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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Erkenntnissen anderer Echotheoretiker und seinen eigenen Ideen beruhten. Er hatte einen Frequenzbereich ermittelt, in dem er das Gesuchte wahrscheinlich finden würde. Und nun begann er mit der eigentlichen Jagd.
    Die Echokammer vibrierte und heulte, als er den Frequenzbereich absuchte. Beim Dämonismus ging es ebenso sehr um Gefühl und Instinkt wie um Wissenschaft. Crake schloss die Augen, konzentrierte sich und drehte langsam an den Reglern.
    Da war es. Dieses unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden. Er hatte etwas gefunden. Jetzt musste er es einfangen, bevor es ihm entschlüpfte.
    Er baute neue Resonanzen auf, fing oben und unten an und bewegte sie dann im Versuch, die Gestalt des Wesens zu erfühlen, aufeinander zu. Er hielt inne, sobald er dessen Widerstand spürte.
    Die Reaktion war jetzt deutlicher: ein kaltes Zittern, ein schwaches Schwindelgefühl und eine leichte Desorientiertheit. Er musste die Augen offen halten. Wenn er sie schloss, kippte er nach vorn.
    Er schaute auf die Regler. Das Ding war riesig. Es breitete sich über den ganzen Ultraschallbereich aus.
    Lass es frei, sagte er sich. Lass es frei. Es ist zu groß.
    Aber er hatte es jetzt. Mit seiner Standardausrüstung konnte er so etwas unmöglich im Griff behalten. Es würde einfach in eine andere Frequenz wechseln und entkommen. Doch mit der Echokammer konnte er es festhalten, konnte es mit verwirrenden, sich überlagernden Signalen bombardieren.
    Er konnte diesen Dämon kriegen. Vergiss den Golem, vergiss alles andere. Er wollte ihn sehen, einfach nur sehen! Dann würde er ihn zurückschicken.

    Aufgeregt, in einem von der Angst ausgelösten, rauschhaften Zustand, betätigte er fieberhaft die Regler. Er baute weitere Vibrationen auf, suchte die Primärfrequenzen des Dämons, engte die Bandbreite immer mehr ein, bis er sie traf. Der Dämon wechselte die Wellenlängen, um aus dem Käfig zu entkommen, aber er folgte ihm, ließ ihn nicht mehr los. Je näher er kam, desto weniger Platz blieb dem sich windenden Dämon.
    Die Luft dröhnte. Die Echokammer pulsierte von unsichtbaren Energien.
    Spucke und Blut, es funktioniert! Es funktioniert tatsächlich!
    Sobald er ihn einigermaßen fixiert hatte, ging er von der Konsole zur Echokammer hinüber und spähte hinein. Durch das Bullauge in der Tür sah er, dass die Kugel leer war. Aber er ließ sich nicht entmutigen. Im Innern verzerrten sich die Perspektiven, und die Luft verformte sich auf eine Weise, dass ihm die Augen tränten. Irgendetwas kam. Vor lauter Angst und Faszination bekam er kaum noch Luft. Er beugte sich nah an das dicke Glas und versuchte, tiefer hineinzuschauen.
    Ein kolossales, wahnsinniges Auge starrte zu ihm heraus.
    Er schrie auf und wich so rasch von dem Bullauge zurück, dass er stürzte. Sein Herz hämmerte schmerzhaft. Dieses riesige Auge war aus dem Nichts gekommen, war in seiner Realität aufgetaucht und hatte sich in sein Bewusstsein gebrannt. Er sah es jetzt, unglaublich groß; es gehörte zu etwas so Gewaltigem, dass die Echokammer es nicht in sich aufnehmen konnte.
    Es gab einen wuchtigen Schlag, und die Echokammer schwankte zu einer Seite. Crake blieb wie gelähmt dort sitzen, wo er zu Boden gefallen war. Erneut das Geräusch einer Riesenfaust, die auf etwas einschlug. Die Echokammer beulte sich aus.

    O nein. Nein, nein.
    Er rappelte sich auf und lief zur Konsole. Weg mit ihm, nur weg mit ihm, wie auch immer.
    Ein weiterer Schlag, der das ganze Sanktum erschütterte. Die elektrischen Lampen flackerten. Eine kippte um und fiel zu Boden. Crake geriet ins Taumeln, stolperte weiter.
    Und dann hörte er sie schreien.
    Der Laut ließ ihn bis ins Innerste erstarren. Er war schrecklicher als alles, was er sich vorstellen konnte; schrecklicher als das Ding in der Echokammer. Seine Welt kippte in den urtümlichen, unentrinnbaren Horror eines Alptraums, als er zu seiner Nichte hinüberschaute, die in ihrem weißen Nachthemd dastand. Sie war knapp außerhalb des Kreises der Resonatormasten, wie gelähmt vor Entsetzen über das, was sie sah.
    Er würde nie erfahren, wie sie an den Schlüssel zum Weinkeller gelangt war. Vielleicht hatte sie an irgendeinem staubigen, verborgenen Ort einen alten Zweitschlüssel gefunden. Hatte sie diesen Augenblick von da an geplant? Hatte sie nicht schlafen können, weil sie es kaum erwarten konnte, das geheime Wunderland der Spielsachen zu sehen, in dem ihr Onkel Grayther arbeitete? Hatte sie sich den Wecker gestellt, um mitten in der Nacht

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