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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Ratte gerade die Wirkungen des Zahns abschüttelte und mit seinem Entermesser zum Stoß ausholte. Diesmal fand der Hahn die Patrone. Die Kugel traf Ratte mit ohrenbetäubendem Knall mitten ins Gesicht, und aus seinem Hinterkopf spritzte ein Geysir aus rotem Nebel. Er taumelte ein paar Schritte zurück und brach auf einem Seilhaufen zusammen.
    Macarde stolperte zur Tür, wobei er Schrank unklugerweise in die Schusslinie geriet. Während der letzte Gorilla die beiden Gefangenen ins Visier zu nehmen versuchte, warf Frey sein Entermesser weg, flitzte durch den Raum und schnappte sich die Repetierflinte, die Hängeauge auf dem Fass liegen gelassen hatte. Schrank schob seinen Boss hinter sich, um freie Schussbahn auf Crake zu haben, allerdings nur mit dem Erfolg, dass er ein gutes Ziel für Frey bot, der die Flinte mit lautem Gebrüll in seine Brust entleerte.
    Binnen Sekunden war alles vorbei. Macarde war fort. Sie hörten seine schnellen Schritte draußen auf dem Treppenabsatz, dann lief er die Treppe hinunter und rief dabei lauthals nach seinen Männern. Frey steckte sich die Flinte in den Gürtel und hob sein Entermesser auf.
    »Strecken Sie die Hände aus«, sagte er zu Crake. Dieser gehorchte. Das Entermesser blitzte auf, und die Fesseln wurden durchtrennt. Er warf es Crake zu und streckte ebenfalls die Hände vor.
    »Machen Sie schon.«
    Crake wog die Waffe in den Händen. Er hörte nach wie
vor den leisen Gesang der harmonischen Resonanz, mit der er den Dämon in die Klinge gebunden hatte. Er überlegte, wie es sich anfühlen würde, sie dem Kapitän in die Eingeweide zu stoßen.
    »Wir haben keine Zeit, Crake«, drängte Frey. »Sie können mich später noch hassen.«
    Crake war kein Schwertkämpfer, aber eine winzige Bewegung aus dem Handgelenk reichte, und das Entermesser erledigte den Rest. Es fuhr sauber durch die Lücke zwischen Freys Händen und zerteilte den Strick. Crake warf Frey das Entermesser zurück, ging zu Rattes Leichnam und zog die Pistole aus dessen Halfter.
    Frey lud die Flinte nach. »Bereit?«
    Crake deutete mit einer schwungvollen Geste sarkastischer Galanterie auf die Tür. Bitte nach Ihnen.
    Draußen war ein Balkon mit Blick auf eine halbdunkle Wirtsstube. Der muffige Geruch von Rauch und verschüttetem Wein stieg ihnen in die Nase. Zu dieser frühen Morgenstunde war das Wirtshaus leer; auf den Tischen häuften sich noch die Hinterlassenschaften der Zechgelage in der vergangenen Nacht. Hohe Fensterläden hielten das fahle Tageslicht fern. Macarde schrie irgendwo dort unten herum und schlug Alarm.
    Zwei Männer sprangen die Treppe herauf, als Frey und Crake herauskamen. Macardes Männer, Pistolen schwingend, Mordlust im Blick. Sie sahen Frey und Crake einen Moment, bevor der Erste in Crakes Kotzelache ausglitt; niemand hatte daran gedacht, sie aufzuwischen. Er krachte schwer auf die Stufen, und sein Begleiter stolperte über ihn. Frey feuerte zweimal mit seiner Flinte auf sie und zertrümmerte dabei die hölzernen Geländerpfosten. Die beiden standen nicht mehr auf.

    Frey und Crake liefen zu einer Tür am anderen Ende des Balkons, als unten in der Wirtsstube vier weitere Männer erschienen. Sie rissen die Tür auf und huschten hindurch, begleitet von einem Kugelhagel.
    Jenseits der Tür befand sich ein Korridor. Die Wände waren in einem stumpfen, vom Alter abblätternden Anstaltsgrün gestrichen. Mehrere Türen in angeschlagenen Rahmen gingen von dem Korridor ab: Zimmer für Gäste, die alle klugerweise blieben, wo sie waren.
    Frey lief voran. Der Korridor endete vor einer Reihe hoher, mit Fensterläden verschlossener Fenster. Ohne innezuhalten, pumpte er die verbliebenen Patronen der Flinte in sie hinein. Glas splitterte, und die Läden rissen aus ihren Angeln. Frey sprang durch die Lücke, die sich auftat, und Crake folgte ihm mit einem unaufhaltsamen, von Angst befeuerten Schwung.
    Ihr Sturz endete schon nach wenigen Metern auf einer abschüssigen Kopfsteinpflasterstraße zwischen hohen, baufälligen Häusern. Über ihnen drang eine schwache Sonne durch dunstige Wolkenschichten.
    Crake landete ungeschickt und fiel auf die Knie. Frey zog ihn hoch. Auf seinem Gesicht war wieder jenes vertraute, schalkhafte Lächeln erschienen. Eine Erinnerung an den Mann, den Crake zu kennen geglaubt hatte.
    »Ich verspüre den plötzlichen Drang, weiterzuziehen«, erklärte Frey, während er Crake abklopfte. »Offene Himmel, neue Horizonte und so weiter.«
    Crake schaute zu dem Fenster hinauf, aus dem

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