verhärtet. Zwar sah sie jetzt die Tragik seiner Situation, aber wenn sie sich bereit fand, ihm zu vergeben, wenn sie auch nur ein kleines bisschen
weich wurde, gab es kein Zurück mehr. Dass er seine Nichte niedergestochen hatte, konnte man ihm vielleicht verzeihen, wenn er nicht Herr seiner selbst gewesen war. Doch was er danach getan hatte, war geradezu diabolisch.
    »Eins noch«, sagte sie. Ihre Stimme war so angespannt, dass sie kaum noch wie ihre eigene klang. »Ihr Name.«
    »Was?«
    »Die ganze Zeit über hast du mir den Namen deiner Nichte nicht genannt. Du hast es vermieden.«
    Crake starrte sie mit roten Augen an. »Du kennst ihren Namen.«
    »Sprich ihn aus!«, verlangte sie. Denn sie brauchte diesen endgültigen Abschluss, bevor sie weggehen konnte.
    Er schluckte und erstickte einen Schluchzer.
    »Bessandra«, sagte er. »Sie hieß Bessandra. Aber wir alle haben sie nur Bess genannt.«

DREISSIG
Orkmunds Ansprache – Ein bekannter Gegenstand – Frey reimt sich alles zusammen – »Erwischt!«
    Bis zum Mittag hatte sich eine große Menschenmenge vor Orkmunds Festung versammelt.
    In einem seltenen Moment architektonischen Weitblicks war die Festung vor einem großen Platz errichtet worden, auf dem Versammlungen, Märkte und gelegentliche Hinrichtungen oder Gerichtskämpfe stattfanden. Zu diesem Zweck stand eine Holzbühne in der Mitte des Platzes, die jetzt unter dem Gewicht der Zuschauer ächzte. Eine weitere, provisorischere Bühne, die unmittelbar vor der Festung aufgebaut worden war, wurde von stämmigen Männern mit Entermessern bewacht. Das würde Orkmunds Podium sein.
    Frey schob sich durch die dicht an dicht stehenden Menschen; Malvery machte ihm den Weg frei. Pinn und Jez folgten ihnen. Die Gefangenschaft auf der Ketty Jay in der vergangenen Nacht hatte Pinn einen Dämpfer versetzt, und Frey hatte ihm das Versprechen abgenommen, sich heute anständig zu benehmen. Er hatte Malvery beauftragt, dafür zu sorgen, dass er sich daran hielt, weil er wusste, dass der Doktor Pinn gern schikanierte.
    Es machte Spaß, den jungen Piloten hin und wieder zu ärgern, aber Frey wusste, wie viel es ihm bedeutete, Retribution
Falls vor ihrem Abflug zu sehen. Nur damit er sagen konnte, er sei dort gewesen. Nur damit er Lisinda an jenem Tag, wenn er im Triumph heimkehrte, um sie in die Arme zu schließen, von seinen Abenteuern erzählen konnte. Nachdem Frey seine Autorität geltend gemacht hatte, war er gern bereit, ein wenig Nachsicht mit Pinn walten zu lassen.
    Die Festung hatte die Form eines rechtwinkligen Hufeisens; zwei vorkragende Flügel umschlossen einen kleinen Innenhof. Sie wirkte glanzlos und unfreundlich, mit quadratischen Fenstern und mit Eisenbändern beschlagenen Türen. Die Mauern waren aus dunklem, schimmelfleckigem Stein. Eine Behausung für jemanden, der kein Interesse an Eleganz oder Ästhetik hatte. Ein Bollwerk.
    Eine zweieinhalb Meter hohe, chaotische Barrikade aus Metallstacheln und gekreuzten Eisenträgern, überragt von hölzernen Wachtürmen, zog sich um die Festung herum. Die Wachtürme waren von Piraten mit Gewehren bemannt, die die Menge unter ihnen musterten, zweifellos, um sich zu überlegen, wen sie zuerst erschießen würden, wenn sie die Gelegenheit dazu bekämen. In der Mitte der Barrikade befand sich ein primitives Tor, eine dicke Metallplatte auf Rollen, die hin und her geschoben werden konnte, um Zugang zu dem Hof zu gewähren.
    Frey und die anderen kämpften sich gerade zu einer Stelle durch, von der aus man gute Sicht hatte, als

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